Die Wälchli Maschinenfabrik und ihre Produkte in den Segmenten Gülletechnik, Abwasserpumpsysteme sowie Mostereigeräte kennt man im ganzen Land. Per Juni 2022 hat Beat Wälchli, Sohn des Firmengründers, die Geschicke im aargauischen Brittnau in die Hände von Randy Honegger gelegt. Auch Honegger ist kein Unbekannter: Der studierte Agronom war am Strickhof tätig und hat in leitenden Positionen bei DeLaval und bei der Landi gearbeitet. Die BauernZeitung hat ihn ein gutes halbes Jahr nach seinem Antritt in Brittnau zum Gespräch getroffen.

Herr Honegger, Sie haben die Geschäftsleitung der Wälchli Maschinenfabrik per 1. Juni 2022 angetreten. Seither sind ein paar Monate ins Land gezogen. Wie haben Sie sich in Brittnau eingelebt?

Randy Honegger: Nach ungefähr drei Monaten hatte ich das Gefühl, angekommen zu sein und alle Leute im Haus zu kennen. Es freut mich besonders, dass wir fast alle Angestellten in der Firma halten konnten, es gab aufgrund des Besitzerwechsels so gut wie keine Abgänge. Somit bleibt das schlagkräftige Team intakt. Jetzt geht es darum, nach vorne zu schauen und erste neue Projekte anzureissen.

Was steht denn aktuell an?

Meine Herangehensweise beim Antritt als Geschäftsführer war folgende: Ich will das Bestehende solide weiterführen und «step by step» darauf aufbauen. Die Wälchli Maschinenfabrik wurde von Beat Wälchli vorbildlich geführt; es gab keine unbereinigten Baustellen, was es uns jetzt erlaubt, mit Vollgas weiterzufahren.

Sie hatten zuvor leitende Positionen bei DeLaval und bei der Landi inne. Warum tritt man da ab und wagt sich als Selbstständiger mit einem KMU in die freie Wildbahn?

Rückblickend gesehen waren diese Tätigkeiten quasi ein Trainingslager. Ich bin gelernter Landwirt und wäre heute Bauer, wenn meine Eltern einen Betrieb gehabt hätten. Ich habe dann Agronomie studiert, verschiedene Weiterbildungen absolviert und schliesslich gute Jobs gehabt. Da habe ich enorm viel lernen können. Trotzdem wollte ich immer etwas Eigenes; ich hatte stets die Triebfeder in mir, selbst etwas zu leiten.

Welcher Typ Mensch muss man dazu sein?

Wenn man diesen Schritt macht, muss man damit klarkommen, alleine Entscheidungen zu fällen und Verantwortung zu übernehmen – ohne Back-up. Das ist sicher ein entscheidender Unterschied zur Arbeit in grösseren Unternehmen, wo man immer eingebettet ist. Ganz wichtig ist es meines Erachtens, dass man eine positive Natur ist und die Chancen sieht; das ist die wichtigste Eigenschaft. Und es braucht natürlich eine grosse Portion Geduld und auch Hartnäckigkeit. Die Dinge entwickeln sich schliesslich nicht über Nacht.

Was bedeutet das für Ihre Führungsrolle bei der Wälchli Maschinenfabrik?

AboBetriebsübergabeDie Wälchli Maschinenfabrik ist bald in neuen HändenDonnerstag, 27. Januar 2022 Mir sind die Leute wichtig und folglich auch, dass eine gute Betriebskultur herrscht. Das Team hat sehr viel Potenzial; trotz oder gerade wegen der Verschiedenheit der Leute und ihrer Fähigkeiten ergänzen wir uns als Team gut. Im Hinblick auf unsere Strategie werden wir diejenigen Sachen weiterführen, die genau für unser Unternehmen passen.

Das heisst, es gab keine «alten Zöpfe» abzuschneiden?

Nein, das gab es in der Tat nicht. Was das Produktportfolio anbelangt, stimmen Qualität und Sortiment und auch die internen Abläufe waren vorbildlich umgesetzt. Nun gilt es, an der einen oder anderen Stelle sanft zu aktualisieren und zu justieren, ­damit – bleiben wir bei der ­Metapher – der Zopf schön geschmeidig bleibt.

Was liesse sich denn beispielsweise optimieren?

Nun, den Namen Wälchli Brittnau kennt man in der ganzen Schweiz. Dieses Potenzial wollen wir künftig stärker nutzen und in Sachen Verkauf etwa neben dem Mittelland die Ost- und die Westschweiz vermehrt ins Auge fassen.

Haben Sie seit Ihrer Übernahme die Entwicklung von Neuheiten angestossen?

Wir haben in der Tat einige Neuheiten im Köcher:

- Zum einen wird künftig so ziemlich jede Maschine aus dem Hause Wälchli per Handy steuerbar sein. Das schafft Komfort und erlaubt mehr Flexibilität.

- Weiter haben wir einen neuen Schleppschlauch-Kombi für die Verschlauchung sowie für ans Fass entwickelt. Er ist mit rund 340 kg auf 7 Meter sehr leicht und er lässt sich mit einem Schnellkupplungssystem ganz einfach anbringen. So können etwa mehrere Betriebe mit unterschiedlichen Ausbringungssystemen einen Schleppschlauch­verteiler teilen.

- Darüber hinaus sind wir exklusiver Importeur eines Systems zur Gülleansäuerung, das in Dänemark konzipiert worden ist. Davon versprechen wir uns eine Menge. Der Trend in Richtung Emissionsreduk­tion bei der Gülle wird solche Systeme künftig immer wichtiger machen.

- Und last, but not least, werden wir uns künftig auch mit dem Thema Biogas auseinandersetzen. Wir haben mit Daniel Lampart und Agrigas einen erfahrenen Spezialisten gleich in unserer Nähe. Da können wir effektiv zusammenarbeiten.

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Beim Thema Gülleansäuerung stösst die Wälchli Maschinenfabrik also in neues Gebiet vor.

Ja, es gibt eigentlich noch kaum vergleichbare Lösungen am Markt. In meinen «DeLaval-Jahren» habe ich gesehen, wie Ställe geplant und gebaut werden. Deshalb ist es für die Etablierung ­solcher Entsäuerungsanlagen wichtig, dass wir den Architekten in die Hände arbeiten können.

Wie hat Ihre Firma denn eigentlich die Covid-Pandemie überstanden?

Aus meiner Sicht hat das unseren Markt nicht allzu stark betroffen. Logischerweise merkt man aber auch in diesem Sektor die Preissteigerungen, die Verzögerungen in den Lieferketten und so weiter. Das gefährdet natürlich bereits budgetierte Projekte, nicht nur bei uns. Die Wälchli Maschinenfabrik war aber immer lieferfähig, weil wir ein umfangreiches und gut bestücktes Lager unterhalten. Im Moment ist die Auftragslage gut, wir suchen sogar noch zusätz­liche gute Mechaniker.

Blicken wir in die Zukunft: Wo wollen Sie die Wälchli Maschinenfabrik hinführen?

Wir wollen weiterhin ein kompetenter Lösungsanbieter im Bereich flüssige Hofdünger sein; die Nummer 1 natürlich. Eine Diversifizierung etwa auf das Gebiet fester Stoffe haben wir nicht vor, da gibt es bereits andere Spezialisten. Wir konzentrieren uns auch künftig auf unsere Stärke, den flüssigen Bereich. Was man nicht vergessen darf: Wir sind auch in den Bereichen Most und Abwasserpumpsysteme sehr gut positioniert. Auch diese Segmente wollen wir weiterhin auf dem gewohnten Niveau bedienen.

Aktuell ist Messesaison; Sie sind mit einem Stand an der Agrama vertreten. Worauf freuen Sie sich besonders?

Ich freue mich sehr auf die Agrama; sie wird meine erste Messe als Geschäftsführer von Wälchli Brittnau. Das soll man am Stand auch sehen: Der Stand zeigt sich in neuer Farbe, wir haben die vorhin angesprochenen vier Neuheiten mit dabei und wir haben neue Verkäufer. Alles gute Gründe für Vorfreude auf die Agrama.