1 079 211 Tonnen. Diesen Ertrag erwirtschafteten die konventionellen Zuckerrübenpflanzerinnen und -pflanzer während der letzen Zuckerrübenkampagne. Und ebenso schwer scheint die Last auf den Schultern der Produzentinnen und Produzenten zu wiegen. Im vergangenen Jahr zählten sie lediglich 3872 Personen. Diese bauten im letzen Jahr auf einer Fläche von 16 246 Hektaren Zuckerrüben für die Zuckerproduktion an.

Das Ziel sind 220 Hektaren Biorüben für die aktuelle Kampagne

Biologisch angebaute Zuckerrüben gediehen im 2021 auf einer Fläche von 188 Hektaren und wurden von 72 Produzenten und Produzentinnen angebaut, welche einen Ertrag von 6588 Tonnen verzeichnen konnten.

Obwohl die Bio-Zuckerrübenfläche von 140 ha im Jahr 2020 auf 188 ha gestiegen ist, sucht die Branche weiterhin nach Produzenten. 80 Hektaren davon wurden gepflanzt statt gesät. Der Durchschnittsertrag bei den gepflanzten Rüben beträgt gemäss dem Schweizerischer Verband der Zuckerrübenpflanzer (SVZ) 55,7 t/ha. Das sind 15,3 Tonnen mehr als der Durchschnittsertrag der gesäten Rüben (40,4 t/ha). Das Ziel der Branche ist eine Bio-Anbaufläche von 220 Hektaren im aktuellen Jahr.

Wegen des Kriegs spitzt sich die Lage des Rohstoffmangels zu

Nebst den bisherigen Beiträgen werden Bio-Zuckerrüben wie die IP-Suisse Zuckerrüben ab 2022 mit einem zusätzlichen Beitrag von Fr. 200.–/ ha vom Bund unterstützt, betont der SVZ in ihrem Jahresbericht.

«Haben wir morgen noch Diesel? Dünger? Saatgut?», fragte Josef Meyer, der den SVZ präsidiert, an der gestrigen Delegiertenversammlung (DV) in Bern. Er verwies dabei auf die aktuelle prekäre Lage, was den Rohstoffmangel betrifft, welcher durch den Krieg in der Ukraine derzeit weiter verstärkt wird.

An der SVZ Spitze steht ein Wechsel an

An der Versammlung präsen-tierte die scheidende SVZ-Geschäftsführerin Irene Vonlanthen die Erfolgsrechnung des vergangenen Geschäftsjahres, wobei das Gros der Aufwände zulasten von Beiträgen und Mitgliedschaften geht. Irene Vonlanthen legt ihr Amt in Kürze ab und übergibt Nicolas Wermeille die Geschäftsführung per 1. April 2022. Helene Peter aus Grindelwald wird ihn als Sekretariat-Verantwortliche begleiten. Das Sprichwort «Zucker klebt» wird auch auf Vonlanthen zutreffen, da sie auf ihrem Betrieb «nach langem stürmen» auch endlich Zuckerrüben anbauen werden, sagte sie zum Abschied.

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Nebst der Flächenerweiterung hat sich der Verband für die bevorstehende Kampagne eine lange To-do-Liste zusammengestellt (Liste nicht abschliessend):

  • Situation der virösen Vergilbung beobachten und Anträge für die Notfallzulassungen von Insektiziden prüfen und erreichen
  • Beim Agroscope-Forschungspaket «Nachhaltiger Zuckerrübenbau» mitwirken
  • Bei der Sortenprüfung mitwirken
  • Anbaumethoden mit reduziertem Pflanzenschutzmittel-Einsatz unter Berücksichtigung des Ertragsniveaus unterstützen
  • Wissensaufbau im Bereich «Syndrome des Basses Richesses» und der virösen Vergilbung
  • Wirtschaftliche Beratung im Zuckerrübenanbau unterstützen
  • Beim gesamtschweizerischen Massnahmenpaket gegen Erdmandelgras mitwirken
  • Zusammenarbeit mit dem Dachverband der Schweizerischen Bienenzüchtervereine «Apisuisse» auf- und ausbauen

Zwei neue Vorstandsmitglieder 

Josef Meyer liess an der DV auch über den erhöhten Mitgliederbeitrag abstimmen, der neu 60 Rp. pro Tonne Zuckerrübe statt den bisherigen 50 Rp. pro t beträgt. Er nutzte die Gelegenheit für die Begrüssung zweier neuer Vorstandsmitglieder Martin Flury (Deitingen, SO) und Stefan Schwab (Niederried bei Kallnach, BE).

In Österreich hat man dieselben Probleme

Beim Blick über den Zaun zu unserem österreichischen Nachbarn fallen schnell Gemeinsamkeiten auf. Markus Schöberle, Direktor der österreichischen Rübenbauern war als Gastredner an der DV in Bern dabei und berichete vom österreichischen Zuckerrübenanbau. Flächenmässig zählte Österreich letztes Jahr 38 603 Hektaren. 2016 betrug die Zuckerrübenfläche noch 43 642 Hektaren. «Früher waren Rüben die Einkommensbringer», blickt Schöberle zurück, der schon seit 30 Jahren im Rübenbusiness tätig ist. «Früher fragten uns die Bauern, ob und wie viel Rüben sie anbauen dürften - heute ist es umgekehrt: Auch wir versuchen unermüdlich, die Anbaufläche zu expandieren», so der Direktor der Zuckerrübenpflanzer.  Wie die Schweiz betreibt auch Österreich zwei Fabriken, die der Direktor in Zukunft erhalten möchte. Zur Zeit sind jedoch Standortdiskussion im Gang und so habe man einen letzten Anlauf gestartet, um die Flächen auszudehnen, berichtete Schöberle. «Die Branche ist auf die  politische Hilfe angewiesen», betonte Schöberle. 

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Darum bietet die Branche eine Wiederanbauprämie nach Schädlingsbefall von 250,00 € pro Hektare an und man ziehe (unter Einbeziehung des Bienenmonitorings) Notfallzulassungen für Neonicotinoide in Betracht. Dabei würden die geltenden Fruchtfolgeauflagen berücksichtigt: Nach Zuckerrübe sind nur Getreide, Rispenhirse, Soja oder Mais erlaubt.

«Alle meinen, Bio könne jegliche Probleme lösen»

Gründe des «dramatischen» Flächenrückgangs sind gemäss Markus Schöberle:

  • der Preiszerfall
  • die Unsicherheiten beim Pflanzenschutz
  • der Umstieg auf Bio (25% der Ackerflächen wurden mittlerweile umgestellt)
  • die Rüsselkäferinvasion 

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Gegen die Rüsselkäferinvasion hat die Branche «alles unternommen», um den Schädling im Griff zu halten:

  • Einsatz eines Fallrillenpflugs und einer Fallrillenfräse, sodass die Käfer an der entstandenen Kante abrutschen und nicht mehr zur Pflanze gelangen
  • Pheromonfallen aufstellen zur Verwirrung der Schädlinge
  • Käfer in Eimern einsammeln

Auch das Zuckerunternehmen Agrana habe alles unternommen, so hat man einen 3-Jahresvertrag mit attraktiven Mindestpreisen und einen Rübenpreis über dem Markterlös vereinbart, so Schöberle. Heutzutage seien alle überzeugt, dass eine Umstellung auf Bio alle Probleme lösen könne, beobachtet Markus Schöberle. Über die Herausforderungen bei der Umsetzung spricht jedoch niemand - nur über die Lösungen, so der Direktor. 

Österreich ist für die bevorstehende Kampagne dennoch zuversichtlich

Die Voraussetzungen für einen weitgehend «käferfreien» Anbau stehen günstig:

  • Die Population ging 2021 witterungsbedingt weiter zurück
  • Notfallzulassung für die Neonic-Beize erhalten
  • bei Auftreten: Eindämmungsmassnahmen (Fallrillenpflug, Pheromonfallen) aufrechterhalten