Was als Ostschweizerische Land- und Milchwirtschaftliche Ausstellung startete, wurde später zur Schweizer Messe für Land- und Milchwirtschaft und entwickelte sich bis heute zur Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung. Dieses Jahr findet die Olma zum 82. Mal statt, wie immer in St. Gallen. Wie immer mit Wurst – aber ohne Senf. Und beim Thema Olma-Bratwurst ist man schon direkt im Politikum rund um die Plakatgeschichte der Messe. Diese hat nämlich eine lange Tradition.

Die Bratwürste regen auf

Die Durchführung der ersten Olma im Jahr 1943 galt denn auch als Startschuss für ihre auffällige Plakatgeschichte. Seither stapeln sich im Archiv der Messe die jährlich neu gestalteten Plakate, die jeweils «den Zeitgeist ausdrücken», so Katrin Meyerhans, Leiterin Produkte bei der Olma Messen St. Gallen AG.

Mit dem Ziel, aufzufallen, einzuladen und auch einmal zu provozieren, soll das Plakat laut Katrin Meyerhans eine breite Masse ansprechen – und es soll die Aufmerksamkeit traditioneller sowie urbaner Menschen wecken.

Provoziert haben diverse Plakate aus der Sammlung allemal, wie sich Meyerhans erinnert. So zum Beispiel dasjenige aus dem Jahr 2003. Auf dem Sujet zu sehen ist eine angefangene Bratwurst-Packung mit rohen Würsten.

Damals wurde in diversen Medien darüber debattiert, ob das Plakat nicht geschmacklos sei. Die einen waren empört, die anderen entzückt. Sogar «Schweiz aktuell» berichtete damals über die rohe Wurst auf den Olma-Plakaten.

«Dieser Arm hat nie gearbeitet»

Im darauffolgenden Jahr wurden Kritiker ebenfalls laut. Der Arm auf dem Plakat «habe noch nie richtig gearbeitet», hiess es von diversen Seiten (siehe Plakat 2004). Auch zu reden gab die dreckige Schweineschnauze im Jahr 2011. Kritiker äusserten sich von allen Seiten und gaben zu bedenken, dass die meisten Schweizer Schweine ihre Schnauze nie in Erde stecken und wühlen könnten.

Katrin Meyerhans ist sich der gelegentlichen Kritik an der Werbearbeit bewusst. «Darüber zu reden, ist für uns als Messe gut. Auch, wenn es nicht allen passt.» Ganz nach dem Prinzip: «Es gibt keine schlechte Reklame».

Wer gestaltet die Plakate?

Ein grosses Medienecho löste das Plakat aus dem Jahr 2012 aus. Es sei zwar im grafischen Sinne «kein echtes Plakat», wie die Olma Messen schreiben, aber den Blick des Betrachters fängt es allemal: Es ist der Scherenschnitt der Bäuerin Jolanda Brändle. Diesen fertigte sie abends nach getaner Arbeit an und trug ihren Entwurf an die Olma Messen St. Gallen AG heran, die der Bäuerin schliesslich einen Auftrag unterbreitete. Mit dem Endresultat gelang ihr der nationale Durchbruch als Scherenschnitt-Künstlerin. Heute betreibt Brändle in Mosnang SG einen Kunsthandwerk-Laden mit dem Namen «Schererei». «Solche Einreichungen sind eher selten», sagt Katrin Meyerhans. Die meisten Plakate realisieren Kunstschaffende, Schülerinnen und Schüler von Kunstgewerbeschulen, Schulen für Gestaltung, Agenturen oder Grafikbüros.

Vom Zeitgeschehen geprägt

Der Rückblick auf die Entwicklung der Plakatgestaltung lässt die Veränderung des Zeitgeistes erahnen. «Die ersten Plakate waren offensichtlich stark von der Kriegszeit geprägt», so Katrin Meyerhans. Die Objekte hätten demnach fast ein martialisches Flair. Später folgten farbigere Zeichnungen, Gemälde und Collagen.

In den 1960er- und 70er-Jahren wurde die Gestaltung sichtlich grafischer. Erst danach folgten Fotoaufnahmen, die auch den Ansprüchen des bewegten Bildes gerecht werden konnten.

Essen statt Models

Das diesjährige Plakat zeigt übrigens ein «opulentes Stillleben», das im Rahmen eines Designwettbewerbs eingereicht wurde, den die St. Galler Agentur «Die Gestalter» für sich entschied. Fotografiert hat es Valentin Jeck, der normalerweise in der Modewelt tätig ist und Aufträge von Gucci entgegennimmt.

Die Grafiker sind in der Gestaltung ihrer Entwürfe sehr frei, wie Katrin Meyerhans abschliessend erklärt. Manchmal sei das Thema vorgegeben, oftmals aber nicht.

Sind wir gespannt, was die Olma-Begeisterten – und ihre Kritiker – nächstes Jahr erwartet.

Tag der Bäuerin am 16. Oktober

Am diesjährigen Tag der Bäuerin an der Olma steht die Resilienz im Zentrum. Am 16. Oktober geht es darum, Wege zu zeigen, wie innere Stärke sichtbar und nutzbar wird. Die Referentinnen – die St. Galler Coach und Resilienztrainerin Regula Eugster sowie die Bäuerinnen Irma Stricker aus Dürnten ZH und Andrea Buob aus Rorschacherberg SG – stellen zentrale Fragen: Wie gelingt Akzeptanz für das Unveränderliche? Wie lassen sich eigene Ressourcen stärken? Wie können belastende Situationen aktiv gestaltet werden? Und wie lässt sich der intensive Berufsalltag mit Kraft und Zuversicht meistern? Resilienz soll kein Modewort sein, sondern gelebte Realität auf jedem Hof – Tag für Tag.

Die Olma findet vom 9. bis 19. Oktober auf dem Gelände der Olma Messen St. Gallen statt. Gastkanton ist im Jahr 2025 das Wallis. Entsprechend liegt der Schwerpunkt der Messe auf dessen kulinarischen Spezialitäten und kulturellen Eigenheiten. Von Raclette bis Folklore beim traditionellen Umzug sei alles dabei, so die Veranstalter. Gemäss einer Untersuchung der Universität St. Gallen generieren die Olma Messen in der Ostschweiz Umsätze von jährlich 177 Millionen Franken, 1350 Vollzeitstellen sowie jährlich wiederkehrende Steuereinnahmen von über 20 Millionen Franken. Mit der St. Galler Kantonalbank Halle wurden das Gelände und das Angebot der Messe entsprechend erweitert. Valeria De Paola