Dienst am Kunden bedeutet auch, auf spezielle Wünsche einzugehen. Doch Notizzettel mit einem Vermerk können leicht verloren gehen. Und am Abholtermin steht die Verkäuferin oder der Verkäufer mit leeren Händen da. Kommt so etwas öfters vor, kann das auch Stammkundinnen und -kunden vergraulen. Viele Hofläden setzten deshalb auf digitale Unterstützung.

Es gibt zahlreiche Tools, welche die Betriebsabläufe in der Direktvermarktung erleichtern. Grüter Waagen aus dem luzernischen Eschenbach verkauft Peripheriegeräte wie beispielsweise Etikettierwaagen, die mit einer solchen Anwendung gekoppelt werden. Jasmin Grüter kennt sich nach unzähligen Messeauftritten und Kontakten in der Branche mit verschiedenen Softwares aus: «Jedes Produkt hat seinen Ursprung und seine Stärken und bietet je nach Bedürfnis sehr gute spezifische Lösungen.»

Zugriff für alle von überall

Neben Einzelanwendungen gibt es auch Komplettlösungen wie Makoni. Die Software erlaubt es, Daten direkt per Tablet ins System einzutragen. Die Daten werden von der Bestellung bis zur Auslieferung in der Software geführt, ohne dass diese kopiert oder von Hand erfasst werden müssen. Mit dem Tablet oder Smartphone können die Betriebsdaten abgerufen oder eingegeben werden, wobei mehrere Benutzer zur gleichen Zeit von unterschiedlichen Standorten her arbeiten können.

Dass die Anwendung praktisch und gut durchdacht ist, kommt nicht von ungefähr. Familie Kobel, die vor sechs Jahren den Hof von Jonathans Eltern übernehmen konnte, wollte ihr Galloway Gourmet Beef noch besser vermarkten. «Wir benötigten ein Werkzeug, das sämtliche Prozesse digitalisiert, sowohl bei der Vermarktung als auch bei der Organisation der Kundendaten», sagt Jonathan Kobel.

Ihre Kundinnen und Kunden bestellen über Instagram, Facebook oder via Website. Oder sie kommen persönlich auf dem Hof vorbei. Bestehende Systeme konnten keine vollständige Prozessdigitalisierung abdecken. Einmal scheiterte es an der neuen QR-Rechnung, ein anderes Mal an der Implementation eines Instagram-Onlineshops.

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Deutliche Zeitersparnis

So hat sich das Betriebsleiterpaar mit Jonathans Bruder Moritz, Mitinhaber der IT & Design Solutions GmbH, zusammengetan und gemeinsam die Software Makoni aufgebaut. Über 50'000 Franken haben sie ins Marketing und in die Entwicklung investiert. «Wir hätten dieses Geld zwar auch für einen Traktor ausgeben können, aber die Zeitersparnis, die wir nun haben, ist wertvoll», sagen Kobels.

Wo sie vorher sieben Stunden für die Vermarktung eines Tiers aufwendeten, brauchen sie heute nur noch eine. Dabei organisieren sie die Weideplätze, den Metzger, die Bestellung sowie den Vertrieb bis hin zum Lieferschein und selbst die Rechnung alles digital. «Die Software kann modular ergänzt werden, beispielsweise für einen anderen Betriebszweig. So eignet sie sich für Direktvermarkter im Rebbau genauso gut wie für die Fleisch- oder Gemüsevermarktung», sagt das Landwirtepaar.

Weiterentwicklung hört nie auf

Die Anwendung ist praxiserprobt und wird ständig weiterentwickelt. Als Nächstes ist die Anbindung ans Kassensystem, eine Pendenzenverwaltung, das Personalmanagement und die Verknüpfung zur Tierverkehrsdatenbank geplant. Zusätzlich zu den 900 Franken Lizenzgebühr werden für Nutzerinnen und Nutzer jährlich Betriebskosten fällig. Darin enthalten sind der technische Support und Updates. Als Chefentwickler von Makoni kennt Moritz Kobel dank seiner Kindheit auf dem Bauernhof die Bedürfnisse der Landwirtschaft – auch hinsichtlich Datenschutz: «Die Software wurde in der Schweiz entwickelt und ist eigenfinanziert und somit nicht abhängig von Fremdinvestoren.» Nutzerinnen und Nutzer bleiben so Eigentümer ihrer Daten und haben jederzeit Zugriff darauf.

Spezialisierte Programme haben ihren Vorteil

Ob eine Komplettlösung wie Makoni oder eine spezifische Anwendung beispielsweise in den Bereichen Finanzbuchhaltung, Kassensoftware oder in der Logistik Sinn macht, hängt vom jeweiligen Betrieb ab. «Es ist wichtig, dass man auch bei der Digitalisierung das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Auge behält», sagt Jasmin Grüter von Grüter Waagen. Sie sieht deshalb auch einen Vorteil darin, wenn ein Betrieb mit mehr als einer Anwendung arbeitet.