Es hat sich längst bei Gross und Klein in der Region herumgesprochen, dass in Flawil Baumnüsse zur Ölproduktion abgegeben werden können. Die St. Galler Öl der St. Gallischen Saatzuchtgenossenschaft, mit Sitz am Mattenhof, Landwirtschaftliches Zentrum SG, verfügt über einen Produktionsraum mit acht Pressen, einer Reinigungsanlage sowie mehrere Trocknungsanlagen und einem Fliehkraftschäler. Handelsunübliche einheimische Ölsamen wie Mohn, Leindotter, Hanf, Haselnüsse oder Baumnüsse werden hier für die Ölherstellung aufbereitet. Ende Januar sind Marcel Gadient, Produktionsleiter, und sein Team mit Lohnpressungen für lokale Nussproduzenten beschäftigt. Diese Dienstleistung bietet St. Galler Öl ab Weihnachten und bis März an. Das nutzen sowohl Bäuerinnen und Bauern als auch Private.
Verschiedene Nussprojekte entstanden
Christoph Gämperli, Geschäftsführer der St. Gallischen Saatzuchtgenossenschaft, schildert rückblickend die Anfänge der Nussölproduktion: «Wir wollten unbedingt ein Nussöl aus einheimischen Nüssen produzieren. Als wir eine Ausschreibung lancierten, in der wir lokale Nussproduzenten suchten, waren wir angenehm überrascht, dass sich rund 200 Personen meldeten. Manche hatten nur einen oder zwei, drei Nussbäume.»
In den ersten Jahren konnte die St. Galler Öl AG ihren Nussproduzenten alle qualitativ guten Nüsse abnehmen und ansehnliche Preise bezahlen. «Die Verwertung von Ernteüberschüssen funktionierte sehr gut, weil wir lange die Einzigen waren, die Baumnüsse in grösseren Mengen auf dem Markt anboten», erzählt Gämperli. So konnten sie alle Nüsse, die über den Eigenbedarf hinausgingen, an andere Verarbeiter weiterverkaufen. Auch die Migros war für ihr «Aus der Region – für die Region»-Baumnussjogurt ein Abnehmer.
Inzwischen sind schweizweit verschiedene Projekte im Nussbereich, teils gefördert vom Bund, Kantonen oder Organisationen, entstanden. Dieses führte zu einer Konkurrenzierung auf dem Verarbeitungskanal. «Deshalb können wir unseren Nusslieferanten nicht mehr die gleich hohen Preise zahlen wie zu Beginn. Das ist bedauerlich», sagt Gämperli.
Verhaltener Optimismus
Für bessere Qualität und Regionalität, das sehe man auch beim nativen Öl, seien Konsumenten bereit, mehr zu zahlen. Nativ bedeutet, dass ein Öl seinen typischen Geschmack und die Farbe behalten soll, und damit zusammenhängend die wertvollen Inhaltsstoffe.
Die St. Galler Öl AG pflegt eine gute Zusammenarbeit mit der Genossenschaft«Swiss Nuss». Beide Unternehmen wollen die Wertschöpfung in der Region erhalten und fördern. St. Galler Öl übernimmt jeweils einen Teil von den bei «Swiss Nuss» geknackten Nüssen. «Für die Verwendung in Nusstorten, Jogurts oder Glacé sind Zuchtnüsse, wie sie ‹Swiss Nuss› produziert, ideal», so Gämperli.Die St. Galler Öl AG erhält von ihren Nusslieferanten meist «Wildlinge». Das sind heisst, sehr schmackhafte Nüsse, die aber aufgrund von ihren Verwachsungen im Kerngehäuse nicht fürs Knacken geeignet sind. Dafür umso mehr für die Herstellung von feinem, kaltgepressten Nussöl.
Trotz der grundsätzlich positiven Einschätzung der Bedeutung von Regionalprodukten gab Gämperli zu bedenken, dass z. B. bezüglich des einheimischen Nussanbaus eher verhaltener Optimismus angebracht sei. Die Kaufbereitschaft für regionale Produkte sinke bei einem Preisunterschied mit Faktor 1:3. Auch könne nicht unendlich produziert werden. «Der Weltmarktpreis für Nusskerne gegenüber unseren Schweizer Nüssen muss mit dem Faktor 1:5 gerechnet werden.
An der 5. Regionalprodukte-Tagung Ende Januar an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich, stellte Heinz Müller, Landwirt aus dem St. Galler Rheintal und Präsident von «Swiss Nuss» die Arbeit der Genossenschaft vor. Die Genossenschaft wurde von Bäuerinnen und Bauern aus den Kantonen Graubünden, St. Gallen und Luzern gegründet. In Malans GR, am Sitz der Genossenschaft, steht eine professionelle und effiziente Nuss-Knackanlage, mit optischer Sortierung. Neben der Genossenschaft «Swiss Nuss» wurden vier kantonale, eigenständige Produzentenplattformen gebildet, welche die Genossenschaft mit Baumnüssen beliefern. Diese befinden sich in den Kantonen Graubünden, St. Gallen und Luzern. «Swiss Nuss» und St. Galler Öl arbeiten zusammen: So übernimmt die St. Galler Öl jeweils einen Teil der Ernte (Nusskernbruch) für ihr Öl. Die «Swiss Nuss» konzentriert sich auf die Vermarktung von Nussbruch und bietet ebenfalls die Lohnpressung an.