Die Kartoffel-Sammelroder der Firma Kunz, aus Burgdorf BE, wurden kurz Samro genannt. Wir hatten, zusammen mit dem Nachbarn, einen Samro-Junior (noch den ganz alten, ohne Plattform) für die Kartoffelernte. Darum sagte man dem Kartoffelgraben auch «samrolen». Unsere «Saathärdöpfu» (Pflanzkartoffeln) waren schon früh schalenfest, und so konnten wir jeweils Ende Juli (zum Glück noch in den Schulferien) mit dem Samrolen beginnen.

Der Älteste durfte zuerst fahren

Sobald einer von uns vier Buben schwer genug war, um die Kupplung unseres Hürlimann D-100 drücken zu können (stehend, mit beiden Füssen auf dem Pedal), durfte er den Traktor den Furchen entlang steuern. Als Ältester hatte ich zuerst die Ehre «zu fahren», um bald zu merken, wie eintönig und ermüdend das Geradeauslenken auf dem langsam fahrenden Traktor war. Der Samro war eine technisch ausgereifte und durchdachte Maschine. Mit der drehenden Rolle (dem Röuelli) schräg auf dem mittleren Kettenband, konnten die Härdöpfel grob vorsortiert werden. Auf beiden Seiten der Maschine, auf den Bänken sassen die Brüder und die anderen Helferinnen und trennten Erde und Steine von den Kartoffeln.

Diese fielen in die angehängten 50-kg-Säcke aus grob gewobener Jute. Durch den häufigen Gebrauch gedehnt, fassten die Säcke darum eher 60 kg Kartoffeln. Die vollen Säcke hängte der Vater ab und stellte sie neben der Maschine in eine gerade Reihe. Am Mittag und am Abend mussten diese Sackreihen auf Brückenwagen geladen werden. 

Der Vater musste melken gehen und wir Buben luden zusammen mit der Mutter die Säcke auf die zwei angehängten Wagen. Ein Kind steuerte den Traktor, die Mutter stand auf dem Wagen und platzierte die Säcke (immer vier nebeneinander) und zwei von uns hoben zusammen die Säcke auf die Wagenbrücke. Als ich, in der neunten Klasse, die Säcke allein auf den Wagen hieven konnte, war ich stolz wie ein Güggu; die Hosenbeine aber litten stark, weil ich immer mit dem Knie nachstossen musste.

Einsteins Satz ganz praktisch verstanden

Das Heimfahren mit zwei vollen Wagen war dann die reinste Freude, und ich verstand plötzlich Einsteins Satz von Energie, Geschwindigkeit und Masse! Zu Hause wurden die Wagen dann einzeln und rückwärts in die Scheune manövriert – so lernten wir Samroli-Kinder nebenbei das Rückwärtsfahren mit einem Anhänger oder Vierradwagen. 

Zuerst erfolgte das Abladen der Kartoffeln von Hand auf einen grossen Haufen. Unter die Haufen wurden dreieckige Dachlattengestelle zur bessern Durchlüftung verlegt. Über Hüehnerstägli (Gerüstladen mit aufgenagelten Querlatten) trug der Vater die Säcke auf dem Rücken, um sie zuoberst auf dem Haufen auszuleeren. 

Nachdem wir dann einen «Samro-Giraffen», ein abgeknicktes Kettenförderband der Firma Kunz, mieten konnten, ging der Ablad viel einfacher und schneller. Geblieben sind starke, unvergessliche Erinnerungen an eine schöne Zeit, mit ihrem Licht, den vielfältigen Gerüchen und an die Zvieri-Halte mit Brot, Emmentalerchäs und Süessmost.