Die biologische Tierhaltung ist weltweit immer noch eine Nische, aber es gibt einige gut strukturierte Beispiele, welche die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbaucher auf der ganzen Welt bedienen. In Brasilien ist das Lebensmittelunternehmen Korin eine Referenz bei dieser Art der Produktion von Geflügel, Eiern, Honig und Rindfleisch.

Religiöse Landwirtschaft

Das Unternehmen wurde 1994 mit einer Geschäftsvision gegründet, die auf der religiösen Philosophie der «Natürlichen Landwirtschaft» basiert, die von dem japanischen Einwanderer Mokiti Okada entwickelt wurde. Diese Methode zielt auf ein Gleichgewicht zwischen der menschlichen Gesundheit, der Erhaltung der Landwirte auf dem Land und der nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen ab.

So ist das Unternehmen beispielsweise Vorreiter bei der Aufzucht von Hühnern ohne Verwendung von GVO-Getreide und ohne Antibiotika, sei es zu therapeutischen Zwecken oder als Wachstumsförderer. Bei der Rinderzucht arbeitet Korin Alimentos mit mindestens 40 kleinen Viehzüchtern zusammen, denen sie Technologien zur Anwendung der Methode der «Natürlichen Landwirtschaft» vermitteln.

Dieser japanische Glaube besagt, dass das natürliche Zusammenspiel von Boden, Pflanzen und Tieren Lebensmittel hervorbringt, die mit Lebensenergie ausgestattet sind. «Das stillt den geistigen Hunger des Menschen und sorgt für eine gute Gesundheit», erklärt Luiz Carlos Demattê Filho, CEO von Korin.

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Umsatz verdoppeln

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Marke Korin Alimentos 40 Millionen Euro des Gesamtumsatzes der Korin-Gruppe von 48 Millionen Euro. In zwei Jahren sollen es 80 Millionen Euro sein. Heute hat das Unternehmen 340 integrierte Produzentinnen und Produzenten und 420 Mitarbeitende. Das Unternehmen verfügt über ein Portfolio mit mehr als 240 Bioprodukten und plant die Einführung von 35 neuen Produkten, die Gesundheit und «Convenience» miteinander verbinden sollen, wie beispielweise Bio-Pouletspiesse für den Grill. Nur das Biogetreide wird von ausserhalb des Unternehmens bezogen.

Hohe Preise

Die biologische Tierproduktion in Brasilien hat aber viele Herausforderungen: Von fehlenden Lieferanten und technologische Alternativen, über hohe Steuern und fehlender Unterstützung. «Wir gehen unseren Weg allein, fast ohne öffentliche Unterstützung – so bräuchte der Biosektor als Ganzes beispielsweise einen viel grösseren Massstab was Getreide betrifft», betont Luiz Carlos Demattê Filho und verweist dabei auf die Besteuerung, die für konventionelles und biologisches Getreide in Brasilien gleich hoch ist. Das Problem sei, dass Biogetreide das Doppelte koste und sie deshalb nominell auch das Doppelte zahlten. «Ein Sack Bio-Mais kostet beispielsweise doppelt so viel wie ein Sack mit konventionellem Mais, wird aber mit dem gleichen Steuersatz belastet», erklärt der CEO und ergänzt: «Auch Bio-Fleisch ist deswegen teurer und so hat es von aussen den Anschein, als wollten die Bioproduzenten viel verdienen, aber das ist nicht der Fall.»

Dennoch glaubt Luiz Carlos Demattê Filho, dass Bio-Lebensmittel in Zukunft für die Mehrheit der Menschen zugänglich sein werden. «Wenn ich nicht daran glauben würde, wäre ich nicht mehr hier – Bioprodukte werden durch die technologische Entwicklung, das Bewusstsein und die soziale Entwicklung für die Mehrheit der Bevölkerung irgendwann bezahlbarer und dadurch verfügbarer», bekräftigt er.

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Auswirkungen von Covid-19

Luiz Carlos Demattê Filho erklärt, dass die Pandemie «ein Meilenstein» für die Menschen war, mehr nachhaltige, gesündere und hochwertigere Lebensmittel zu suchen. Genau in diesem Bereich will Korin darum auch vorankommen. «Covid-19 hat die Sichtweise der Menschen auf Lebensmittel grundlegend verändert und der Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit ist vielen viel klarer geworden – es gibt einen klaren Aufwärtstrend, wir kämpfen aber noch mit Problemen bei der Lieferkette», sagt Luiz Carlos Demattê Filho.

Aus diesem Grund wird das Unternehmen 12,8 Millionen Euro investieren, um seine Geflügel- und Eierproduktionsanlagen in der Stadt Ipeúna im Bundesstaat São Paulo zu erweitern und zu verbessern. Davon werden 9 Millionen Euro in eine neue Fabrik investiert, die voraussichtlich ab der zweiten Hälfte des Jahres 2023 vorgefertigte Geflügel- und Rindfleischstücke herstellen soll.

Ausbau der Produktionsbetriebe

Die verbleibenden 3,8 Millionen Euro sind für Effizienzsteigerungen in Geflügel- und Eierverarbeitungsbetrieben bestimmt. Wenn die neuen Anlagen vollständig in Betrieb sind, dürften sie die Produktionskapazität praktisch verdreifachen. Derzeit produziert und verarbeitet das Unternehmen täglich 23’000 Bio-Mastpoulets und 150’000 Eier. Es wird erwartet, dass sich diese Menge bis Ende 2022 aufgrund dieser Effizienzsteigerungen verdoppeln wird.

Bei den Rindern hat die Korin-Gruppe im vergangenen Juli eine neue Linie von Bio-Rindfleisch aus der Pantanalregion auf den Markt gebracht. Diese Region beherbergt die traditionsreichsten Rinderproduzenten Brasiliens und steht beispielhaft für traditionelle und nachhaltige Viehzuchtpraktiken. Die Korin-Bio-Rinder leben ihr ganzes Leben lang in Freilandhaltung, wobei sie alle ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können. Bei Verletzungen und eventuellen Krankheiten werden die Tiere individuell behandelt und die tierärztliche Behandlung beschränkt sich laut Korin auf pflanzliche Arzneimittel und Homöopathie.

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