Es sah zappenduster aus für die kleine Eule mit den grossen gelben Augen: Um das Jahr 2000 waren in der Schweiz nur noch Restbestände des Steinkauzes übrig, der Vogel hatte durch die Rodung vieler Hochstammbäume und der Intensivierung der Landwirtschaft seinen Lebensraum verloren. Gerade rechtzeitig konnte dank verstärkter Artenförderung und zahlreichen Projekten ein Aussterben verhindert werden, schreibt Bird Life Schweiz. Der Verband hat den Steinkauz zum Vogel des Jahres 2021 gewählt. 

Lebensraum heisst Nistplatz und Jagdgebiet

Heute gibt es schweizweit 149 Steinkauz-Reviere. Damit sich die kleine Eule wohlfühlt, braucht es alte Bäume zum Nisten und als Sitzwarten sowie eine strukturreiche Landschaft mit Kleinstrukturen wie Hecken und einem Mosaik aus kurzen, gemähten oder beweideten Flächen, offenem Boden und überständigem Grasland. So kann das Käuzchen sich und seinen Nachwuchs mit genügend Futter versorgen. 

 

Steckbrief Steinkauz

Höchstalter: 12 Jahre, 20 Tage alte Jungvögel erkunden die Äste um ihre Bruthöhle zu Fuss, bevor sie fliegen können

Körper: 22 cm gros und etwa 200 g schwer

Federkleid: Braun-creme-gescheckt mit cremefarbenen Streifen über den gelben Augen

Aktivität: Vorwiegend nachts auf der Jagd, kann aber auch tagsüber beobachtet werden

Brutplatz: Höhlenbrüter in alten Bäumen, Häusern oder Mauernischen

Nahrung: Mehrheitlich grosse Insekten, Kleinsäuger (vor allem Wühlmäuse), Würmer

Jagd: Lauert auf den unteren Ästen von Bäumen oder Sitzwarten oder marschiert über den Boden

Jagdgebiet: Abwechslungsreiche Vegetation mit ungemähten und kurzen Flächen, extensive Weiden, Bunt- und Rotationsbrachen, Kleinstrukturen mit benachbarten Bäumen

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Alte und neue Hochstammobstbäume in einem Mosaik aus Wiesen, ­Weiden, Sitzwarten und weiteren Kleinstrukturen: ein idealer Steinkauz-Lebensraum. (Bild Jonas Landolt / Bird Life)

Wie der Ruf des Steinkauzes klingt, können Sie hier hören

 

Bäume sind zentral

Hochstammbäume sind besonders geeignet, da sie häufiger Baumhöhlen bilden. Aber auch Einzelbäume wie Walnuss oder Eiche sind wertvoll. Wo Baumhöhlen fehlen, kann man sie mit mardersicheren Niströhren ersetzen. 

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Steinkauz vor einer mardersicheren Nisthilfe im Hochstammobstbaum. (Bild Pröhl/fokus-natur.de)

Wem es gelingt, den Steinkauz zu fördern, kann auch von ihm profitieren. Zum Nahrungsspektrum der Art gehören nämlich Wühlmäuse, sodass die kleine Eule zur Kontrolle derer Populationen beitragen kann.  

Die Agrarpolitik muss verbessert werden

Ein Problem beim erfolgreichen Artenschutz sieht Bird Life in der aktuellen Agrarpolitik. So seien zwar viele Landwirte offen, sich für den Steinkauz einzusetzen. Es würde aber nur ein Teil der nötigen Massnahmen von der Politik abgegolten. Hinzukommen biodiversitäts­schädigende Direktzahlungen. «Für eine ­kontinuierliche Erholung des ­Bestands müssen die bestehenden Lebensräume ­weiter konsequent ­geschützt, ergänzt und aufgewertet werden», schreibt Bird Life. 

 

Den Steinkauz fördern

Massnahmen sind vor allem dort angezeigt, wo Steinkäuze in der Region vorkommen oder das Potenzial einer Besiedelung gross ist. Schutzprogramme von Bird Life laufen in den Kantonen Bern, Genf, Freiburg, Jura und Tessin.

Das kann man für den Steinkauz tun:

Bäume sichern und neue pflanzen: Bestehende Obst- und Einzelbäume in der Landschaft pflegen, junge abseits von Strassen nachpflanzen. 

Gestaffelte Mahd: So entsteht ein Mosaik aus hohem Gras und gemähten Flächen. Eine Alternative ist die extensive Beweidung. 

Weniger Düngen und Spritzen: Das fördert die Entwicklung grosser Insekten wie Heuschrecken, Grillen oder Käfer, die dem Steinkauz als Futter dienen.

Kleinstrukturen anlegen: Holzbeigen, Ast- und Steinhaufen oder Hecken und Buschgruppen

Brutplätze schaffen: Wo es genügend Nahrung, aber zu wenig Nistplätze hat, können im Rahmen koordinierter regionaler Projekte Brutröhren installiert werden. 

Neben dem Steinkauz profistieren auch andere Arten von derartigen Massnahmen. 

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Ein Artenschutz-Merkblatt zum Steinkauz finden Sie hier.