Der Vorstand von BIG-M habe sich kurz vor Ende der Milchkontingentierung 2008 mit der damaligen Geschäftsleitung von Hochdorf getroffen, schildert die Basisorganisation für einen fairen Milchmarkt in einer Mitteilung. Die Warnung, die Bauern würden nicht schlechter Milchpreise zum Trotz jede beliebige Milchmenge liefern, sei auf kein Gehör gestossen.

Hochdorf habe erklärt, es gebe gegenteilige Informationen von Bauern aus der Nord-Ostschweiz.

Über 100 Millionen Franken investiert

Wie BIG-M eine Mitteilung von Hochdorf aus dem Jahr 2008 zitiert, befand sich die Gruppe zu diesem Zeitpunkt nach eigenen Angaben in einer «Investitions- und Wachstumsphase». Insgesamt 100 Millionen Franken sollten investiert und die Leistung am Standort Sulgen verdreifacht werden. Hochdorf war damals der Überzeugung, mit diesem Schritt ein wichtiges Zeichen für die Nord-Ostschweizer Milchproduzenten und jene im nahen Ausland zu setzen.

Aufgrund einer falschen Prognose

Basis für den Entscheid von Hochdorf war laut BIG-M eine Prognose der ETH, die vom späteren BLW-Chef Bernard Lehmann gemacht worden sei. Diese sei davon ausgegangen, dass die ohne Milchkontingentierung die Produktion um 20 Prozent steigen würde – was nicht eintrat. Die Überkapazitäten seien nun eine Belastung für Hochdorf, heisst es weiter.

Der Abbau ist notwendig

Für die Basisorganisation ist die Standortaufgabe eine gewisse Genugtuung. Der Abbau kostspieliger Überkapazitäten sei zwar schmerzhaft, aber zwingend nötig, um den Milchpreis für die Produzenten auf ein höheres Niveau zu bringen.

StandortschliessungHochdorf: «Wir rechnen mit einer unveränderten Milchmenge»Mittwoch, 1. September 2021BIG-M hofft, so die Mitteilung, dass auch andere Unternehmen ihre Überkapazitäten abbauen und sich auf die wertschöpfungsstarken Produkte konzentrieren. «Wenn all die von der Politik geplanten neuen Auflagen und Verordnungen beschlossen werden, wird die Milchproduktion weiter eingeschränkt werden», die Milchmenge werde also noch tiefer sinken. Daher sei es höchste Zeit, dass sich die Einsicht durchsetzt: Für eine nachhaltige Milchproduktion stehe an erster Stelle, dass die Kosten der Milchproduktion gedeckt sein müssen.