Die Entscheidung war laut einer Mitteilung des französischen Landwirtschaftsamts vor allem auf den Antillen erwartet worden. Auf Martinique und anderen Inseln wurde Chlordecon z. B. zum Schutz von Bananen eingesetzt. Auch gegen Feuerameisen oder als Flammenhemmer in verschiedenen Materialien fand die Chemikalie international Einsatz, ist heute aber sowohl in der Schweiz als auch der EU Herstellung und Verwendung verboten. Nun geht Frankreich gesundheitliche Altlasten des Wirkstoffs an, denn er gilt als in der Umwelt sehr langlebig.

Unterstützung wird möglich

Per 22. Dezember 2021 wurde im Frankreich Prostatakrebs in Verbindung mit der Exposition gegen Pflanzenschutzmittel (PSM) aufgrund neuer Erkenntnisse als Berufskrankheit anerkannt. Damit werden gemäss Landwirtschaftsministerium die Möglichkeiten zur Unterstützung für landwirtschaftliche Arbeitnehmer, die PSM ausgesetzt gewesen waren, ergänzt und erleichtert. Wer die Bedingungen erfüllt, kann ab sofort Entschädigungen beantragen.

Chlordecon-Plan auf den Antillen

Weitere Hilfestellungen für die Formalitäten beim Entschädigungsfonds Pestizidopfer gibt es auf den Antillen, wo der Chlordecon-Plan IV ein spezielles Begleitprogramm in Zusammenarbeit mit lokalen Verbänden wie Phyto-Victimes vorsieht.

Die Behörden arbeiten an der Anerkennung weiterer landwirtschaftlicher Berufskrankheiten, insbesondere Parkinson und Non-Hodgkin-Lymphomen heisst es weiter. Auch Kinder, die durch die Exposition ihrer Eltern noch im Mutterleib beeinträchtigt wurden, sollen entschädigt werden.

Berufskrankheiten in der Schweiz

Hierzulande gibt es eine Liste von Gebrechen, die als Berufskrankheiten anerkannt sind. Sie werden entweder durch bestimmte schädliche Stoffe oder bestimmte Arbeiten verursacht und umfassen z. B. Gehörschäden, Staublungen oder Hautkrebs.

In der Schweiz gibt es kaum Daten dazu, inwiefern Landwirte in Kontakt mit Pflanzenschutzmitteln kommen. (Bild sbj04769 / Pixabay)GreenpeaceGreenpeace: Pflanzenschutz-Initiativen schützen Bauern vor möglicher Berufskrankheit ParkinsonFreitag, 9. April 2021 Im Zusammenhang mit den beiden Agrar-Initiativen 2021 waren landwirtschaftliche Berufskrankheiten auch in der Schweiz thematisiert worden. Eine Studie des Seco von 2018 zeigte in erster Linie eine Verbindung von Pflanzenschutzmitteln und Parkinson-Erkrankungen. Das nationale Krebsregister 2021 nennt Pflanzenschutzmittel als Risikofaktoren für Lyphdrüsenkrebs, Knochenmarkkrebs und Leukämie. Eine Interpellation von Nationalrätin Martina Munz (SP/SH) von 2020 zu diesem Thema wurde vom Nationalrat noch nicht behandelt. Der Bundesrat stellte in seiner Stellungnahme dazu aber in Aussicht, es werde künftig ein Monitoring zur chronischen Wirkung von Pflanzenschutzmitteln auf die Gesundheit von Schweizer Landwirtinnen und Landwirten erarbeitet.