Herr Bechtiger, auf Ihrem Whatsapp-Profil blicken mich zwei Galloways an. Sind Sie ein Galloway-Fan?

Fabian Bechtiger: Das meinen immer alle – tatsächlich sind das keine Galloways.

Sondern?

Speckle Parks. Eine kanadische Fleischrasse – allerdings sind die zwei auf dem Foto nicht reinrassig, sondern eine F1-Kreuzung mit blauen Belgiern. Ihr Fell ist dadurch etwas heller und sie ähneln ein wenig den Galloways.

Von Ihrem Hof?

Fast, vom Betrieb meiner Eltern. Ich wuchs auf einem Landwirtschaftsbetrieb im Hinterthurgau auf – sämtliche Flächen sind in der Bergzone II. Wir bewirtschaften 15 ha LN, haben 400 Mastsauen und etwa 35 Rinder zur Aufzucht. Meine Eltern arbeiten eng mit einem befreundeten Landwirt aus dem Zugerland zusammen. Vor einigen Jahren fing er mit den Speckle Parks an, und so haben wir immer wieder ein paar bei uns auf dem Hof.

Sie beenden gerade das zweite Lehrjahr auf dem Betrieb von Urs Rutishauser in Bottighofen am Bodensee – einem Ackerbau- und Rindermastbetrieb. Hatten Sie genug vom Hinterthurgau?

Überhaupt nicht. Ich wählte den Betrieb bewusst aus, weil ich den Betriebszweig der Rindermast sehr interessant finde. Der Ackerbau mit dem ganzen Drum und Dran ist natürlich auch spannend, aber ich mag lieber die Tiere. Ausserdem kannte ich den Lehrbetrieb von einem meiner Kollegen und wusste, dass es hier menschlich einfach stimmt.

Ein wichtiges Kriterium?

Ja, das Menschliche ist für mich viel wichtiger als das, was ein Betrieb alles anbietet.

Dann gab das auch den Ausschlag für den Lehrbetrieb im dritten Lehrjahr?

Genau, das nächste Lehrjahr arbeite ich auf dem Betrieb von Felix Würth in Amriswil. Ein Haufen meiner Kollegen waren auch schon bei ihm. Bei seinem Betrieb interessiert mich ausserdem die Haltung der Zuchtsauen.

Gibt es grundlegende Unterschiede zwischen der Landwirtschaft im Berggebiet und der Landwirtschaft im Unterland?

Bei uns gibt es eindeutig mehr Handarbeit. Ich wuchs so auf, dass man halt öfters einen Rechen oder den Motormäher in die Finger nimmt. Hier unten heuen sie dann schnell mal am Nachmittag 10 ha Grünland, und wir oben brauchen einen Monat, um 10 ha zusammenzukratzen.

Vor Ihrer Zweitausbildung zum Landwirt EFZ absolvierten Sie die Lehre als Zimmermann. Warum der Umweg?

Nun, von klein auf hegte ich den Wunsch, mal den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Ich wusste aber auch, dass ich einen Nebenerwerb brauche, weil der Hof einfach zu klein ist – das sehe ich auch bei meinem Vater, er arbeitet ebenfalls noch auswärts. Ausserdem kann ich durch meine Lehre als Zimmermann auch einige bauliche Anpassungen angehen.

Was zum Beispiel?

Bei den Rindern könnte man einiges verbessern, genauer möchte ich es aber noch nicht sagen. Schliesslich habe ich noch genug Zeit, bis ich mal übernehme. Mein Vater ist erst 56, er wird noch ein bisschen auf dem Betrieb arbeiten wollen.

Was machen Sie bis dann?

Ich möchte zuerst auf dem Bau arbeiten, Erfahrungen sammeln und etwas Geld verdienen.

Möchten Sie auch ins Ausland gehen, um dort Erfahrungen zu sammeln?

Vielleicht mache ich das. Dann ginge ich nach Neuseeland oder Kanada. In Kanada würde ich zwei Betriebe kennen und Neuseeland wäre praktisch, weil man da bei uns im Winter hingehen könnte und dort Sommer herrscht.

Waren Sie denn schon mal länger in der Ferne?

Nein, noch nie. Ich flog auch noch nie mit einem Flugzeug, das wäre eine neue Erfahrung für mich. Bisher unternahm ich mal mit der Landjugend zusammen einen Helikopterrundflug um den Säntis herum.

Wie schalten Sie nach der Arbeit ab?

Ich unternehme viel mit Kollegen, bin in der Landjugend aktiv oder gehe in den Ausgang. Das ist ab und zu anstrengender als die Arbeit tagsüber.

In Ihrem Whatsapp-Status steht: «Voll im Seich» – gefolgt von einem Zwinkersmiley. Trifft das zu?

Nein, Quatsch, das ist nur ein dummer Spruch zwischen mir und meinen Kollegen: Im Moment geht es mir sehr gut.