«Das politische Ziel in Deutschland ist eine Verdopplung der Biofläche in den nächsten zehn Jahren», erklärte Andreas Bezler in seinem Referat an der Bio-Obstbautagung vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL). Diese wurde heuer als Videokonferenz durchgeführt. «Bio wird zum Mainstream», so Bezler. Discounter würden immer stärker auf Bio setzen. Aldi sei mittlerweile einer der grössten Bio-Vermarkter. Mit dem Schritt aus der Nische, hin zum Mainstream, gehe aber auch der Einfluss auf den Markt verloren.

Bio im Kostendruck

Betriebe in Deutschland müssten sich entscheiden, ob sie auf die Strategie gross und billig oder klein und besonders setzten. Bei der Mengenstrategie gebe es einzig noch die Möglichkeit, über Erzeugergemeinschaften und grosszügigem Aussortieren einen gewissen Einfluss auf die Preispolitik zu haben. Mit immer leistungsfähigeren Maschinen und nur wenigen Standardsorten wie Santana, Elstar und Gala werde auf deutschen Bio-Apfelbetrieben versucht, die Kosten zu senken. Alle würden von klimaschonenderer Produktion reden – die Nachfrageseite verlange aber Gala, eine Sorte die alles andere als ideal für den ökologischen Anbau sei.

Preisdruck auf Demeter

Betriebe mit der Strategie klein und besonders setzten auf Regionalität, alte Sorten und ein breites Angebot. «Weitere Trends sind auch die Solidarische Landwirtschaft und Agroforstsysteme, also sehr extensive Produktionsweisen. In diesen Systemen muss sich der Produzent aber seinen eigenen Markt aufbauen. In den normalen Verkaufskanälen können solche Produkte keine kostendeckenden Preise realisieren», so Bezler weiter. Nicht einmal Demeter-Produkte könnten sich dem Preisdruck entziehen. In Zeiten, in denen bedeutende Marktakteure wie Rewe auf Demeter setzen würden, dürfe man keine grossen Preisunterschiede mehr erwarten.

Einfluss schwindet

Auch von den beiden anderen Referenten war wenig Begeisterung für die aktuellen Marktentwicklungen im Bio-Obstbau zu hören. «Dass Demeter-Produkte keinen Mehrpreis gegenüber Bio realisieren, führte bei uns in Österreich zu grossen Diskussionen», erklärte Claudia Freiding von der Landwirtschaftskammer Steiermark. Beim Bio hätten die Verbände keinen Einfluss mehr auf die Preisgestaltung. «Vermarkter und Handel machen die Preise aus. In Jahren mit grossen Erntemengen werden die Betriebe zu Restgeldempfängern», so Freiding. Obwohl die Preisdifferenz von biologischen und konventionellen Äpfeln noch interessant sei, empfehle sie aktuell niemandem, auf Bio umzustellen.

Tiefe konventionelle Preise

In Österreich hat sich die Anzahl Bio-Obstbaubetriebe in den ­vergangenen fünf Jahren auf 1300 Betriebe fast verdoppelt. Auf 1500 Hektaren werden Bio-Äpfel angebaut. Ähnlich sieht die Wachstumskurve von ökologischem Obstanbau im Südtirol aus, wo mittlerweile auf fast 2500 Hektaren Bio-Apfelanlagen stehen. Das seien rund 14 Prozent der Gesamt-Apfelanbau­fläche, so Ulrich Kiem vom ­Südtiroler Beratungsring. Der Zusammenhang der steigenden Flächenwachstumskurve von Bio-Äpfeln mit der abfallenden Preiskurve von konventionellen Äpfeln sei offensichtlich. «Unsere Bio-Obstproduzenten sind auf den Export orientiert, die Vermarktung läuft über die gleichen Kanäle wie die der konventionellen Äpfel», so Kiem. Angebot und Nachfrage entscheide über den Preis. Die Gefahr von einem Überangebot mit entsprechendem Preiszerfall bestehe dabei natürlich. Spezialisieren sei schwierig, ein gewisses Potenzial sieht Kiem noch bei der Kombination Bio und Klub-Sorten.