Die Zuckerrüben-Saison 2024 kurz und bündig auf den Punkt gebracht war folgendermassen: «Gut für die Pilze, schlecht für die Schädlinge». Der Krankheitsdruck war enorm, während die Schädlinge weniger Probleme bereiteten. Aber auch diesbezüglich gab es Ausnahmen. In erster Linie sorgte die Blattfleckenkrankheit (Cercospora), die sich gegen Ende August explosionsartig ausbreitete, für massive Ertragseinbussen.

Keine CR+-Sorten im Bio

Dagegen waren nicht nur die Bioproduzenten machtlos. Auch CR+-Sorten, die eigentlich einen besseren Schutz gegen Cercospora bieten sollten, zeigten einen ungewöhnlich starken Befall. Dabei habe es sich nicht um einen Resistenzdurchbruch gehandelt, sagte Roland Forster, Geschäftsführer von KWS Schweiz am Bio-Zuckerrüben-Workshop. Es gäbe unzählige Cercospora-Stämme, und bei der 2024 aufgetretenen aggressiven Art hätte die Schutzwirkung der CR+-Sorte nicht funktioniert.

«Die toleranten CR+-Sorten muss man wie herkömmliche Sorten spritzen», sagte Roland Forster. In Deutschland sei 2024 mit einer Notfallzulassung Kupfer bei den Bio-Zuckerrüben zugelassen worden. In der Schweiz hingegen ist Kupfer in Biorüben ein Tabuthema. Zum Schutz der robusteren Sorten wäre Kupfer allenfalls ein Thema, das in den entsprechenden Gremien diskutiert werden sollte.

So zog die Zuckerrüben-Fachstelle die Notbremse, um die CR+-Genetik zu schützen. «Keine CR+-Sorten im Extenso, bei IP-Suisse und Bio», sagte Matthias Lüscher von der Fachstelle in Lindau. «Die CR+-Genetik braucht Schutz, sonst lohnen sich die jahrzehntelange Züchtungsarbeit und die dreijährigen Sortenversuche nicht», sagte Lüscher. Für Bio-Pflanzer in der Deutschschweiz steht jetzt als Bio-Sorte nur Novalina zur Verfügung, für die Westschweizer Novalina und Michelangelo. Novalina ist sehr anfällig für SBR und Michelangelo anfällig für Cercospora. Diese Sorteneinschränkung kommt bei den Westschweizer Rübenpflanzern im SBR-Gebiet gar nicht gut an. Aber auch in der Deutschschweiz gibt es Vorbehalte.

«Ich komme mit Novalina gut zurecht und bin zufrieden mit der Sorte», sagte Daniel Vetterli, Rübenpflanzer aus Rheinklingen und fuhr fort: «Aber gerade wir im Bio hätten CR+-Sorten am nötigsten. Ihr wollt mir doch nicht weiss machen, dass unsere 400 ha Biorüben für Resistenzdurchbrüche verantwortlich sein sollen im Vergleich zu den 1700 ha Extenso-Rüben, wo die Pflanzer keine Einschränkung in der Sortenwahl haben.»

Dieses Jahr keine Wahl

Hadern mit dem Entscheid nützt nichts. Für dieses Jahr haben die Biopflanzer keine Wahl. Tröstend ist allenfalls, dass immer bessere, robustere Sorten auf den Markt kommen, wie Roland Forster versprach. «Es braucht hierzulande mehr und exaktere Sortenversuche unter Bioanbaubedingungen», plädierte Milo Stoecklin.

Aber nicht nur die Sortenwahl ist für den Ertrag entscheidend, sondern auch der Anbau. Da liesse sich noch einiges mehr herausholen. «Die Fläche der Biorüben ist gestiegen, nicht aber die Erträge und Zuckergehalte», sagte Milo Stoecklin (Anbauberater Zucker AG, Vorstand Bio Suisse). So hat sich seit 2021 die Biofläche verdoppelt, während die Erträge nahezu auf gleichem Niveau verharrten (Grafik).

Aufgrund der recht guten Rübenpreise wurde die Zuckerrübenfläche ausgedehnt, während das entsprechende Know-how im Anbau hinterherhinkte. Das sei insbesondere im Kanton Waadt der Fall gewesen, wo die Pflanzer vom Kanton zusätzlich einen Anbaubeitrag von 1000 Franken pro Hektare erhalten haben. «Im Anbau liegt noch Potenzial», so Stoecklin abschliessend. Diesbezüglich schätzt er die Umsteller, die schon Erfahrungen im Rübenanbau mitbringen. Neuigkeiten gibt es in der Robotertechnik. Michael Baumann, Berater für Biozuckerrüben, Rebio, Deutschland, stellte den Roboter Farming GT vom Unternehmen Farming Revolution vor. Dieser hackt Rüben mit Hilfe von Multispektralkameras und künstlicher Intelligenz (KI). Er ist seit diesem Jahr im Verkauf und kostet zirka 150 000 Euro.

Neu auf dem Markt ist als Traktoranbaugerät auch Dahlia Robotics, ebenfalls mit KI zur Pflanzenerkennung ausgerüstet. «Für 2025 gibt es diesen zur Miete beziehungsweise zum Leasing mit Kosten zwischen 520 und 650 Euro pro Hektare, je nach Mietdauer», sagte Baumann. Sofern alles klappt, sind die Roboter an einer Flurbegehung auf dem Betrieb von Daniel Vetterli zu sehen.

[IMG 2]

Preisobergrenze erreicht

«In der Schweiz entsprechen die 1500 Tonnen Biozucker, die 2024 produziert worden sind, in etwa der Absatzmenge», sagte Sebastian Sieber von der Zucker AG. «Die Preisobergrenze ist erreicht», ergänzte Milo Stoecklin. Der Richtpreis für Biorüben beträgt 170 Franken pro Tonne.

Neu setzt die Zucker AG mit den 1-kg-Päckli auf ihre Eigenmarke. «Das wird gut ankommen, insbesondere auch bei Bauernfamilien, die einen Hofladen betreiben», ist Sieber überzeugt. Bio-Rüben-Produzenten können Biozucker zu Vorzugsbedingungen beziehen, bisher aber nur in 25-kg-Säcken, die sie für den Hofladen umfüllen mussten. Neu können sie auch die 1-kg-Päckli zurück auf den Hof nehmen.

Neben Coop verkaufen künftig auch Migros und Lidl Schweizer Biozucker im 1-kg-Päckli. Neu seien im Coop zudem Puder- und Gelierzucker mit Bio-Knospe Schweiz erhältlich. Schwierig sei es aufgrund des tiefen Rohrzuckerpreises, Schweizer Knospen-Zucker in verarbeiteten Produkten wie etwa in Eistee unterzubringen, sagte Sebastian Sieber.

[IMG 3]


«Ich will keine Unkrautdepots im Boden»

Die Ertragserwartung im biologischen Anbau liegt bei 450 dt/ha Zuckerrüben. Martin Waelti setzt auf höhere Erträge mit bis zu 700 dt.

Was sind Ihre Stellschrauben?

Martin Waelti: Seit fünf Jahren setze ich Zuckerrüben, statt sie zu säen. Dann haben die Rüben bereits einen Vegetationsvorsprung. Dafür schaffe ich beste Pflanzbedingungen. Das fängt mit der Getreidevorfrucht an. Dann folgen ein falsches Saatbeet und eine winterharte Gründüngung. Im Februar pflüge ich. Im besten Fall kann die Frostgare ihre Wirkung tun. Anschliessend bereite ich mit der Federzahnegge das Saatbeet vor. Wir haben schwere Böden, somit kommt auch die Kreiselegge zum Einsatz. Ein feines und gut rückverfestigtes Saatbeet fördert die Wüchsigkeit der Setzlinge. Das erleichtert die mechanische Unkrautbekämpfung und bietet weniger Lebensraum für Schädlinge.[IMG 4]

Was ist der Knackpunkt beim Setzen?

Setzen ist teurer als Säen. Das weiss man zum Voraus. Deshalb muss man im Anbau dafür sorgen, dass der Ertrag stimmt. Das Einzige was mich vor Herausforderungen stellt, ist, wenn wir bereit zum Setzen sind, die Setzlinge aber noch nicht geliefert wurden. Das kam vergangenes Jahr vor. Lieber bestelle ich die Setzlinge etwas früher, wässere sie zwei, drei Tage auf dem Hof und kann pünktlich mit dem Setzen beginnen.

Wie viel Handarbeit ist im Setzverfahren nötig?

Für die mechanische Unkrautbekämpfung setze ich einen Treflerstriegel ein. Die Einstellung muss perfekt sein und exakt der Pflanzengrösse entsprechen. Dann folgt ein Durchgang mit der Scharhacke, wieder ein Striegeldurchgang und noch einmal die Scharhacke. Dennoch wende ich einige Handarbeitsstunden auf, um die verbleibenden Unkräuter auszureissen. Ich will ein sauberes Feld. Das zahlt sich im Ertrag aus. Ausserdem will ich keine Unkrautdepots im Boden, mit denen allenfalls die nächste Generation zu kämpfen hat. 2024 war ein sehr schwieriges Jahr, wo die Spätverunkrautung zum Problem wurde. Ich musste eine Jätequipe engagieren. Aber das war es mir wert.

Nervt es Sie nicht, wenn Ihre Biorüben als Erstes raus müssen?

Auch wenn Ertrag und Zuckergehalte bei späteren Ernteterminen höher sind, hat die frühe Ernte Vorteile. Das Wetter ist meistens besser als später im Herbst. Der Boden trocken, also kommt es weniger zu Bodenverdichtungen. Auch der Erdbesatz ist tiefer. Zudem kann ich die Folgekultur unter weniger Zeitdruck und bei besseren Bedingungen säen.