«Nebst den Entwicklungen an den Märkten und Börsen, welche die Produzenten nicht zuversichtlich stimmen, dürfen positive Tendenzen nicht übersehen werden», gab Thomas Kempf, Präsident Suisseporcs Ostschweiz an der GV in Kirchberg zu bedenken. Während der Pandemie hätten die Menschen im Homeoffice die Freude am Kochen «neu entdeckt». Die Begeisterung für ein Menü mit Schweinefleisch, die manche Hobbyköche via Social Media teilten, habe auch ihn erfasst. Die Branche dürfe stolz sein auf ihre Leistungen, die von einem grossen Teil der Bevölkerung geschätzt werde.

Biosicherheit hochfahren im Zusammenhang mit der ASP hochfahren

Im Zusammenhang mit der Gefahr der Afrikanischen Schweinepest (ASP) appellierte Thomas Kempf, die Biosicherheit auf den Betrieben zu überprüfen und hochzufahren. Rita Lüchinger, Geschäftsbereichsleiterin Schweinegesundheitsdienst bei Suisag, informierte zur ASP. Wichtig für die Schweiz sei zu wissen, dass Mitte Januar 2022 in Italien (Piemont, Ligurien) Ausbrüche des ASP-Virus (Genotyp 2) gemeldet wurden.

Die rasche und unkontrollierte Ausbreitung von Wildschweinpopulationen stelle ein ASP-Reservoir mit hohem Risiko dar. Der Bund führte deshalb vom 2. bis 4. November 2021 eine nationale Krisenübung zu einem fiktiven Ausbruch der hochansteckenden ASP durch. Simuliert wurden auch die Auswirkungen von Transportverboten von Schweinen in der Schweiz.

Labelfleisch ist wenig nachgefragt

Die grossflächige Ausbreitung der ASP unter den Hausschweinen konnte mit einschneidenden Massnahmen verhindert werden. Die Suisag unterstützt die Produzenten mit geeigneten Informationsmaterialien gegen die Seuche. So gibt es eine ASP-Risiko-Ampel für die Betriebe und ein überarbeitetes Merkblatt «Schutz vor Wildschweinen». Auch können Betriebe, die umzäunen, Informationsplanen mit dem Hinweis «Wir schützen doppelt» bestellen.

Dass die Bauern Labelfleisch produzierten, es aber eine zu geringe Nachfrage seitens der Konsumenten gebe, bildete den Einstieg in die Ausführungen von Stefan Müller, Geschäftsführer von Suisseporcs Schweiz. Bei den Schweinen leben 68 % der Mastschweine in besonders tierfreundlichen Ställen (BTS), und 60 % haben regelmässigen Auslauf im Freien (RAUS). Bei den Galtsauen seien es sogar 70 % mit RAUS. «Die Labelanteile im Verkauf variieren hingegen zwischen 10 und 40 %», so Müller.

Weiter informierte der Suisseporcs-Geschäftsführer über die Vor- und die Hauptkampagne von Schweizer Bauernverband und Suisseporcs gegen die Massentierhaltungs-Initiative (MTI). Er appellierte, dass alle Produzenten gefordert seien, sich zu engagieren. Es werden noch QM-Produzenten gesucht, die sich für Informationsvideos zur Verfügung stellen. «Es geht darum, der Bevölkerung zu zeigen, wie die Branche arbeitet, was sie leistet, wer die Menschen hinter den Betrieben sind.»

Im Zusammenhang mit den Aktivitäten gegen die MTI hat Suisseporcs Ostschweiz einen Mehraufwandposten im Budget eingesetzt.

«Saugut» kommunizieren

«Die Nutzung von ‹Saugut! Schweizer Schweinehaltung: familiär, respektvoll, fortschrittlich› für das Basismarketing ist ein wesentlicher Bestandteil der weiteren Verbandsarbeit», so Stefan Müller. Für die Finanzierung des Basismarketings werden ab Juni 2022 zwölf Rappen pro Schlachtschwein und drei Franken pro Schlachtmore von den Abnehmern bei den Schweineproduzenten eingezogen. Das Geld wird für die Umsetzung des Basismarketings eingesetzt.

Müller informierte zudem, dass in einer Studie im Rahmen einer Dissertation an der Universität Bern in den Schlachthöfen festgestellt wurde, dass bis zu 30 % der Schlachtschweine Schwanzläsionen aufwiesen. In einem Forschungsprojekt sollen nun die Ursachen untersucht werden.

Algen – Proteinquelle der Zukunft?

Fabian Wahl von Agroscope informierte über Algen, die in Zukunft als Proteinquellen in der Tierfütterung dienen könnten. Attraktiv erscheint dies, weil Algen sowohl an, wie auch auf landwirtschaftlichen Gebäuden produziert werden können und dafür kein Ackerland nötig ist. Auf dem Agroscope-Campus in Posieux FR sind dafür Pilotanlagen geplant. Eines der Projektziele sei es, einen Ersatz für Sojaimporte für die Rinder-  und Schweinefütterung zu finden. Auch wird eine Methanreduktion bei Wiederkäuern angestrebt. 

Die Algenproduktion erlaube eine dezentrale Produktion für die Betriebe, vergleichbar mit der Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung, so Wahl. Solche und weitere Überlegungen haben Einfluss auf Bauprojekte auf dem Campus in Posieux. So ist die Installation einer Forschungsanlage am Laborgebäude geplant sowie die Installation einer Produktionsanlage beim Neubau des Landwirtschaftsgebäudes.