Äthiopien ist der grösste Weizen-Produzent südlich der Sahara. Rund fünf Millionen Kleinbauern bauen das Getreide an. Die Erträge konnten sie in den vergangenen zwei Jahrzehnten laut einer in der Zeitschrift Nature veröffentlichten Studie von rund einer Tonne auf 2,7 Tonnen pro Hektar steigern (zum Vergleich: In der Schweiz liegt der Ertrag bei rund sechs Tonnen pro Hektar).

Trotzdem können die äthiopischen Bauern bei einer Bevölkerung von 115 Mio Menschen nur 70% der einheimischen Nachfrage produzieren. Der Feldbau entlang von Flüssen mithilfe von Bewässerungskanälen könnte helfen, die Versorgungslücke zu schliessen. Nach Angaben des Ministeriums für Wasser und Energie ist weniger als ein Fünftel des Bewässerungspotenzials in Äthiopien ausgeschöpft.

Kapital und Wissen fehlt

Den Kleinbauern fehlen aber Kapital und Wissen, um die Infrastrukturen zu realisieren. Deshalb hat die Organisation Menschen für Menschen am Gibe Fluss in Äthiopiens Südwesten innerhalb von drei Jahren eine neue Anlage gebaut. Am Umleitungswehr wird das Wasser aus dem Fluss in einen 1,5 Kilometer langen Hauptkanal geleitet.

Ein grosser Erfolg

Es gibt einen Durchstich unter einer Fernstrasse und ein Aquädukt, bevor das Wasser in Zweig- und Nebenkanäle fliesst. Jetzt können über die insgesamt zwölf Kilometer langen Kanäle 200 Hektar Land ganzjährig genutzt werden. Ausserdem erhielten die Bauern Werkzeug und vor allem landwirtschaftliche Schulungen. Der Erfolg ist erstaunlich: 540 Familien haben im Frühjahr 2022 zum zweiten Mal auf 180 Hektar Weizen angebaut. Mitte April ernteten sie rund viereinhalb Tonnen Weizen pro Hektar.