Die Nachfrage nach Schweizer Tiefkühl- und Konservenerbsen ist grösser als das Angebot. Deshalb suchen die Verarbeitungsbetriebe für 2024 Produzent(innen) im Mittelland. Auf der Suche ist zum Beispiel die Firma Hilcona. «Uns fehlen für 2024 schätzungsweise noch 50 Hektaren», erklärt Andreas Messerli, Leiter der Hilcona Agrar AG.
Vom Bodensee bis Lyssach
Das Unternehmen hat drei eigene Erntemaschinen. «Wir bauen Erbsen grob gesagt vom Bodensee bis zirka Lyssach BE an», sagt Messerli. Der Anbau ist bei den Erbsen sehr geplant. «Die Bauern haben den Vorteil, dass wir selbst ernten und transportieren. Das Saatgut wird zur Verfügung gestellt und von uns vorbeigebracht.» Ausserdem stehe den Produzenten immer ein Anbauberater zur Seite. Müssen die gesuchten Produzenten aus dem Gemüsebau stammen? «Nein, eigentlich braucht es wenig Vorkenntnisse. Wenn man etwas Ackerbau betreibt und vor allem ackerbaufähige Böden hat, kann man Erbsen anpflanzen. Von Vorteil ist, wenn man für die Bewässerung ausgerüstet ist.»
Interessiert am Anbau?
«Um die Schweiz mit heimischen Erbsen versorgen zu können, müssten im Idealfall mindestens 1000 ha angebaut werden», schreibt der Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP). Die Branche habe bereits letztes Jahr den Produzentenpreis um 15 % erhöht – dieses Niveau werde auch 2024 garantiert. «Damit sollte ein Flächenertrag von rund 4500 Franken/ha möglich sein. Swiss-GAP-Produzenten profitieren von einem zusätzlichen Flächenbeitrag von 200 Franken/ha.»
Kontakt für Interessierte: info@gemuese.ch /Tel. 031 385 36 20
Kurze Kulturdauer
Erbsen seien eine relativ anspruchslose Kultur und bräuchten keinen Dünger. «Sie zeigen aber Bodenverdichtungen oder Stellen, wo der Boden ungesund ist, genau an.» Laut Messerli braucht es eine bis zwei Unkrautbehandlungen und eine Behandlung gegen Blattläuse sei meist Thema, manchmal auch gegen andere Schädlinge. «Die Kulturdauer ist mit 60 bis 90 Tagen kurz.» Gute Pflege sei wichtig, wenn der Anbauberater eine Behandlung empfehle, müsse man diese rasch umsetzen, «weil es weniger verträgt als zum Beispiel bei Raps oder Weizen».
Leichte Traktoren und Maschinen
Tradition hat der Anbau von Konserven- und Tiefkühlerbsen auf dem Zelglihof in Mägenwil AG. «Mein Vater hat schon in den 1960er-Jahren Erbsen angebaut», sagt Daniel Habegger. Heute sind es pro Jahr rund vier bis fünf Hektaren für Hilcona und Ditzler. «Es ist wichtig, dass man einen sehr gesunden und lebendigen Boden ohne Staunässe und Verdichtungen hat», erklärt Daniel Habegger. Wichtig sei deshalb, dass man mit leichten Traktoren (Doppelrad) und Maschinen arbeite.
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«Grunddüngung muss stimmen»
«Die Grunddüngung muss stimmen», hält der Produzent fest, ob es eine zusätzliche Stickstoffdüngung braucht, müsse man situativ entscheiden. Es könne sich auch lohnen, Bordünger übers Blatt zu geben. Unkraut bekämpft Habegger mit Pflanzenschutzmitteln, aber auch der Rollstriegel kam schon zum Einsatz. Bei der Auswahl der Mittel sei man eingeschränkter als früher, zum Teil müsse man auf Kombinationen zurückgreifen oder für die Bekämpfung des Blattrandkäfers brauche es neuerdings eine Sonderbewilligung. Die Anbaupause von acht Jahren (Suisse Garantie, ÖLN-Richtlinie VSGP) «ist zwar lang, aber für den Erfolg mit der Kultur ist sie sehr von Vorteil – gerade bezüglich Fusskrankheiten».
Auf Spotmärkte angewiesen
Hilcona kann ihren Bedarf nicht ganz mit Schweizer Ware decken. «Letztes Jahr war ein schwieriges Jahr.» Wenn Importe nötig sind, kommen diese Erbsen etwa aus Deutschland, Österreich oder Spanien. Man sei dabei kurzfristig auf die Spotmärkte angewiesen. «Erbsen importieren macht keinen Spass. Wir bauen sie lieber selbst an», fasst Andreas Messerli zusammen.
Konservenerbsen: Ein Stickstofffixierer mit langen Fruchtfolgepausen
Konservenerbsen sind eine interessante Kultur mit gewissen Tücken. Auf Folgendes sollte man beim Anbau achten:
Bodenbearbeitung: Bei hohem Unkrautdruck und Herbizidverzicht empfiehlt es sich zu pflügen und vor der Saat eine Unkrautkur durchzuführen. Dafür sollten mindestens drei Wochen eingeplant werden. [IMG 2]
Saat und Saatbett: Die Aussaat wird von den Vertragsfirmen geplant. Sie beginnt ab Mitte März und zieht sich bis in den Mai. Die Erbsen werden etwa 4 bis 5 cm tief mit üblichen Sämaschinen in Drillsaat gesät. Es wird empfohlen, nach der Saat mit einer Glattwalze zu walzen. Das verbessert den Bodenschluss der Erbse. Auch werden an der Oberfläche liegende Steine so angedrückt und das Feld eingeebnet.
Schädlinge: Von Bedeutung sind Erbsen-Blattläuse, in Einzelfällen befallen der Erbsenwickler sowie Erbsenblattrandkäfer die Erbsen. Gegen alle drei können Insektizide eingesetzt werden.
Unkräuter: Herbizide im Vor- und Nachauflauf stehen zur Verfügung. Gräsermittel gegen Hirsen müssen rechtzeitig appliziert werden. Die Unkräuter können auch gut mit einem Striegel reguliert werden. Der Striegeleinsatz erfolgt am besten im Keimblattstadium der Unkräuter. Dann können bis zu 90 % der Unkräuter beseitigt werden. Beim Striegeleinsatz müssen Verluste von bis zu 10 % der Erbsenpflanzen für die Saatmenge mitberücksichtigt werden.
Konservenerbsenfelder müssen besonders frei von Unkräutern sein. Hat es zu viel Kamille, Mohn und Disteln, ist dies problematisch, da die Blütenköpfe und Samen ähnlich gross wie die Erbsen sind und vom Erntegut nicht maschinell aussortiert werden können. Beim schwarzen Nachtschatten gilt Nulltoleranz. Seine Früchte sind ebenfalls ähnlich gross und giftig. Felder und Erntegut mit Nachtschatten werden zurückgewiesen.
Fruchtfolge: Die Erbse ist ein Stickstofffixierer und hinterlässt je nach Kulturdauer zwischen 20 und 40 kg Stickstoff im Boden. Sie ist eine sehr gute Vor- und Nachfrucht für Getreide. Raps profitiert ebenfalls vom zurückgelassenen Stickstoff. Kartoffeln sind als Vorfrucht bedingt geeignet. Probleme bereiten Durchwuchskartoffeln respektive die Kartoffelkäfer, welche darauf leben. Die Käfer und die Larven der Käfer haben die gleiche Grösse wie die Erbsen und können nach dem Drusch in das Erntegut gelangen und dieses verunreinigen.
Anbaupausen: Acht Jahre werden zwischen zwei Erbsenkulturen empfohlen. Grund ist die Anfälligkeit der Erbse auf zahlreiche Fusskrankheiten. Diese werden über den Boden übertragen. Die Anbaupausen gelten auch für Proteinerbsen sowie Erbsen, die in Gründüngungsmischungen eingesetzt werden.