Junge, eiweissreiche Weiden werden im Herbst gerne noch einmal vor der Winterpause genutzt. Dabei kann es bei den Kleinwiederkäuern zu Pansenalkalosen (Pansenfäulnis, also das Gegenteil einer Pansenübersäuerung) kommen.

Stark beanspruchte Leber

Bei der Eiweissverdauung der Wiederkäuer entsteht im Pansen, durch die mikrobielle Spaltung von pansenverfügbarem Proteinen und stickstoffhaltigen Substanzen, Ammoniak. Zusammen mit der pansenverfügbaren Energie reproduzieren sich die Mikroben und bilden damit das wertvolle Mikrobenprotein. Überschüssiger Ammoniak wird durch die Pansenwand aufgenommen und anschliessend in der Leber zu Harnstoff umgewandelt. Die Leber wird dadurch stark beansprucht. Langanhaltende Eiweissüber-schüsse sollten zum Schutz der Leber unbedingt vermieden werden. Die grossen Mengen am Ammoniak führen zu einem Anstieg des Pansen-pH und können somit zu einer Pansenalkalose führen.

Die Krankheit macht sich bei den Schafen und Ziegen schleichend bemerkbar, kann aber im Extremfall innerhalb von 48 Stunden zum Tod führen. Die Tiere fressen nicht mehr, zeigen Durchfall, Schwäche und liegen viel. Ebenfalls wird eine erhöhte Atem- und Herzfrequenz festgestellt. Um die Pansenalkalose vorzubeugen, ist eine art-, leistungsgerechte sowie ausgeglichene Ration unabdingbar. Es gilt, Fütterungsumstellungen langsam vorzunehmen. Am besten über zwei Wochen hinweg. Auf üppigen, leguminosenreichen Beständen empfiehlt sich eine Schnittnutzung oder eine ausreichende Ergänzung mit strukturreichem Futter wie Heu während der Beweidung.

Weniger Eiweiss, mehr zum Wiederkäuen

Tritt die Krankheit dennoch auf, gilt es als erstes, die Fütterung anzupassen respektive den Eiweissgehalt der Ration zu reduzieren. Das Verfüttern von Heu für eine ausreichende Wiederkauaktivität und Speichelbildung hilft, den Pansen-pH zu neutralisieren. In schweren Fällen muss Pansensaft direkt angesäuert werden. Entweder über Milchsäurewasser resp. Essigwasser, Natriumpropionat oder frischem Pansensaft von fistulierten Wiederkäuern. Bei tierärztlicher Betreuung werden zudem entzündungshemmende sowie kreislaufstabilisierende Medikamente verabreicht. Der überschüssige Harnstoff kann auch zu Fruchtbarkeitsproblemen führen. Denn hohe Harnstoffkonzentrationen in den Geschlechtsorganen reizen die Schleimhaut und führen unter anderem zum embryonalen Frühtod.