Diese Grafik von Meteo Schweiz veranschaulicht eindrücklich die landesweite Verbreitung der Trockenheit. (Bild Screenshot meteoschweiz.admin.ch)
Hoffnung auf Regen
Die Einschätzungen von Sandra Helfenstein und Pierre-Yves Perrin beruhen beide auf der Hoffnung auf Regen in den nächsten Tagen. Das sollte im launenhaften April ja eigentlich kein Problem sein. «Die Wechselhaftigkeit ist zwar vielleicht das häufigste April-Muster, das wir aus der Vergangenheit gut kennen. Aber nicht jeder April läuft nach demselben Muster ab», sagt Stephan Bader von Meteo Schweiz. Die Niederschlagsmengen im April hätten sich über lange Zeit betrachtet nicht signifikant verändert. «Gleichzeitig sehen wir, dass der April auf der Alpennordseite in den letzten 20 Jahren deutlich sonniger geworden ist», sagt Bader. Mehr Sonnenschein heisse auch mehr Verdunstung. Die Sonnenscheindauer hat nördlich der Alpen bis Aprilmitte bereits den Durchschnittswert erreicht; das Potenzial für eine hohe Monatssumme ist also hoch.
Flächendeckender Regen scheint auszubleiben
Umso banger wird der Blick auf die Prognose für die nächsten Tagen, welche kaum Niederschläge verspricht. «Allerdings schwächt sich das aktuell wetterbestimmende Hochdruckgebiet ab und in der Folge scheint sich eine etwas wechselhaftere Phase einzustellen», sagt Stephan Bader. Am Wochenende (18. und 19. April 2020) seien sowohl am Samstag als auch am Sonntag gebietsweise Schauer möglich, besonders über den Bergen. Aber: Flächendeckend nass dürfte es nicht werden. Wenn doch, dann eher erst im Laufe der nächsten Woche (ab dem 20. April 2020).
Man erinnert sich an das Dürrejahr 2018
Aber solche Langzeitprognosen seien mit einer relativ grossen Unsicherheit verbunden. «Laut diesen dürften sich die Niederschlagsmengen und die Temperaturen im letzten April-Drittel und im ersten Mai-Drittel um das langjährige Mittel bewegen», sagt Bader.
Ob das die bangenden Landwirtinnen und Landwirt beruhigen kann, muss offenbleiben. «Die Wetteraussichten für die nächsten Tage wecken bei vielen Bauern Erinnerungen an das extreme Dürrejahr 2018», sagt Sandra Helfenstein vom SBV.
Mehr zum Trockenjahr 2018: Die Landwirtschaft im Jahr 2018
Weniger Austrocknung bei tieferen Böden
Und auch ein Blick auf eine aktuelle ETH-Studie namens «Swiss Soil Moisture Experiment» lässt diese Bedenken aufkommen. Im Rahmen dieser Studie wird seit 10 Jahren die Bodenfeuchte in der Schweiz erfasst und verglichen. Dabei zeigt sich, dass der Frühling 2020 seit Beginn der Aufzeichnungen der bisher trockenste ist. Auch wenn sich dies in den nächsten Tagen noch ändern kann, regt es zum Nachdenken an.
Verbreitet besteht ein Niederschlagsdefizit
Und auch ein Blick auf die aktuellen Ergebnisse des Nationalen Forschungsprojektes Drought-CH, bei dem die ETH Zürich, die Universität Zürich, das WSL, Meteo Schweiz und die Universität Freiburg im Breisgau beteiligt sind, bringt ähnliches zutage. Auch dort zeigt sich ein verbreitetes Niederschlagsdefizit in der gesamten Schweiz.
Wenig Wasser mindert den Ertrag
Dr. Annelie Holzkämper von der Forschungsgruppe Klima und Landwirtschaft vom Schweizer Kompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung Agroscope in Zürich kann aufgrund von Studien belegen, dass die Trockenheit der Böden eine ertragslimitierende Rolle bei der Pflanzenproduktion in der Schweiz spielt, weil es zu Wasserdefiziten kommt. «Die Pflanzen können über die Wurzeln nicht mehr genügend Wasser aufnehmen, um ihren Wasserbedarf voll zu erfüllen», sagt die Forscherin. Auf tiefgründigeren Böden treten solche Wasserdefizite meist weniger schnell auf, da tiefwurzelnde Pflanzen auf Wasser aus tieferen Bodenschichten zurückgreifen können.