Hier eine Weihnachtskugel, da eine Stoffblume. Das Adventsbäumchen wird immer runder und dekorativer. Auf dem Mühltoblerhof in Niederteufen AR ist Ruth Tanner daran, sich auf die Adventsausstellung vorzubereiten, die jeweils am Freitag und Samstag vor dem ersten Advent stattfindet. Daher herrscht auf dem Hof besondere Betriebsamkeit vor: Ihr Mann Edi hat Vogelnester gebacken, Schwiegermutter Rita füllt Weihnachtsguetzli in Tüten ab, und die 21-jährige Tochter Saskia ist mit Dekorieren beschäftigt.
Jedes Jahr ein paar neue gute Einfälle
Ruth Tanners Spezialität während dieser Zeit sind die Blumenkreationen und Adventskränze. Jedes Jahr lässt sie sich Neues einfallen, diesmal sind es die Adventsbäumchen auf einem Holzstrunk. Um ihrer kreativen Arbeit nachzugehen, hat sich die 47-Jährige im Keller des Bauernhauses einen Arbeitsraum eingerichtet. Darin befinden sich ein langer Tisch und an den Wänden Regale, in denen allerlei Dekomaterial auf den passenden Einsatz wartet. Dies vor allem im November: «Zum Blumenbinden komme ich unter dem Jahr nur sporadisch», hält die gelernte Floristin fest.
Alles Nötige im Angebot des Hofladens
In der übrigen Zeit dreht sich der Berufsalltag von Ruth Tanner vor allem um den Hofladen. Diesen hat die Familie vor neun Jahren eröffnet. Damals liessen sie eine alte Doppelgarage unterhalb ihres Biobetriebs abreissen und bauten stattdessen ein zweistöckiges Holzhüsli – direkt an einer vielbefahrenen Durchgangsstrasse. Im Erdgeschoss befindet sich der Hofladen, der Raum im oberen Stock wird als Lager und für die Adventsausstellung benutzt. Das Vorhaben war ein weiterer Schritt in die Direktvermarktung.
Früher war die Familie, die einen Biobetrieb mit Mutterkuhhaltung und Bio-Weide-Beef bewirtschaftet, jahrelang an Wochenmärkte in der Region gefahren. Im Angebot hatte sie hauptsächlich Fleischprodukte sowie Brot und Zöpfe. «Mit dem Hofladen wollten wir nun das Sortiment erweitern», erzählt Ruth Tanner. «Bei uns soll es alles geben, was man im Alltag braucht.»
Der moderne Selbstbedienungs-Hofladen verfügt über eine Self-Check-out-Kasse sowie einen abgetrennten Kühlraum, in welchem Milchprodukte, Früchte und Gemüse von weiteren Produzenten im Angebot stehen. «Die Kundschaft kann sich darauf verlassen, dass alle Frischprodukte saisonal und aus der Region sind», betont die Appenzellerin.
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Mit einer Risottomischung gegen Food Waste
Vom eigenen Betrieb kommen verschiedene Fleischprodukte und Selbstgemachtes wie Müeslimischungen, gebrannte Nüsse, gedörrte Apfelringli und Sirup. Zum Sortiment gehören auch die Bio-Eier der 140 Legehennen. Einen Teil der Eier verwendet Ruth Tanner zudem für die hofeigenen Teigwaren, die sie in der Region produzieren lässt.
Dazu kommen Produkte, die sich im Lauf der Zeit entwickelt haben. Die Risottomischung etwa enthält getrocknetes Gemüse, das nicht verkauft wurde, und ist somit eine Massnahme gegen Food Waste. Ans Backen von Knäckebrot machte sich die Bäuerin einst aufgrund der Nachfrage eines Kunden, inzwischen ist daraus eine Hofladen-Spezialität geworden. Samstags sind zudem Butterzöpfe sowie Brote aus eigener Herstellung erhältlich. Heute backen Ruth und Edi Tanner wöchentlich 40 bis 50 Zöpfe. Als sie noch an den Markt fuhren, produzierten sie bis zu 150 Exemplare und arbeiteten die Nacht von Freitag auf Samstag durch. «Dies wurde uns mit der Zeit zu streng», erinnert sich Ruth Tanner. Nebenbei hätten sie ja auch Betrieb und Hofladen versorgen müssen.
Das Schöne sei jedoch, dass sie als Paar einander immer aushelfen würden – sie bei Edi im Stall, er bei ihr im Hofladen. Und am Sonntag mache man nichts, was nicht dringend getan werden müsse. Das sei der Tag, an dem sich die Familie Zeit für einander nehme.
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In verschiedenen Verbänden engagiert
Die Mutter von fünf Töchtern im Alter von 13 bis 24 Jahren ist nicht nur daheim und im Hofladen stark engagiert, sondern auch in verschiedenen Verbänden: So war sie schon im Vorstand der Teufener Landfrauen aktiv, als sie 2021 in den Kantonalvorstand der Landfrauenvereinigung gewählt wurde. Als deren Vertreterin nimmt sie zudem Einsitz im Vorstand des Bauernverbandes Appenzell Ausserrhoden. «Die politische Arbeit war mir anfangs fremd», räumt Ruth Tanner ein. Doch je tiefer sie sich in die Themen hineingearbeitet habe, desto mehr sei ihr Interesse geweckt worden.
Ruth Tanner stellt das Adventsbäumchen hin, sie ist fast fertig mit den Vorbereitungen. Ihr liegt viel am jährlichen Adventsmarkt. «Da bin ich mit Herzblut dabei», erzählt sie und zeigt das geschmückte Verkaufslokal. In dem Raum blinkt und glitzert es, die Blumendekorationen sind arrangiert, dazwischen Gruppen von Biberchläusen und Drahtengeln. «Es läuft jedes Jahr gleich ab», sagt Ruth Tanner lachend. «Wenn die Ausstellung begonnen hat und die ersten Kunden da sind, wird es richtig schön.»