Wer mag sie nicht, die Heldinnen, Champions, Königinnen und Könige, Stars, die Grössten, Besten, Schönsten und Schnellsten sowie die Meister ihres Fachs. An die gefühlten 1000 Titel gibt es für Leute, die etwas ausgezeichnet tun oder für eine gute Sache einstehen. Nun soll es also noch einen mehr geben: «Lehrling des Jahres 2021» (weibliche Lernende aus der Landwirtschaft sind da übrigens keinesfalls ausgenommen). Berechtigt scheint ob dieser Fülle die Frage, ob es diesen Titel wirklich auch noch braucht? Ja, es braucht ihn – und zwar genau jetzt!

A gegen den Corona-gerägten Verbots-Alltag

Gerade während der Corona-Pandemie haben es die jungen Menschen nicht einfach. Sie brauchen das Virus zwar weniger zu fürchten als die ältere Generation, doch die geforderten Massnahmen treffen sie hart. Vieles, was für uns Erwachsene in unserer Sturm-und-Drang-Zeit selbstverständlich war, ist zurzeit verboten: festen, singen, tanzen, sich mit Freunden treffen, nach der Berufsschule ein Bier trinken, im Verein mitmachen, an Viehschauen gehen, ungezwungen fröhlich sein ... Deshalb also noch einmal: Den Titel «Lehrling des Jahres» braucht es jetzt. Er bringt hoffentlich etwas freudige Abwechslung in unseren Corona-geprägten Verbots-Alltag.

Der Mensch mag sich mit anderen messen und vergleichen

Sich messen, vergleichen und die Resultate in eine Rangliste einsortieren, scheint ein ur-menschliches Bedürfnis zu sein. Kinder im Primarschulalter führen oftmals mit ihren Gspändlis Gespräche wie diese: «Wir haben den grössten Traktor.» «Unsere Kühe geben dafür am meisten Milch.» «Und ich bin immer zehnmal schneller als ihr.» Dieses Vergleichen und Messen kommt daher, dass Kinder in ihrer Entwicklung erst nur offensichtliche, äussere Unterschiede feststellen können und diese Beobachtungen dann kundtun. Hinzu kommt meist noch eine ungebremste Ladung kindliches Von-sich-selbst-überzeugt-Seins. Logisch also, dass der eigene Papi alles kann und das Mami sowieso die Schönste und die Liebste ist.

Etwas träumen, gerade wenn das Leben mühsam ist

Bei der Wahl des «Lehrlings des Jahres» werden hoffentlich nicht nur die, die mitmachen, ihren Spass und ihre Freude haben, sondern alle, die mitfiebern und mit ihrer Stimme an der Vergabe des Titels beteiligt sind. Denn dieses Mitfiebern und aufs richtige Pferd setzen, gehören zum Wettbewerb wie der Deckel zur Pfanne. Vielleicht werden sogar ein richtiger Wahl-Kampf und ein Wahl-Fieber ausbrechen. Man stelle sich vor: Für eine kurze Weile fluten Bilder und Beiträge von jungen Landwirten, Bäuerinnen, Winzern, Gemüsegärtnerinnen und Obstfachleuten die Sozialen Medien und verdrängen das leidige Coronavirus von Platz Eins. Tja, etwas träumen darf man doch. Gerade, wenn das Leben etwas mühsam ist.

Titel gibt Anerkennung und etwas Ruhm

Menschen, die etwas gut können oder sich in einem Wettbewerb durchsetzen, bekommen durch ihren Titel Anerkennung und werden manchmal sogar etwas berühmt. Denken wir da nur an die Gewinnerin der Landfrauenküche oder den Schwingerkönig. Beim Titel «Lehrling des Jahres» soll diese Anerkennung an eine junge Person gehen. An jemanden also, der sein Leben und seine Karriere noch vor sich hat. Im wahrsten Sinne der Worte: an ein frisches, unverbrauchtes Gesicht.

 

Weitere Informationen zu «Lehrling des Jahres»

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Die BauernZeitung sucht Lehrlinge, die stolz auf ihren Beruf und kürt den «Lehrling des Jahres». Die Bewerbungsfrist dauert bis am 28. Februar

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Junge Leute sind die Sympathieträger der kommenden Stunde

In unserem Fall werden diese unverbrauchten Gesichter hoffentlich die Zukunft der Landwirtschaft (mit-)gestalten. Heute vielleicht noch als «Lehrling des Jahres» und in 20 Jahren bereits als Präsident oder Präsidentin des Schweizer Bauernverbands. Zuvor tritt man mit seiner neu erlangten Bekanntheit im Kampf gegen die beiden Agrar-Initiativen an. Und weil man jung und unverbraucht sowie fit im Umgang mit den Sozialen Medien ist, erreicht man mit seinen frischen Argumenten ein ganz anderes Publikum an der Urne als die gestandenen Agro-Veteranen. Junge Berufsleute sind also nicht nur das Fundament des Berufsstands, vielmehr sind sie die Meinungsmacher und Sympathieträger der kommenden Stunde.