Die nächste Krise kommt bestimmt? Ja, aber das dauert noch. Bis zum Ende des Jahres 2018 können die Milchbauern in der EU mit einer Hochpreisphase rechnen. Was danach kommt, weiss nur die Glaskugel. Das jedenfalls ist die Aussage Erhard Richarts, Vorsitzender des Instituts für Ernährungswirtschaft (ife) in Kiel. Er sprach Anfang Juni bei den Kieler Milchtagen über den Verlauf zyklischer Milchpreisschwankungen in Deutschland und der EU.

Preie schwanken zyklisch

Viele Märkte in- und ausserhalb der Agrarwirtschaft zeigen regelmässig  wiederkehrende Preisschwankungen, die durch hohe Marktpreise, Überproduktion,   absenken des Angebots und einem folgenden Nachfrageüberhang erzeugt werden. An diesen Bewegungen sind auch saisonale und zyklische Einflüsse abzulesen. Sie werden normalerweise von einem Trend und
irregulären Schwankungen begleitet, die zum Beispiel durch Milchstreiks, starke Hitze- oder Kälteeinbrüche oder durch fehlerhafte Vorhersagen, die heftige Reaktionen der Marktteilnehmer nach sich ziehen, ausgelöst.

Stabilisierung aufgehoben

Seit vielen Jahrzehnten verhinderten die Milchquote und die Intervention starke Schwankungen der Milchproduktion und der Milchpreise in der EU. Die Intervention wurde inzwischen stark zurückgefahren und die EU-Milchquote lief 2015 aus. Eine freiere Milchproduktion mit allen Vor- und Nachteilen wurde möglich. Seit 2006 waren bis zum Frühling 2018 vier Preiszyklen mit einer Dauer von jeweils drei bis vier Jahren sowohl in der EU als auch auf dem Weltmarkt zu beobachten.

Butter ist kein Sorgenkind

Während früher Butter das Sorgenkind der Vermarkter und der Agrarpolitik war, trägt heute der Bedarf an Milchfett wesentlich zur Erhöhung der Milchverwertung und damit der Auszahlungspreise an die Landwirte bei. Molkereien fordern die Produzenten auf, Milch mit höherem Fettgehalt zu liefern. Der Preis für Blockbutter zeigte in der EU und auf dem Weltmarkt ebenfalls vier deutliche Zyklen. Allerdings ist Butter aus der EU schwer auf dem Weltmarkt abzusetzen. Ihre Verfügbarkeit ist
begrenzt und die Preise sind zu hoch.

Auslöser für die zyklisch steigenden und sinkenden Preise innerhalb der EU waren einerseits die Schwankungen des Milchangebots. Für den Milchmarkt ist es typisch, dass die Reaktion der Milchproduzenten verzögert erfolgt. Auf niedrige Preise folgte eine Stagnation des Angebots, ausgelöst durch den Strukturwandel und dem Ende der Milchproduktion auf den Betrieben. Herdenverkleinerungen durch Kuhschlachtungen spielen hierbei eine eher untergeordnete Rolle.

Nachfrage ausserhalb der EU

Der zweite grosse Faktor, der bei den zyklischen Preisschwankungen eine Rolle spielt, ist die Nachfrage auf den Märkten ausserhalb der EU. Im Jahr 2017 exportierte die EU 21 Mio t umgerechnet in Milchäquivalent auf den Weltmarkt. Für 2018 werden 22 Mio t erwartet. 2008 waren es noch 12 Mio t. Importe spielen hier eine untergeordnete Rolle, da die EU diesen Bereich durch Einfuhrzölle schützt. Die Preise für Milchpulver, Käse und Butter entwickeln sich in der EU synchron mit den Weltmarktpreisen.

Während sich in der EU eine stufenweise Erhöhung der Milcherzeugung entwickelte, wurde 2016 und 2017 in Deutschland eine zyklische Einschränkung bis zum Herbst 2017 beobachtet.

CH-Preise reagieren später

Die Schweizer Milchpreise reagieren mit zirka einem halben Jahr Verzögerung auf die Preise in der EU. Besonders deutlich war das in Hochpreisphasen der Jahre 2007 und 2014 zu sehen. Als Gründe können hier der Einkaufstourismus in Deutschland und der freie Handel im Bereich Käse genannt werden.

Lernen Sie die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen und gewinnen Sie einen Reisegutschein im Wert von 3000 CHF.