2014 war ein Horrorjahr für die Ostschweizer Winzer: Die Kirschessigfliege (Drosophila Suzukii) verbreitete sich in grossem Stil und legte ihre Eier in den Traubenbeeren ab. Die Larven, die nach nur zwei Tagen aus den Eiern schlüpften, ernährten sich vom Fruchtfleisch der Trauben und machten diese innert kürzester Zeit ungeniessbar. Diese bittere Erfahrung führte zur Gründung der Taskforce Drosophila Suzukii. Getragen wird diese durch den Kanton Schaffhausen und die Rebbaugenossenschaft Hallau/Oberhallau. 40 Weitere Organisationen unterstützen die Task Force, die auch durch Beiträge des Bundes finanziert wird.

Über Versuche informiert

Die Taskforce hat heute über ihre breit angelegten Versuche in der Erforschung der Kirschessigfliege und der Möglichkeiten zu deren Bekämpfung informiert. Die GIS-Kartierung von über 300 Hotspots für Kirschessigfliegen, die Erforschung der Flugdistanzen, welche die KEF zurückzulegen imstande ist, der Vergleich der Wirksamkeit von einzelnen Fallentippen, die Wirkungsweise von Netzen und Netzbarrieren, Untersuchungen zum Einfluss des Mikroklimas auf das Vorkommen der Kirschessigfliege. Das sind alles Bereiche, in denen die Taskforce nach Antworten sucht.

Viele Einzelmassnahmen

Eine schlüssige Antwort auf die Frage, mit welchen Massnahmen die Kirschessigfliege am effizientesten zu bekämpfen ist, konnte die Task Force gestern nicht geben. Das liegt auch daran, dass die Kirschessigfliege kühle und feuchte Witterungsbedingungen liebt. Hitze und Trockenheit, wie wir sie diesen Sommer hatten, liebt sie nicht. Das Monitoring der Task Force hat zwar gezeigt, dass mit den einsetzenden Niederschlägen und dem Temperatursturz im August die Zahl der Kirschessigfliegen markant angestiegen ist. Zu Eiablagen in den Traubenbeeren ist es dieses Jahr aber nicht gekommen. Und das war auch – glücklicherweise – letztes Jahr nicht der Fall.
Dennoch lassen sich einige Aussagen und Tipps zum Umgang mit der Kirschessigfliege machen:

Weisse Trauben werden weniger von der Kirschessigfliege befallen als rote Trauben.
Bei roten Sorten ist der Befall je nach Sorten unterschiedlich.
Die Traubenzonen sind gut auszulauben, um so für ein wärmeres und trockeneres Klima zu sorgen. Der Graswuchs unter Trauben ist eher tief zu halten.
Der Traubenbehang ist früh zu regulieren. Wenn die Trauben am Boden noch nicht reif sind, locken sie die Kirschessigfliege weniger an.
An exponierten Lagen wie in der Nähe von Hecken haben Netze gute Versuchsresultate ergeben. Deren Einsatz ist allerdings nicht billig.
Der Einsatz von Kaolin kann den Befall markant reduzieren.
Gesunde Bestände werden in der Tendenz weniger von der Kirschessigfliege befallen.

Härtetest steht noch aus

Winzer hätten am liebsten eine effiziente, einzelne Massnahme im Kampf gegen die Kirschessigfliege, wie Markus Hallauer von der Rebbaugenossenschaft Hallau/Oberhallau feststellte. Eins solche Massnahme ist nicht in Sicht – aber es gibt ein ganzes Bündel an möglichen Massnahmen, um die Verbreitung der KEF einzudämmen. Einzelne Massnahmen – etwa der Wechsel auf KEF-resistentere Sorten – sind in dem auf lange Zyklen ausgerichteten Weinbau zudem schwierig umzusetzen. Und der Härtetest hat nach 2014 noch nicht stattgefunden: Ein Jahr mit ähnlichen Witterungsbedingungen wie im Jahr 2014, in dem sich die Kirschessigfliege in Windeseile in den Rebbergen vermehrte. chw