Nach Angaben von IP-Suisse sollte bei der mechanischen Unkrautbekämpfung das Ziel sein, in der Bestockung des Wintergetreides einen maximalen Unkrautanteil von 5 Prozent an der Bodenbedeckung zu haben. Denn in dieser Phase gilt die Kultur als besonders sensibel auf Konkurrenz durch unerwünschte Pflanze im Feld. Der Boden sollte fürs Streigeln nicht zu nass, sondern krümelfähig sein, damit die kleinen Unkrautpflänzchen zuverlässig ausgerissen bzw. verschüttet werden. Je früher gefahren werden kann, desto aggressiver ist die empfohlene Einstellung des Geräts. 

Hier finden Sie ein ausführliches Merkblatt und Videos von IP-Suisse zum Herbizidverzicht

Wenn die Kultur elastisch ist

AboHerbizidfreiMechanische Unkrautbekämpfung: «Der Blick zurück muss weh tun»Donnerstag, 22. Februar 2024 Die Deutsche Landwirtschaftliche Gesellschaft (DLG) rät ausserdem, nach Möglichkeit am späteren Vormittag die mechanische Unkrautbekämpfung durchzuführen. Zu dieser Tageszeit nehme der Zelldruck in den Pflanzen ab, was sie elastischer mache und die Gefahr für Schäden an der Kultur senke. Das ideale Wetter wäre sonnig und leicht windig, damit ausgerissenes Unkraut zuverlässig vertrocknet und nicht etwa wieder anwurzelt.

Welches Gerät passt am besten?

Obwohl bei der mechanischen Unkrautbekämpfung im Getreide in der Regeln vom «Striegeln» gesprochen wird, gibt es doch verschiedene Geräte dafür. Neben einem klassischen Zinkenstriegel etwa der anpassungsfähigere Präzisionstriegel oder ein drehend arbeitender Rollstriegel. Auch eine schwere Rollhacke kann von Vorteil sein. Das Inforama Zollikofen stellt in einem Video Präzisionsstriegel, Rollstriegel und Rollhacke vor:

[IMG 2]


Striegel: Klassiker im festen Rahmen

[IMG 3]

Je nach gewünschter Aggressivität und Kulturstadium kann ein Zinkenstriegel laut DLG mit 2–5 bzw. 5–10 km/h gezogen werden. Je schneller man unterwegs ist, desto besser ist die Verschüttung des Unkrauts – es steigt aber auch die Gefahr, dass die Kultur Schaden nimmt. Ab dem 1- bis 2-Blatt-Stadium sei ein flaches Striegeln möglich, ab dem 3-Blatt-Stadium wird die Empfindlichkeit des Getreides als eher gering eingeschätzt und Striegeln sei «gut möglich». Ab Beginn des Schossens sollte die mechanische Unkrautbekämpfung im Winterweizen grundsätzlich abgeschlossen sein. Da mit jedem Durchgang neue Unkrautsamen zum Keimen angeregt werden, solle man sich fürs Striegeln am neu aufkommenden Unkraut orientieren.

Zwei Grundsysteme
Man unterscheidet beim Zinkenstriegel zwischen zwei Grundsystemen: dem klassische Zinkenstriegel mit starren Striegelfeldern und dem Präzi­sionsstriegel. Bei Letzterem kann sich jeder Zinken einzeln der Bodenoberfläche anpassen.

Wirkungsgrad über 80 Prozent
Am Inforama hat man einen Treffler-Präzisionsstriegel vorgeführt. Er verfügt über einen festen Grundrahmen, die Zinken sind einzeln via Seile gespannt und von einer Feder gehalten. Ausserdem sind zwei der sechs Tasträder des Striegels mit 9,2 m Arbeitsbreite und vier Hydraulikzylindern zum Klappen hinten angebracht und schwenken in der Kurve mit. Wichtig sei in der Grundeinstellung, den Rahmen parallel zum Boden auszurichten, hält das Inforama fest. Pro Durchgang mit dem Zinkenstriegel rechnet die DLG mit 1 bis 3 % Kulturpflanzenverluste, das Inforama geht von total etwa 10 % aus – was das Getreide aber kompensiere. Im Fädchen- und Keimblattstadium des Unkrauts ist gemäss DLG ein Wirkungsgrad über 80 % je Durchgang mit dem Zinkenstriegel erreichbar, mit zunehmender Grösse der Pflanzen nehmen aber Ausreiss- und Verschüttwirkung sehr schnell ab. Im Inforama-Versuch kam der Treffler-Striegel dem Klettenlabkraut nicht bei – dieses gilt wegen seiner tiefen Wurzeln als grosses Problem für die mechanische Unkrautbekämpfung und kann kaum mit dem Striegel erfasst werden.


Drehend gegen Verstopfung

[IMG 4]

Rollstriegel werden vom Hersteller z. B. für Mulchsaatbestände empfohlen, da die sternförmig drehend montierten Zinken kaum zur Verstopfung neigten. Ausserdem mache es die drehende Arbeitsweise der schräg gestellten Sternräder möglich, auch in grösseren Beständen gegen Unkraut vorzugehen, denn die Kulturpflanzen werden nicht mitgeschleift.

Aggressiver heisst langsamer
Je aggressiver der Striegel eingestellt ist, desto langsamer sollte das Tempo sein (maximal 10 km/h). Bei Bedarf lasse sich der Druck auf die Sternräder so weit reduzieren, dass sich die Bearbeitung etwa bei leichten Böden quasi auf ein «Streicheln» beschränke. 

Grösstenteils unbeschädigt
Im Fall des Inforamas war ein Rollstriegel mit 6 m Arbeitsbreite im Einsatz, dessen drei Elemente via Hydraulikzylinder einzeln vorspannbar sind. Das Getreide blieb nach einem Durchgang grösstenteils unbeschädigt. Mit dem Roll­striegel könne ein ähnlicher Wirkungsgrad erzielt werden wie bei einem herkömmlichen Zinkenstriegel. Auch bei diesem Gerät ist es wichtig, dass die Unkräuter bei der Bekämpfung möglichst klein sind. 


Der schwere Krustenbrecher

[IMG 5]

Bei der Rollhacke handelt es sich um ein massiv gebautes Arbeitsgerät. Das Modell, welches das Inforama Zollikofen getestet hat, wiegt bei einer Arbeitsbreite von 4,8 m etwa 1800 kg. Die in zwei Reihen angeordneten Sterne sind an einem Klapprahmen aufgehängt. Für das Handling dieser Rollhacke gebe der Hersteller eine minimale Traktorenleistung von 100 PS an. Aufgrund des Gewichts würden jedoch meistens grössere ­Traktoren ab 120 PS benötigt. Gemäss Inforama braucht es für ein sauberes Arbeiten mit dem Gerät eine Geschwindigkeit von 12 bis 22 km/h. Die Aggressivität lässt sich einerseits via hydraulische Druckeinstellung aus der Traktorkabine regeln, andererseits können die Rollsterne in umgekehrter Ausrichtung montiert werden.

Wichtige Tiefenführung
Als grosse Stärke der Roll­hacke gilt ihre Fähigkeit, Verkrustungen aufzubrechen. Dies gelingt sowohl bei verschlämmter, lehmiger oder toniger Bodenoberfläche als auch bei eingetrockneter Gülle. Dünger werde gut eingear­beitet. Wie die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) in einem Merkblatt schreibt, sei zudem die Kulturschonung trotz hoher Arbeitsgeschwindigkeiten auch in empfindlichen Stadien «überraschend gut». Wichtig seien Stützräder für eine sichere Tiefenführung und wiederholte Überfahrten seien zu vermeiden, um den Boden nicht doch zu tief zu bearbeiten.

Gut in Kombination
Auf lockeren Sandböden komme die Rollhacke an ihre Grenzen, da sie dort keine zusammenhängenden Bodenteile herausbrechen könne. Schwierig seien aus­serdem stark verwurzelte Unkräuter, heisst es beim Inforama. Eine gute Lösung sei daher die Kombination der Rollhacke mit einem anschlies­senden Striegeldurchgang. Wie die DLG anmerkt, sei so ein vergleichbarer Regulierungs­erfolg wie bei Getreide als Hackfrucht möglich – bei hoher Flächen­leistung und tieferen Anschaffungskosten.