Sechs Online-Fachnachmittage hatte der Strickhof in den letzten Wochen organisiert. Der letzte Nachmittag in dieser Reihe fand am 5. März 2021 statt und war der Kälberhaltung gewidmet. Dabei lag der Fokus auf den Themen «Stallklima» und «Kälbergesundheit». Als Novum in dieser Reihe gewährten die Organisatorinnen und Organisatoren dieses virtuellen Fachnachmittags den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Einblick in den Jungvieh- und Rindermaststall beziehungsweise in die Kälberiglus des Strickhofs: Von diesen Örtlichkeiten aus wurde ein Grossteil der Veranstaltung von einem Kameramann gefilmt und via Zoomschaltung live in die Büros oder die guten Stuben der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieses Informationsnachmittags übertragen.
Praxisnahe Präsentation
Corinne Bähler nutzte diese Übungsanlage und wartete mit einer äusserst praxisnahen und anschaulichen Präsentation auf. Die auf Kälbergesundheit spezialisierte Tierärztin aus dem luzernischen Rickenbach leitete ihre Ausführung mit folgender Feststellung ein: «Kein einziger Kälberstall auf der Welt funktioniert in allen Jahreszeiten. Bei jedem Stall braucht es Nachrüstungen.» Sie veranschaulichte dies mit der Tatsache, dass auch für uns Menschen das richtige Raumklima ein Dauerthema ist: die richtige Luftfeuchtigkeit, das Heizen im Winter und das Kühlen im Sommer. Corinne Bähler stellte fest, dass es sich beim Jungvieh- und Rindermaststall in Lindau um ein grossvolumiges Gebäude handelt. Da bestehe die Gefahr, dass es rasch sehr kühl werde. Lobend konstatierte Bähler in diesem Zusammenhang, dass mit einer tiefer gehängten Zwischendecke ein Schlupf für die Kälber geschaffen wurde. Danach machte sich die Tierärztin daran, anhand von Messungen das Klima des Strickhofstalls nach verschiedenen Parametern zu untersuchen.
- Beim CO2-Gehalt zeigte Bählers Messgerät einen Wert von 440 ppm (Parts per Million). Das sei ein sehr guter Wert, kommentierte die Tierärztin, vergleichbar mit Frischluft. Werte bis 600 ppm seien sehr gut.
- Luftfeuchtigkeit: Die gemessene relative Luftfeuchtigkeit von 73,8 Prozent bewertete die Tierärztin als gut. Zwischen 60 und 80 Prozent sei für das Rindvieh ideal.
- Ammoniak: Bei der Messung des Ammoniakgehalts reagierte Bählers Messgerät so gut wie nicht. Die Tierärztin führte dies auf die trockene und saugfähige Matratzezurück.
- Durchlüftung: Um den Luftaustausch im Kälberschlupf zu ermitteln, entzündete die Tierärztin auf einer Schaufel eine beachtliche Menge an Rauchpulver. Dieser hüllte den Schlupf in eine dichte Wolke, die aber sehr schnell wieder abfloss – etwas zu schnell. Im Sommer sollte sich die Luft gemäss Lehrmeinung etwa zwanzig Mal in der Stunde austauschen, im Winter etwa zehnmal. Im Strickhof-Stall ist es eher etwas zu zugig, lautete Bählers Fazit.
- Temperatur: Ähnlich das Statement der Tierärztin zur Temperatur im Kälberschlupf. Die Wohlfühlzone für Kälber bewege sich zwischen 10 und 20 Grad Celsius, sagte die Tierärztin und fügte an: «Je jünger die Kälber, desto wärmer sollte es im Stall sein. Die gemessenen 5,7 Grad Celsius sind einen deutlichen Zacken zu kühl.»
Teilweise etwas müde
«Die Kälber wirken teilweise etwas müde und bewegen sich wenig.» Diesen Eindruck bekam die Tierärztin und meinte, das könnte an der eher tiefen Temperatur im Stall liegen. Bei einem Kalb, das ständig am Liegen war, regte sie an, dieses mit einer Kälberdecke vor der Kälte zu schützen. Die Montage eines schützenden Plastik-Vorhangs könnte eine Möglichkeit sein, den Luftzug etwas einzudämmen, schlug Bähler weiter vor.
Der zweite Teil des Nachmittags war dem Thema Kälberdurchfall gewidmet. Es wurde ein Schnelltest vorgestellt, der es erlaubt, ohne Beizug eines Veterinärs die Haupterreger für eine Durchfallerkrankung bei Kälbern zu ermitteln. Es wurden Hygienemassnahmen vorgestellt, die die Gefahr einer Durchfallerkrankung reduzieren. Der Strickhof hat auf seiner Homepage das Merkblatt Kälberdurchfall aufgeschaltet.