Die Bauernfamilien hätten zurzeit aufgrund der gestiegenen Produktionsmittelpreise Mehrkosten in der Höhe von mindestens 900 Mio Franken zu verkraften, davon seien trotz Anpassungen bei den Produzentenpreisen mindestens 300 Mio Franken ungedeckt schreiben der Schweizer Bauernverband (SBV), der Schweizer Getreideproduzentenverbandes (SGPV) und die Schweizer Milchproduzenten (SMP) in einer Mitteilung. Eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht.

Bauernbetriebe tragen Mehrkosten selbst

Andere Branchen würden ihre Mehrkosten rigoros über die Wertschöpfungskette zum Endkäufer abwälzen, schreibt der SBV weiter. In der Landwirtschaft hingegen würden die Bauernbetriebe die Mehrkosten nach wie vor zu einem grossen Teil selbst tragen.

500 Franken Mehrausgaben decken

Beim Anbau einer Hektare Brotgetreide seien die Produktionskosten für die Bäuerinnen und Bauern dieses Jahr aufgrund der hohen Energie-, Dünger- und Maschinenkosten um rund 500 Franken gestiegen. Um die Mehrkosten zu decken, sei eine Erhöhung der Weizenpreise um mindestens 8 Franken pro 100 Kilogramm nötig. Dies hätte laut SBV nur sehr geringe Auswirkungen auf die Ladenpreise, wie er vorrechnet:

Die Preiserhöhung von 8 Franken pro 100 Kilogramm Getreide für die Produzentinnen und Produzenten würde den Verkaufspreis von Brot im Detailhandel und in Bäckereien um ungefähr 8 Rappen pro Kilogramm erhöhen.

Preiserhöhung um 2 %

Schweizweit liegt der durchschnittliche Brotpreis (ohne Bio) gemäss Einschätzung des SBV bei ungefähr 7.60 Franken pro Kilo- gramm. Somit ergäbe sich eine Preiserhöhung in den Läden von knapp 2 Prozent. Ein durchschnittlicher Schweizer Haushalt kaufe im Schnitt 52,9 Kilogramm Brot pro Jahr. Umgerechnet würden so jährliche Mehrkosten von 4.20 Franken entstehen. Damit könne den Bäuerinnen und Bauern ab sofort ein fairer Getreidepreis bezahlt werden, so der SBV.

Auch bei der Milch sollen die Preise steigen

Seit der Milchpreiserhöhung um 5 Rappen von Anfang März 2022 aufgrund einer sehr guten Preisentwicklung und der sinkenden Inlandproduktion hätten sich die Kosten, nicht zuletzt wegen des Kriegsausbruchs in der Ukraine weiter verteuert, schreibt der SBV in der gleichen Mitteilung.

Im Mai 2022 seien die Vorleistungen im Schnitt fast 10 Prozent höher gewesen als im Vorjahr. Davon sei die Milchproduktion stark betroffen. Zusätzlich sei Milch international weiter sehr gefragt und die internationalen Preise seien noch weiter gestiegen. In der Mitteilung fordern der SBV und die Schweizer Milchproduzenten (SMP) deshalb eine Erhöhung des Nettoerlöses aus der Molkereimilch um mindestens 5 Rappen je Kilogramm.

Bei den nächstens anstehenden Preisverhandlungen brauche es eine Erhöhung des Produzentenpreises um mindestens 8 Franken pro Dezitonne beim Brotgetreide und einen Aufschlag von mindestens 5 Rappen pro Kilogramm bei der Molkereimilch, schreibt der SBV abschliessend.