Das Problem ist bekannt. Grundsätzlich gilt, dass Lungenentzündungen bei Kälbern in einem Betrieb ohne Zukauf nicht oder fast nicht auftreten sollten. Werden sie gehäuft beobachtet, so kann dies eine Folge der frühen Schwächung der Kälber durch eine ungenügende Biestmilchaufnahme sein. Diese wiederum ist eine der wichtigsten Ursachen für Durchfälle. Und Kälber, die in den ersten Lebenswochen eine mehr oder weniger schwere Durchfallerkrankung durchlebt haben, erkranken anschliessend mit höherer Wahrscheinlichkeit aufgrund der insgesamt schlechten Konstitution an einer Lungenentzündung. Denn schon der Volksmund weiss: viele Jäger sind des Hasen Tod.

Lange genug galtstehen lassen und Spurenelemente füttern

Zunächst einmal möchte ich somit zurückfragen, ob die Mutterkühe nach dem Absetzen des letztjährigen Kalbes mindestens fünf Wochen galtstehen, bevor sie erneut kalben? Das ist eine wichtige Voraussetzung für eine ausreichende Menge qualitativ hochwertiger Biestmilch – die wiederum das Neugeborene vor wichtigen Durchfallerregern schützt. Meine zweite Frage bezieht sich auf die Spurenelementversorgung der Muttertiere: Erhalten diese über ein geeignetes Mineralfutter ausreichende Mengen an Selen und Kupfer? Gerade ein Selenmangel kann zu Trinkschwäche führen und damit Durchfälle indirekt begünstigen. Der Bestandestierarzt kann Blutproben bei drei hochtragenden Muttertiere nehmen und diese in einem Labor untersuchen lassen. Das schafft Klarheit. Es empfiehlt sich zudem, Blut von Kälbern untersuchen zu lassen, die älter sind als 24 Stunden und jünger als 10 Tage. Über die Bestimmung der Konzentration des Gesamtproteins lässt sich eine belastbare Aussage machen, ob die Kälber tatsächlich ausreichend Biestmilch bekommen haben.

Gefahren von der Kunstwiese

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Fütterung der Mutterkühe während der letzten zwei Wochen vor der Kalbung: Die ausschliessliche Fütterung von gesundem Heu von Naturwiese bietet am ehesten die Gewähr, dass die Kälber die Milch gut vertragen. Stammt das Heu jedoch von intensiv gedüngter Kunstwiese, so können die damit einhergehenden hohen Zuckerkonzentrationen (bis zu 200 g/kg TS) zu Problemen führen. Dies gilt auch für Rationen, die auf sehr trockener Grassilage basieren. Diese wurden häufig bei der Silierung schlecht verdichtet und sind kaum durchgesäuert (pH > 4,8). Damit neigen sie zur Nacherwärmung und Hefen vermehren sich in kürzester Zeit. Fatal für die Kälber.

Die Sonne macht die Box sauber

Ein letzter Punkt betrifft die Abkalbebox. Zur Vermeidung von Durchfällen ist es ratsam, dass gerade bei einer saisonalen Abkalbung möglichst zwei Abkalbebereiche zur Verfügung stehen. Diese sollten mindestens alle zwei Wochen gewechselt werden, so dass ein Bereich stets besenrein gemistet mehrere Tage leersteht. Man kann so die desinfizierende Wirkung von UV-Strahlung ausnützen, die in normalem Tages- bzw. Sonnenlicht enthalten ist. Der Infektionsdruck insbesondere durch die als Durchfallerreger gefürchteten Cryptosporidien kann so wirkungsvoll reduziert werden. Und wer trotz dieser Hinweise nicht weiterkommt, konsultiert einfach den Kälbergesundheitsdienst, der in Zusammenarbeit mit dem Bestandestierarzt gerne weiterhelfen wird.