Verdienen Landwirtinnen und Landwirte weniger, die umweltfreundlich produzieren? Nein, man könne sogar mehr Erlös erwirtschaften, wenn man die Umwelt schont – zu diesem Schluss kommt eine Agroscope-Studie.

Wie spielen Ökonomie und Ökologie zusammen?

Im Rahmen des Nationalen Forschungsprojekts «Zusammenspiel von Ökonomie und Öko­logie in Schweizer Landwirtschaftsbetrieben» wollten Agroscope-Forschende herausfinden, ob und wie es möglich ist, umweltverträglich und gleichzeitig wirtschaftlich zu produzieren. Sie nutzten dazu 239 betriebliche Datensätze aus der «Zentralen Auswertung von Ökobilanzen landwirtschaftlicher Betriebe». Damit untersuchten sie den Zusammenhang zwischen der Einkommenssituation und den Umweltwirkungen von verschiedenen Betrieben sowie für wichtige Produktgruppen.

Grosse Unterschiede zwischen Betrieben

Unter die Lupe genommen wurden speziell die Milch- und Rindfleischproduktion sowie der Getreide-, Kartoffel- und Zuckerrüben-Anbau. Die Ökobilanzierung erfolgte mit einem Tool namens Swiss Agricultural Life Cycle Assessment (SALCA).

Die Umwelteffizienz habe für alle untersuchten Produktgruppen eine erhebliche Variabilität aufgewiesen, berichtet «Agrarforschung Schweiz» über die Studie. Bei der Wirtschaftlichkeit, die anhand des Arbeitsverdienstes pro Familienarbeitskraft bewertet wurde, waren die Unterschiede sogar noch ausgeprägter. Die Produktionsregion (Tal-, Hügel- oder Bergregion) sowie die Landbauform (Bio oder ökologischer Leistungsnachweis, ÖLN) würden einen Teil der Unterschiede erklären.

Biobauern profitieren

Ausser beim Getreide-Anbau hatten Bio-Betriebe eine 5 bis 10 % höhere Umwelteffizienz und einen 5 bis 26 % höheren Arbeitsverdienst als ÖLN-Betriebe.

Im Zuckerrüben-Anbau waren die Unterschiede bezüglich der Umwelteffizienz zwischen den Betrieben am geringsten. Der Grund: Diese Kultur wird vor allem in der Talregion angebaut und weist eine hohe Standardisierung und Mechanisierung des Anbauverfahrens auf.

Die Milch- und Rindfleischproduktion zeigte die grösste Variabilität bezüglich der Umwelteffizienz. Der Grund: Die Rindviehhaltung findet in verschiedenen Regionen, Produktionssystemen und Intensitäten statt. Die Milchleistung im Berggebiet ist etwas tiefer als bei Talbetrieben, doch der höhere Anteil von Wiesen- und Weidefutter bringe Vorteile für die Umwelt, so die Forschenden.

Für biologisch wirtschaftende Milch- und Rindvieh-Betriebe ermöglichten die höheren Preise für Bio-Produkte sowie die Beiträge für die Produktion unter erschwerten Bedingungen «eine gute Wirtschaftlichkeit».

Nicht auf Kosten der Umwelt

Für die Milch- und Rindfleischproduktion besteht laut der ­Studie ein positiver Zusammenhang zwischen Wirtschaft­lichkeit und Umweltschutz. Beim Getreide-, Kartoffel- und Zuckerrüben-Anbau würden Ökologie und Ökonomie nicht signifikant zusammenhängen, heisst es weiter. Es gibt aber auch bei diesen Produktgruppen keine Hinweise darauf, dass das Einkommen auf Kosten der Umwelt erhöht wird.

Die grosse Streuung der Umwelteffizienz und Wirtschaftlichkeit zwischen den Betrieben deutet darauf hin, dass für etliche Betriebe ein grosses Optimierungspotential besteht, um sowohl umweltfreundlicher als auch wirtschaftlicher zu werden. Gemäss der Studie sei es möglich, in der Schweiz ökonomisch wie ökologisch zu produzieren, bilanzieren die Wissenschafter(innen). «Gute Einkommen werden also nicht systematisch auf Kosten der Umwelt erzielt», fassen sie zusammen.