Ein kalter und trockener April, gefolgt von sehr viel Niederschlag im Sommer, machte auch dem Weizen sehr zu schaffen. Zudem wurden viele Parzellen von Hagel getroffen, was zum Teil zu Totalausfällen führte. Der viele Regen im Sommer begünstigte zuerst die Krankheiten sehr stark und erschwerte anschliessend die Ernte in gewissen Regionen in einem noch kaum je da gewesenen Ausmass.

Ernte teils verzögert

Die Ernte verzögerte sich teilweise bis zu einem Monat, was oft negative Auswirkungen auf die Qualität hatte. Viele Posten waren ausgewachsen oder wiesen ein sehr tiefes Hektolitergewicht auf. Beides führte in vielen Fällen zu einer Deklassierung. Auch hohe Mykotoxinbelastungen verursachten oft eine Deklassierung oder gar die Entsorgung. Unabhängig der Anbaustrategie fielen die Erträge in diesem Jahr massiv tiefer aus als im letzten Jahr. In den Kleinparzellenversuchen des Forums Ackerbau war die Ertragsdifferenz zu klein, um die zusätzlichen Kosten im ÖLN-Anbau im Vergleich zum Extenso-Anbau kompensieren. Sobetrug die Ertragsdifferenz über alle Klassen gesehen nur rund 8 dt/ha (ÖLN 68,7 dt/ha, Extenso 60,4 dt/ha). Einzig bei den Sorten der Klasse II und beim Futterweizen lagen die Mehrerträge im ÖLN Anbau bei über 10 dt/ha.

Mehrertrag nicht erreicht

Doch auch der benötige Mehrertrag von rund 16 dt/ha konnte nicht erreicht werden, um die Mehrkosten zu decken. Die Mehrkosten stellen sich aus den Kosten für zusätzlichen Pflanzenschutz wie Fungizide, Wachstumsregler und Insektizide, sowie für zusätzlichen Dünger (30 kg N) zusammen. Zudem werden auch die Kosten für Arbeit und Maschinen mit eingerechnet, die durch zusätzliche Überfahrten entstehen. Dies zeigt auf, dass auch durch eine intensivere Bestandesführung die negativen Auswirkungen der lang anhaltenden Regenfälle dieses Sommers nicht kompensiert werden konnten.

Schlecht durchlüftete Böden

Vielfach waren die Böden so stark mit Wasser gesättigt, dass diese sehr schlecht durchlüftet waren, was unter anderem die Nährstoffaufnahme stark einschränkte. Neben dem vielen Regen verhinderten aber auch die fehlenden Sonnenstunden eine optimale Entwicklung der Getreidepflanzen.

[IMG 2]

Nicht nur auf den Ertrag hatten die schwierigen Witterungsbedingungen einen negativen Einfluss, sondern auch auf die Qualität. Dies widerspiegelte sich zum einen, in einem um rund 0.9 Prozentpunkte tieferen Proteingehalt und zum anderen in einem um rund 5 kg tieferen Hektolitergewicht im Vergleich zum Vorjahr.

Für die kommende Weizensaison ist bei der Sortenwahl sicherlich erneut ein Augenmerk auf eine gute Krankheitsresistenz zu legen. Sorten mit einer schlechten Krankheitsresistenz sollten kritisch hinterfragt werden. Dies ist eine Massnahme, um längerfristig den Einsatzvon Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren und trotzdem stabile Erträge ernten zu können. Eine Weizensaat nach Mais ohne Pflug ist bezüglich Ährenfusarien als sehr riskant zubetrachten.

Von Hagel getroffen

Die erwähnten Sortenversuche des Forums Ackerbau laufen im Rahmen der Sortenprüfung, die in Zusammenarbeit mit Swissgranum und Agroscope durchgeführt wird. Sie stehen an sechs Standorten und werden jeweils mit drei Wiederholungen angelegt. In diesem Jahr konnten die Erträge am Standort Zollikofen nicht berücksichtig werden, da dieser Standort von Hagel getroffen wurde.

Sortenempfehlung der geprüften Sorten

Folgende Sortenempfehlungen gibt das Forum Ackerbau für die Kategorien heraus:

Klasse Top

Nara: sehr kurze; standfeste Weizensorte; hohes HLG.

Montalbano: hohe Extenso­erträge; sehr gute Krankheitsresistenz; spätreif; gute Protein- und Feuchtglutengehalte.

Cadlimo: sehr hohes Ertragspotenzial, sehr gute Erträge im Extenso.

Diavel: gute Resistenzen (aus­ser gegen Fusarien). Wechselweizen, kann sowohl im Frühling als auch Herbst ausgesät werden.

Piznair: sehr gute Backqualität, gute Resistenzen gegenüber Mehltau, Gelb- und Braunrost.

Baretta: hoher Extensoertrag; gute Resistenzen (ausser gegen Fusarien); gefährdet für Auswuchs.

Klasse I

Campanile: provisorisch auf der Sortenliste, gute Krankheitsresistenzen, gute Standfestigkeit.

Hanswin: gute Resistenzen ausser gegen Braunrost; hohes HLG; gute Backqualität.

Arina: tieferes Ertragspotenzial als restliche Sorten der Klasse I, schlechte Resistenzen, aus­ser gegen Ährenkrankheiten, schlechte Standfestigkeit, gute Backqualität.

Klasse II

Posmeda: hohes Ertrags-potenzial, gute Krankheits-resistenzen (ausser gegenFusarien).

Spontan: sehr hohe Erträge; gute Krankheitsresistenzen; eher lange Halme, jedoch gute Standfestigkeit; hohes HLG.

Futterweizen

Poncione: hohe Erträge im intensiven und extensiven Anbau; gegenüber den älteren Futterweizensorten zeichnet sich diese Sorte durch eine geringere Krankheitsanfälligkeit aus (ausser bei Fusa-rien). Forum Ackerbau

Weitere Informationen zu den Weizensorten für die Aussaat 2021 finden Sie unter: www.swissgranum.ch/sortenlisten