Auch das vergangene Jahr war für die Zentralschweizer Hochstamm-Kirschenproduzenten sehr herausfordernd. Regen, Wind und Kälte im Frühling erschwerten die Bestäubung und machten zudem den Pflanzenschutz sehr anspruchsvoll. Die Brennkirschen-Mengen fielen zwar regional unterschiedlich aus, lagen aber unter der schon tiefen Vorjahresmenge.

Hochstammbäume gerodet

Es würden aktuell leider mehr Kirschen-Hochstammbäume gerodet als gepflanzt, hiess es am Pflanzenschutz-Fachabend des Vereins Zuger und Rigi Chriesi. Darum brauche es neues Engagement, um die Produktionsmenge und die landschaftsprägenden Baumbestände zu halten. Junge Bäuerinnen und Bauern müssten vermehrt für die Hochstammkirschen motiviert werden können. Die Kirsche gehöre infolge der hohen Anforderungen an Schnitttechnik, Pflanzenschutz und Ernte zu den arbeitsintensiven Produkten. Der Motivation nicht förderlich seien die unsichere Ertragssicherheit, Wetterereignisse wie Frost und Hagel, Krankheiten, das Steinobstbaumsterben und natürlich die Kirschessigfliege (KEF), welche seit 2011 das Leben der hiesigen Obst- und Beerenbauern erschwere.

Biologischen Regulation und Bekämpfungsstrategie

Wie der KEF zukünftig vielleicht in Schach gehalten werden könnte, stand im Mittelpunkt des Referats von Lukas Seehausen, der als Fruchtfliegenspezialist am Forschungsinstitut Cabi in Delsberg JU an der biologischen Regulation und Bekämpfungsstrategie gegen die Kirschessigfliege arbeitet. Die klassische biologische Bekämpfung setze auf die Einführung von Nützlingen aus dem Herkunftsgebiet des Schädlings. Damit sollte eine langfristige und flächendeckende Schädlingsbekämpfung erreicht werden, da der Nützling sich so selbst verbreitet, vermehrt und den Schädling attackiert. Das benötige aber eine eingehende Risikoanalyse, um ungewollte Nebeneffekte zu vermeiden. Am überzeugendsten präsentiere sich bisher eine winzige Schlupfwespe namensGanaspis brasiliensis.Sie sei in Asien verbreitet und dort als spezifischer und natürlicher Feind der KEF bekannt. Diese Schlupfwespe parasitiere die KEF-Larven in der Frucht. In Ländern wie USA, Italien oder Frankreich wurden bereits Freilassungen im Feld durchgeführt. Länder, die viel Erfahrung in der klassischen biologischen Schädlingsbekämpfung hätten. Entsprechend effizient seien deren Abläufe im Zusammenhang mit den Bewilligungsverfahren. Diese Erfahrung fehle den Schweizer Behörden.

Gegenspieler der KEF

In der Schweiz kam es im September im Jura und Tessin zu ersten Freilassungsversuchen von Ganaspis brasiliensis. Während des umfassenden Monitorings der ausgesetzten Schlupfwespe sei es dabei zu einer überraschenden Entdeckung gekommen. Mit der Schlupfwespe Leptopilina japonica wurde ein anderer aus Asien stammender natürlicher Gegenspieler der KEF gefunden. Dieser parasitiert allerdings auch einheimische Fruchtfliegen, könnte jedoch hilfreich für die Reduzierung der lokalen KEF-Populationen sein.

Keine Wunderwaffe gefunden

Keine der beiden Arten werde wohl zukünftig eine Wunderwaffe sein, mit der die KEF ausgerottet werde könne. Die Hoffnung bestehe aber, dass sich mit diesen beiden natürlichen Gegenspielern die KEF-Populationsdichte unter einem wirtschaftlichen Grenzwert entwickle. Das könne eine Chance und ein kleiner Lichtblick für die Hochstammproduktion sein.

Chriesi-Fachabend

Thomas Wiederkehr vom Landwirtschaftsamt Zug informierte über das Projekt «Zukunftsorientierte Zuger Landwirtschaft» und wie die regionale Hochstamm-Kir­schenproduktion davon profitieren könne. Die Anzahl Höfe mit Direktvermarktung sei im Kanton Zug überdurchschnittlich hoch, dieser Vermarktungskanal soll mit Massnahmen weiter gestärkt werden.

Die Obstanbau-Experten Kathrin von Arx, Aurelia Jud und Louis Suter informierten über die Ursachen und Bekämpfungsstrategien beim Steinobstbaumsterben, Pflanzenschutzversuchen mit Drohne auf Kirschen-Hochstammbäumen und Neuigkeiten rund um die Bekämpfung von Krankheiten und Schädlingen bei Hochstammkirschen. Und «Zuger und Rigi Chriesi»-Geschäftsführerin Michela D’Onofrio Rogenmoser ging in ihren Ausführungen auf Vereinsaktivitäten und Änderungen im Pflichtenheft AOP Zuger und Rigi Kirsch ein.