Ein Gericht in den USA hat entschieden, dass auch andere Produzenten, als die Schweizer, ihren Käse Gruyère nennen dürfen. Die Schweizer Käseproduzenten haben daran gar keine Freude, schreibt der «Blick». Die BauernZeitung wollte von Philippe Bardet, Direktor der Sortenorganisation Gruyère, wissen, wie es ihm nach diesem Urteil geht. «Wir sind enttäuscht, das ist klar», erklärt Bardet am Telefon. Die ganze Thematik bezeichnet er in Amerika als grosses Problem. Gegen das Urteil will die Sortenorganisation nun Berufung einlegen.

Die Amis kennen den echten Schweizer Gruyère

Denn die Argumente des Gerichts würden «vorne und hinten nicht stimmen», betont der Direktor. Eines der bemängelten Argumente laute, dass der Begriff Gruyère in Amerika allgemein für zart schmelzenden Käse stehe, unabhängig von dessen Herkunft. Es gebe einige Landesteile in den USA, in denen die Konsumenten ganz klar in den Läden nach dem Schweizer Gruyère suchen würden, macht Philippe Bardet deutlich.  Zwar trägt der echte Schweizer Gruyère die geschützte Ursprungsbezeichnung (AOP). Doch diese hat nur Gültigkeit in Europa und mittels Abkommen auch in Russland. 

Der Export läuft nach dem Gerichtsurteil genau gleich weiter

Für den weiteren Export hat das Gerichtsurteil keine Bedeutung, ist sich der Direktor sicher. Es bestünde aber ganz klar die Gefahr, dass die Konsumentinnen und Konsumenten getäuscht würden. Die Aufgabe der Sortenorganisation sei es nun, den echten Schweizer Gruyère AOP weiter zu promovieren, also zu bewerben, und den Konsumenten in aller Welt zu erklären, was echter Gruyère aus der Schweiz und was Fake-Gruyère aus Amerika sei.

Die Schweiz hat geschlafen

Die Franzosen haben es geschafft, ihren Cognac, den Champagner und auch den Roquefort-Käse zu schützen. Was hat da unser Nachbarland besser gemacht als die Schweiz, dass ihnen das gelungen ist, will die BauernZeitung von Philippe Bardet wissen. Seine Antwort fällt klar und deutlich aus: «Wir haben geschlafen!» Die Schweizer Behörden hätten schon von 50 Jahren diesbezüglich reagieren sollen, moniert er. Und gerade im Sektor Käse habe man zu lange gewartet. Er geht in der Geschichte etwas weiter zurück und erklärt, dass früher die Käseunion bei der Vermarktung geholfen habe. Heute herrsche freier Markt und die Etikette müsse für den Konsumenten eine Bedeutung und einen Wiederekennungswert haben.

Kleiner Exkurs in die Geschichte der Käseunion 

Die Käseunion wurde 1914 vom Verband schweizerischer Käseexporteure und der Schweizerischen Exportgesellschaft für Emmentalerkäse als «Genossenschaft schweizerischer Käseexportfirmen» gegründet. Sie setzte sich zum Ziel - so der Wortlaut aus den Statuten - «die Käseproduktion im In- und Ausland zu einem Preis zu verwerten, welcher dem Handel einen angemessenen Verdienst, dem Käser eine gesicherte Existenz und dem Landwirt einen den Produktionskosten der Milch entsprechenden Preis sichert.» 1948 entstand daraus die Aktiengesellschaft «Schweizerische Käseunion». Dies ist dem Schweizerischen Bundesarchiv zu entnehmen.

Der Wunsch: Die Unterstützung von Behörden zu erhalten

Doch zurück ins Heute. Gefragt nach den Wünschen, die Philippe Bardet an die offizielle Schweiz bezüglich der Namensproblematik mit Amerika hat, kommt auch hier die Antwort rasch: «Ich wünsche uns die Unterstützung vonseiten der hiesigen Behörden bei diesem Kampf!».