Eigentlich hätte vergangene Woche am Strickhof in Wülflingen die jährliche GV von Agriviva stattgefunden. Die Organisation vermittelt schweizweit Ferienjobs für Jugendliche auf Bauernhöfen, früher als «Landdienst» bekannt. Die Versammlung fand natürlich unter gegebenen Umständen nicht statt. «Doch die Einsätze sind weiterhin gestattet, da nur jeweils eine einzelne Person auf einen Betrieb kommt», hält Geschäftsleiter Ueli Bracher fest. Jugendliche wie auch Betriebe würden jedoch dazu angehalten, sich an die allgemeinen Verhaltensregeln zu halten, um sich und andere vor Corona zu schützen. Wo Risikopersonen involviert sind, beispielsweise auf dem Hof lebende Grosseltern mit Direktkontakt zu den Jugendlichen, sei jedoch derzeit auf ein solches Angebot zu verzichten. Für die kommenden Wochen und Monate kann Agriviva trotz der Coronakrise eine Reihe von bereits vermittelten Ferieneinsätzen vermelden. Bracher hofft, dass auch auf diesen Sommer hin zahlreiche Anmeldungen eingehen werden.

Zürcher sind die häufigsten Teilnehmer

2019 hat Agriviva rund 1400 Ferienjobs vermittelt, was etwa dem Niveau der Vorjahre entspricht. Das Angebot richtet sich an die Altersklasse zwischen 14 und 25 Jahren, wobei drei Viertel der Jugendlichen 17 Jahre oder jünger sind. Die meisten von ihnen gehen noch zur Schule oder sind in einem Übergangsjahr, und etwas mehr als die Hälfte ist weiblich. Eine Stage kann bis zu 8 Wochen gehen, dauert aber im Schnitt zwei Wochen. Die Teilnehmer kommen am häufigsten aus dem Kanton Zürich, am zweithäufigsten aus dem Kanton Bern, an dritter Stelle liegt der Kanton Tessin. Ein Fünftel der Stages führt über die Sprachgrenze hinweg, vor allem die Deutschschweizer gehen gerne «ins Welsche».

Ferienpraktika als wertvolle Brücke

Derzeit gibt es etwa 500 aktive Gastfamilien. Wer sich ebenfalls für die Gastgeberrolle bei Agriviva interessiert, sollte wissen: «Bei den Jugendlichen handelt es sich nicht um Arbeitskräfte im herkömmlichen Sinn. Das wäre allein physisch nicht möglich», betont Ueli Bracher. Dabei sei es aber durchaus möglich, dass die Teilnehmer auch mal den Stall misten oder beim Heuen mithelfen können. Sie bräuchten jedoch mehr Betreuung als es bei Angestellten üblich ist. Sinn der Stages ist es, den Jugendlichen, die in der Regel keinen landwirtschaftlichen Hintergrund haben, einen Einblick in das bäuerliche Leben zu vermitteln. «Da die heutigen Jugendlichen die zukünftigen Konsumenten sind, schlagen diese Ferienpraktika eine wertvolle Brücke», so Bracher.