Der Gemüseproduktionsbetrieb Grob aus Schlattingen hat im Sommer 2020 bei den verantwortlichen Behörden des Kantons Thurgau das Gesuch für den dauerhaften Betrieb einer Geothermieanlage eingereicht. Die Konzessionsbewilligung liegt nach einer öffentlichen Auflage seit Anfang dieses Jahres vor und ist nun rechtsgültig, wie das Unternehmen in einer Mitteilung bekannt gibt.

60 Grad warmes Wasser

Der Gemüseproduktionsbetrieb der Familie Grob wurde früher mit Erdgas beheizt. Dank einer innovativen Geothermieanlage kann der Betrieb seit mehreren Jahren am Standort Schlattingen nachhaltiger produzieren. Das Familienunternehmen nutzt zum Heizen der Gewächshäuser das Tiefengrundwasser, welches rund 60 Grad C warm ist und das ab 2010 mit zwei Bohrungen erschlossen wurde. Das abgekühlte und aufbereitete Wasser wird unter Einhaltung aller gesetzlichen Auflagen in den Rhein abgeführt.

Ausführliche Pumpversuche im Vorfeld

Im Sommer 2018 starteten die Pumpversuche der Geothermieanlage Schlattingen, welche ­wesentlich zur nachhaltigen Energieversorgung des Familien-Gemüsebetriebes Grob beitragen. In einer ersten Phase wurden Pumpversuche durchgeführt, welche als Grundlage für das Konzessions­gesuch dienten. 

Die Resultate der umfassenden Tests lieferten die Basis für das Konzessionsgesuch einer Langzeitnutzung und zur Bestätigung des Betriebskonzeptes. Während zwei Jahren ­wurden unter realistischen Bedingungen durch ­Variation der Pumpraten die Auswirkungen auf das Thermalwasser untersucht. Im Sommer 2020 konnte dann basierend auf diesen Daten bei den verantwortlichen Behörden des Kantons Thurgau ein Konzessionsgesuch eingereicht werden.

Wichtiger Meilenstein für den Betrieb

Die Bewilligung für eine dauerhafte Nutzung wurde nun erteilt. Wie es in der Mitteilung heisst, ist die Familie Grob erfreut über diesen Entscheid der Bewilligungsbehörden. Dazu Stefan Grob: «Wir sind glücklich über diese verbindliche Zustimmung. Mit der Konzession haben wir nun die Gewähr, unsere Gewächshäuser langfristig zu einem grossen Teil mit nachhaltiger Wärme versorgen zu können. Dies ist ein wichtiger Meilenstein auf der Reise zu einem energieautonomen Betrieb».

Der Gemüsebetrieb Grob hat in den vergangenen Jahren substanziell in die Anlage und Sicherheitskonzepte investiert. Dazu zählen neben den zwei Tiefenbohrungen und Erschlies­sungen auch zahlreiche Massnahmen zur Wasseraufbereitung, Wasserkontrolle und der Datenerhebung. Auch der Kanton Thurgau hat sich ab 2010 finanziell am Geothermieprojekt beteiligt. Ein Teil dieser Vorschüsse und Subventionen wird nun laut der Mitteilung über Nutzungsgebühren an die öffentliche Hand zurückgeführt.

Drei Fragen an Armin Menzi, Kommunikationsbeauftragter des Vereins Geothermie Thurgau:

«Schlüsselenergie der Zukunft»

Was sagt der Verein Geothermie Thurgau (VGTG) zur Konzessionsbewilligung für die Anlage in Schlattingen?

Der VGTG begrüsst diesen Entscheid sehr. Damit kommt eine zusätzliche Bewegung in die Geothermie, welche als eine Schlüsselenergie der Zukunft zu sehen ist. Das Besondere an Schlattingen ist auch, dass es sich schweizweit um die erste derartige Anlage handelt, welche die tiefe Geothermie nutzt, eine Technologie, die unter günstigen Bedingungen sogar ein Potenzial für die Stromproduktion hat.

Sie haben mit dem Entscheid gerechnet?
Es war zum einen von der rechtlichen Grundlage her zu erwarten gewesen. An dem Geothermieprojekt in Schlattingen ist aber auch bemerkenswert, weil hier die Nutzung des Untergrunds als Wärmequelle über Jahre systematisch und wissenschaftlich ausgearbeitet wurde. Die Konzession steht demnach auf solidem Fundament und hat nicht einfach nur Theorie als Grundlage.

Sind im Thurgau bereits weitere Geothermieprojekte in der Pipeline? 
Aktuell ist es das Projekt «Thurgauer Energie-Nutzung aus dem Untergrund 2030» (TenU), das vom VGTG angestossen wurde. Dabei geht es darum, Grundlagen für die langfristige Nutzung der Geothermie im Kanton Thurgau zu schaffen und entsprechende Daten zu erheben. Dafür wurde ein Antrag zur Verwendung von 30 Millionen Franken aus dem Erlös von Partizipationsscheinen der Thurgauer Kantonalbank gestellt.[IMG 2]