Die schwarz-weisse, behornte Werbekuh Lovely ziert aktuell wieder die Plakatwände. «Lovely fördert und liebt die Biodiversität», so die Botschaft der Basismarketing-Organisation Swissmilk. «Diese Irreführung des Publikums nimmt Pro Natura nicht hin», empört sich der Umweltverband in einer Mitteilung. Deshalb habe sie bei der Lauterkeitskommission Beschwerde eingereicht.

Politisch motivierte Fehlinformation

Pro Natura vermutet einen Zusammenhang der Werbebotschaft mit den anstehenden Abstimmungen zur Massentierhaltungs- und der Biodiversitäts-Initiative.

Die Kampagne zeige bewusst eine beschränkte Sichtweise, wobei sich die Schweizer Milchproduzenten (SMP) eines Tricks bedienten: Man betrachte eine einzelne Kuh und konstruiere daraus Aussagen, die angesichts des grossen Tierbestands in der Schweiz nicht pauschal stimmen. Hingegen stelle Pro Natura keineswegs infrage, dass eine standortangepasste Nutzung der Kulturlandschaft mit Rindvieh zu einem artenreichen Lebensraummosaik beitragen könne.

Nicht mehr Teil des ökologischen Kreislaufs

Neben den Plakaten übt der Umweltverband auch Kritik an Aussagen auf der Swissmilk-Website. Wo grasende Kühe als Teil eines ökologischen Kreislaufs, Förderinnen der Biodiversität und des CO2-Bindepotentials beschrieben werden, kontert Pro Natura mit Stickstoffüberschüssen. Diese schädigen die Artenvielfalt und 14 Prozent der Milchkühe würden während ihrer Produktionszeit sowieso nie eine Weide sehen. «Die Nutzungsintensität hat längst dazu geführt, dass die Artenvielfalt in weiten Teilen verschwunden ist», heisst es in der Beschwerde an die Lautbarkeitskommission.

Abkehr von zu hohem Tierbestand gefordert

Ein nicht vertieftes Publikum könnte aufgrund der Kampagne davon ausgehen, der Milchkonsum würde die Biodiversität fördern, fasst Pro Natura zusammen. Dabei sei das Gegenteil der Fall: Es bestehe grosser Handlungsbedarf, insbesondere im Sinne einer Abkehr vom zu hohen Tierbestand und damit auch von der «irreführenden, biodiversitätsschädigenden Werbung für Fleisch- und Milchprodukte».  

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«Alle Themen sind mit Quellen belegt»
«Wir nehmen die Beschwerde bei der Lauterkeitskommission zur Kenntnis. Da wir noch keine offizielle Begründung bekommen haben, ist es zu früh, sich zum Inhalt zu äussern», sagt Reto Burkhardt, Leiter Kommunikation von Swissmilk. Grundsätzlich sei es ja nichts Neues, dass Swissmilk in ihren Kampagnen das Thema Nachhaltigkeit behandle. «Das begann 2018, als Lovely vom weissen Hintergrund auf die grüne Wiese gewechselt hat. 2019 kam der grüne Teppich und jetzt wollen wir noch stärker auf das Thema eingehen.» Es sei gut, dass diese Diskussion geführt werde. «Nachhaltigkeit ist in aller Munde und ein emotional diskutiertes Thema. Wo Emotionen im Spiel sind, gehen Fakten gerne unter. Alle Themen auf unserer Website sind mit Quellen belegt.» Grundsätzlich ist für Burkhardt eines klar: «Milchproduktion in der Schweiz ist standortgerecht und  unsere Kühe fressen zu 86% Gras, Klee, Kräuter, Heu und Mais. Woher soll unsere Milch sonst kommen?»