Verläuft alles nach Plan, so ist Meinrad Pfister noch genau zwei Tage an der Spitze des Schweizer Schweineproduzentenverbands Suisseporcs und somit höchster «Söieler» im Land. Kommenden Mittwoch wirdanlässlich der Delegiertenversammlung in Schwarzenburg BE Andreas Bernhard als sein Nachfolger gewählt. Damit endet eine bemerkenswerte Karriere.

Präsident der Tochter Suisag

Vor gut 20 Jahren wurde Meinrad Pfister damals als 34-jähriger Junglandwirt aus dem luzernischen Altishofen in den Vorstand der Suisseporcs-Sektion Zentralschweiz gewählt.

2005 wurde er Präsident der Zentralschweizer und Mitglied des nationalen Zentralvorstandes. Ein Jahr später nahm der Schweineproduzent Einsitz in den Verwaltungsrat der Suisag, der Tochtergesellschaft der Suisseporcs und das eigentliche Dienstleistungszentrum der Schweineproduktion mit Zuchtprogramm, Leistungsprüfungen, KB-Angebot und Gesundheitsdienst. Dort wurde er 2009 Präsident, bis er schliesslich 2014 an die Spitze der Suisseporcs gewählt wurde.

Präsident beim schlanken Schweineproduzentenverband Suisseporcs mit Sitz in Sempach LU ist kein Amt, das man abends nach dem Stall noch rasch erledigt. Pfister war in einem 60-Prozent-Pensum unterwegs. «Es war eine spannende und zugleich herausfordernde Zeit», sagt er. Mit dem Zentralvorstand und der Geschäftsstelle habe er eine sehr gute Zusammenarbeit und ein kollegiales Verhältnis gepflegt. Aus seiner Tätigkeit ergab sich ein breites Netzwerk in Branche und Politik. Die Haltung von Schweinen und der Konsum von Fleisch geriet während seiner Präsidialzeit zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Ob als Gesprächspartner für Radio und Print-medien oder Studiogast am Leutschenbach Zürich beim SRF in Sendungen wie «Kassensturz» oder «Fokus», sein Standpunkt zu Tierhaltung, Tierwohl und Markt war gefragt. Auch heikelste Auftritte habe er souverän gemeistert, heisst es in der Brancheanerkennend. Freundlich im Auftreten, aber bestimmt in der Sache und sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, seien einige seiner Markenzeichen, wenn es hart auf hart geht.

Immer wieder der Schweinemarkt

Tagesgeschäft war auch der Schweinemarkt, wo es stets darum ging, das Angebot auf konstante 90 bis 93 % Selbstversorgungsgrad zu halten. Eine Daueraufgabe. Die grösste Krise konnte nach langer Durststrecke Ende vergangenen Jahres abgewendet werden. Aktuell stehen die Zeichen auf Erholung. Aber die nächste Krise kommt bestimmt, oder? In diesem Ausmass dürfe dies nicht mehr sein, sagt Pfister bestimmt. Wenn sich die Branche für zukunftsgerichtete Veränderungen durchringe, sei dies zu verhindern. Mehr Transparenz in Produktion und Absatz brauche es dazu. Und ein neues Jagerpreismodell mit früheren und intensiveren Preisanpassungen auf Basis von Kennzahlen aus Produktion und Absatz. Auch die Finanzierung von Stilllegungen ist für ihn ein Thema.

«Ja, es war wie ein Schlussbouquet.»

Suisseporcs-Präsident Pfister war in den letzten Monaten nochmals stark gefordert.

Ein gemütliches Ausklingen gab es nicht für Pfister. An breiter Front war der Präsident nochmals gefordert. Massentierhaltungs-Initiative, Marktversagen bis zur Reorganisation des Schweinegesundheitsdienstes füllten die Agenda. Pfister lacht darauf angesprochen. «Ja, es war wie ein Schlussbouquet.» Und wieder habe sich gezeigt: Wenn man zusammenstehe, können auch solche grossen Herausforderungen gemeistert werden. Angesprochen auf Verbandserfolge während seiner Präsidialzeit, kommen ihm spontan die Reduktion der Waag- und Administrationsgebühren in den Sinn. Aber auch die Umsetzung des Vollspaltenbodenverbots, das neue Gesundheitsprogramm Suissano, das Basismarketing «Saugut», der Schulterschluss mit dem SBV und jüngst die Erfolge an der Urne.

Jetzt stehen Hofprojekte im Vordergrund

Die Aufzählung zeigt das Spannungsfeld der Schweizer Schweineproduktion. Und intern galt es, das Verhältnis zur Tochter Suisag zu pflegen. Und was macht der Umtriebige nach dem 10. Mai? Im Sommer geht es auf eine Skandinavienreise. Danach möchte er Projekte auf dem Hof und der Biogasanlage vorantreiben. Dann wird sein Nachfolger die Söieler durch die nächsten Stürme führen.

Schweine, Energie, Kartoffeln

Meinrad Pfister ist 55-jährig und hat drei erwachsene Kinder. Auf seinem Wiggerhof in Altishofen LU hat er eine Betriebsleiterin angestellt. Betriebszweige sind 100 Muttersauen, 500 Mastschweine nach IPS, 8 ha Speisekartoffeln und eine Biogasanlage – gemeinsam mit Cousin Thomas Hunkeler –, in der vorwiegend Gülle und Mist eingesetzt wird. Die Jahresstromproduktion reicht für 1000 Haushalte sowie Wärme für den ganzen Betrieb plus Holztrocknung. Auch im Bereich der Photovoltaik ist Pfister als Teilhaber der Solevia GmbH mit Sitz in Entlebuch seit geraumer Zeit aktiv.