Während vergangen Freitag draussen Sturm Mathis für grosse Unruhe sorgte, herrschte in der Gemüsekammer im Berner Seeland in Ins zeitweise dicke Luft. Mehrfach waren an der GV der Gemüseproduzentenvereinigung der Kantone Bern und Freiburg (GVBF) die verschärften Regeln bei IP-Suisse sowie die Schwierigkeit mit der Umsetzung der Parlamentarischen Initiative (Pa.Iv.) 19.475 Thema.
Der Geschäftsführer der GVBF, Peter Herren erläuterte, dass zu den bereits laufenden Programmen und den Ausnahmebewilligungen auch die Plattform Digiflux zum Thema werde. Diese soll die berufliche Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (PSM) digital erfassen. Auch wer PSM, Dünger und Kraftfutter verkauft oder weitergibt, muss dies bald melden. Digiflux wird vom Bundesamt für Landwirtschaft ab 2025 schrittweise eingeführt, heisst es auf dessen Website.
Die Präsidentin und ihre Kolleg(innen) sind die Schuldigen
«Es kommt sehr viel auf uns zu. Wir stehen wie der Esel am Berg», resümierte Peter Herren. Sein Blick schweifte zur Präsidentin der GVBF und Nationalrätin Nadja Umbricht Pieren. «Nadja, eigentlich haben wir das dir und deinen Kolleg(innen) im Nationalrat zu verdanken. Wie ist es dazu gekommen?» fragte er. Nadja Umbricht Pieren nahm den Ball, dieses wohl geplanten Geplänkels, gekonnt auf. Es gebe zu viele Vorschriften und Überregulierungen bekräftigte sie.
Die Abstimmungen im Nationalrat fallen teilweise knapp aus
«Wir haben im Bundeshaus Mehrheiten, die auf die falsche Seite ziehen.» Die nicht landwirtschaftlichen Medien würden ihren Teil dazu beitragen, monierte Nadja Umbricht Pieren. Anhand zweier Beispiele zeigte sie auf, dass es oft nur rund 20 Stimmen sind, die eine Abstimmung im Nationalrat zu Ungunsten der Landwirtschaft ausfallen lassen.
Der Aufruf der Präsidentin: Alle an die Urne!
«Wenn ihr wollt, dass sich etwas ändert, müsst ihr unbedingt unsere landwirtschaftlichen Vertreter, die der GVBF und der Bauernverband euch vorschlagen, wählen gehen», forderte sie vehement auf. Könnten im Herbst landesweit 10 bis 20 zusätzliche Sitze von landwirtschaftlichen Vertretern geholt werden, sähe die Sache anders aus, ist die Nationalrätin überzeugt. [IMG 2]
IP-Suisse ans Telefon zu bekommen ist schwierig
Betreffend IP-Suisse kam aus dem Plenum von Daniel Brandt die Meinung: «Wir müssen Gegensteuer geben, gegen immer neue Forderungen.» Der GVBF-Geschäftsführer erklärte dazu , dass die Kommunikation mit IP-Suisse «eine Katastrophe» sei. Er habe lange und intensiv daran gearbeitet überhaupt jemanden ans Telefon, geschweige denn einen Termin zu bekommen. Im Gespräch im Anschluss an die Versammlung erklärte er, dass er kurz davor gewesen sei, ins Auto zu steigen und bei IP-Suisse persönlich vorzufahren. «Wir Gmüesler müssen das Gespräch richtig erkämpfen», monierte er. Er hat es aber nun doch geschafft für den 25. April eine Sitzung mit IP-Suisse im Seeland zu vereinbaren, um die Problematik aus Sicht der Gemüseproduzenten aufzuzeigen, freut sich Peter Herren.
Das lief sonst noch an der Versammlung
«Wir wollen nicht Geld anhäufen, anhäufen, anhäufen», erklärte Peter Herren zur Rechnung. Im Jahr 2021 konnte wegen hoher Aufwände im Kampf gegen die Trinwasser-Initiativen keine Rückstellung für die diesjährigen Mitgliederbeiträge gemacht werden. Der Vorstand schlug angesichts der guten Finanzlage aber dennoch einen Rabatt von zehn Prozent vor, was die Versammlung guthiess. Eigentlich schliesst die Rechnung 2022 mit einem Gewinn von Franken 53 349.65 ab. Da jedoch eine Rückstellung von Franken 50 000.- gemacht wurde, um auf die Mitgliederbeiträge 2024 einen Rabatt zu gewähren, schliesst die Rechnung nun mit einem Plus von «nur» Franken 3349.65.
Im ausführlich erläuterten Tätigkeitsprogramm betonte Peter Herren: «Wir müssen dafür kämpfen, dass bei unterschiedlichsten Sitzungen auch Produzenten mit dabei sind und nicht nur Berater.» Auch bei den Sitzungen mit der Versuchsstation von Agroscope sei man sehr bemüht, dass Produzenten dabei sind und die Sitzungen nicht zu einem Funktionären-Treff verkommen.
Ungleichbehandlung bei den Kosten für die Sonderbewilligungen
Im Kanton Bern kostet es die Landwirtin oder den Gemüseproduzenten Franken 30.-, wenn eine Sonderbewilligung für den Einsatz von bewilligungspflichtigen PSM beantragt werden muss. Im Kanton Freiburg ist dies gratis. Peter Herren machte deutlich, dass der GVBF bereits einen Brief an den Regierungsrat in Bern aufgesetzt habe. Grossrat und Gemüseproduzent Beat Bösiger ergänzte, dass direkt an Regierungsrat Ammann gelangt werden solle. Dieser könnte die Preisfrage in Eigenregie anpassen.
Das Gmües-Fescht findet heuer auf drei Betrieben statt
Das Gmües-Fescht findet dieses Jahr am 18. Juni an drei Standorten gleichzeitig im Gürbe- und Aaretal statt. Diese sind: Luginbühl Gemüse, Kirchdorf, Rohrer Gemüse, Belp sowie Feller Gemüse, Thierachern. Auf letzterem wird Bundesrat Albert Rösti um 11.30 Uhr ein Ansprache halten. Der Alt-Nationalrat konnte sich einer hartnäckigen Anfrage seiner ehemaligen Ratskollegin Nadja Umbricht Pieren nicht verwehren, wurde gescherzt.
Die HV der Gemüsebörse BE-FR-SO
Vor der Generalversammlung der GVBF hielt die Gemüsebörse BE-FR-SO ihre Hauptversammlung ab. Der Vorstand hat mit Daniela Hodel, Fachstelle für Gemüsebau des Kantons Freiburg und Sabrina Gutknecht, Gemüseproduzentin aus Ried, weibliche Verstärkung erhalten. Die Leistungsvereinbarung zwischen dem Kanton Freiburg und der Gemüsebörse sieht eine Vertretung aus dem Kanton Freiburg im Vorstand der Börse vor. Da dieser Vertreter, Lutz Collet, seit September nicht mehr für Grangeneuve arbeitet wurde Ersatz gesucht und in der Person von Daniela Hodel gefunden. Sie hat sich zudem bereit erklärt, das von Jim Woodtli abgegebene Vizepräsidium zu übernehmen. Sabrina Gutknecht übernimmt den Sitz des aus dem Vorstand zurückgetretenen Jürg Winkelmann.
Nebst dem Kerngeschäft der Gemüsebörse , den wöchentlichen Preisbesprechungen und Publikationen der Richtpreise, gibt es heuer eine Zusatzaufgabe. Wie Präsident Stefan Wyss mitteilte, soll die Börse den digitalen Weg einschlagen. Es werde geprüft, ob künftig unter anderem auch das Preisbulletin über die App Scrops verteilt werden könne. «S» steht dabei für swiss, «crops» für Kulturen, wie Markus Waber vom Verband Schweizerischer Gemüseproduzenten (VSGP) später an der GVBF-Generalversammlung ausführte. Die neue App vom VSGP und der Schweizerischen Zentralstelle für Gemüsebau (SZG) hat zum Ziel, das Handling für die Nutzer zu vereinfachen und den administrativen Aufwand zu verringern. Stefan Wyss betont, dass die Mitglieder der Gemüsebärse zu gegebenem Zeitpunkt informiert würden.
Während die Mitgliederzahl mit 179 stabil ist, verzeichntet die Gemüsebörse-Rechnung ein Minus von Franken 5383.- .Das Budget hingegen sieht ein Plus von Franken 3290.- vor. Der Aufwand für die Buchführung und für Beratungshonorare soll massiv gesenkt werden, verspricht der Präsident.
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