Am 1. Januar 2022 treten die neuen eidgenössischen Sicherheitsrichtlinien zur Forstarbeit in Kraft. Grundsätzlich gilt: Wer künftig Holzerntearbeiten für Dritte erledigen will, muss entsprechend ausgebildet sein.

Während die Bauern schon fast mit einem Bein im Wald stehen, scheinen sich hinter verschlossenen Türen die Dinge aber noch immer in Bewegung zu befinden. Die Kursplätze sind indes heiss begehrt.

Lernende mit hohem Risiko

Waldarbeit ist risikoreich, und der Beruf des Forstarbeiters gilt nach wie vor als einer der unfallträchtigsten der Schweiz. Laut der Suva ereignen sich in Schweizer Forstbetrieben jährlich rund 1700 Unfälle. Häufig sind Lernende betroffen: Wie die Suva schreibt, erleidet fast jeder zweite Lernende auf Forstbetrieben einen Unfall.

Auch landwirtschaftliche Auszubildende müssen je nach Betrieb im Wald arbeiten. Dem wird in ihrer Ausbildung zu Teilen Rechnung getragen: Gemäss dem Bildungsplan Landwirtschaft vom März 2017 müssen Lernende die Gefahren im Umgang mit der Motorsäge kennen, sie müssen diese warten können sowie über Kenntnisse zur Anwendung der Schutzausrüstung verfügen. Eine vertiefte Holzerausbildung fehlt in der landwirtschaftlichen Ausbildung bislang.

Die Übergangsfrist läuft aus

Die Bestimmungen zur Sicherheit bei Waldarbeiten legt die Eidgenössische Koordinationskommission für Arbeitssicherheit (Ekas) fest. Nach einer Revision der entsprechenden Richtlinien legte die Kommission 2017 aktualisierte Bestimmungen vor. Diese messen der Sicherheitsausbildung mehr Bedeutung bei. Bis zum Inkrafttreten dieser angepassten Vorgaben wurde eine Frist von fünf Jahren angesetzt, die nun zum Jahresbeginn 2022 ausläuft.

Wer also weiterhin «im Auftragsverhältnis» – sprich gegen ein Entgelt oder eine andere Form der Entlöhnung – holzen will, muss folglich zwei Holzerkurse besuchen. Landwirten, die in ihrem Privatwald arbeiten, wird zumindest der Besuch des ersten Kurses empfohlen.

Ziel: Die Sicherheit im Wald erhöhen

Die Holzerausbildung wird in zwei je fünftägige Kurse gegliedert. Die sicherheitstechnischen Grundkenntnisse werden im Basiskurs Holzernte (Modul E 28) behandelt. Dort sollen die Teilnehmenden nicht nur die praktischen Schritte kennenlernen, sondern auch die damit verbundenen Risiken. Der weiterführende Kurs (Modul E 29) soll spätestens zwei Jahre nach dem Einführungsmodul absolviert werden. Vermittelt werden unter anderem die verschiedenen Fällmethoden. Dass in den Holzerkursen eine sinnvolle Ausbildung vermittelt wird, zeigen Gespräche mit Landwirten, die sie besucht haben (s. unten).

Gemäss dem Kursprogramm von Wald Schweiz schlagen die fünftägigen Kurse mit 1350 Franken zu Buche, wenn sie am Ausbildungsstützpunkt absolviert werden. Wer den Kurs an einem anderen Kursort absolvieren möchte, muss 1900 Franken berappen.

Auch für Lernende Pflicht?

Lernende können die beiden Kurse grundsätzlich ab dem15. Altersjahr besuchen. Wie die genaue Integration in den Ausbildungsplan vonstattengehen soll und welche Kurse zu welcher Form von Waldarbeit vorausgesetzt werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht restlos klar. Entsprechend äussert sich die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL): Auf Anfrage der BauernZeitung verweist die BUL auf laufende Entwicklungen, zu denen man aktuell keine Informationen veröffentlichen dürfe.

Mit über 600 Lehrbetrieben, die zu einem grossen Teil Privatwald besitzen, ist der Kanton Bern besonders an einer raschen Lösung interessiert. Auch hier könne man aber zu den aktuellen Entwicklungen noch nichts Konkretes verlauten lassen, sagt Urs Ryf, Präsident der landwirtschaftlichen Berufsbildner des Kantons.

Heiss begehrte Kursplätze

Unterdessen rückt der Jahreswechsel näher, und die Nachfrage nach Kursplätzen ist gross, wie Florian Landolt, Bereichsleiter Kommunikation bei Wald Schweiz, bestätigt. Das Auslaufen der Frist spüre man beim Verband der Waldeigentümer, berichtet er: «In der jüngsten Vergangenheit hat das Interesse an den beiden Holzerkursen sehr stark zugenommen; viele wollen noch teilnehmen. Die Kurse sind aber schon länger geplant und die Kapazitäten im Moment ausgereizt. Wir können leider nicht kurzfristig so viele zusätzliche Kurse anbieten.» Landolt betont, dass sein Verband nicht der Auslöser für das nun anstehende Obligatorium sei; die Kurse sieht er aber als einen Gewinn an: «Wir begrüssen natürlich diesen Entscheid, der für mehr Sicherheit im Wald sorgen soll. Forstarbeiten bergen ein grosses Gefahrenpotenzial, das es zu reduzieren gilt.»

Die gestiegene Nachfrage registriert man auch beim Verband der Berner Waldbesitzer, wie dessen Geschäftsführer Philipp Egloff bestätigt: «Mit dem Berner Holzförderungsfonds unterstützen wir Waldbesitzer aus dem Kanton mit einem Beitrag an die Kurskosten. Seit rund zwei Jahren verzeichnen wir eine deutliche Zunahme an entsprechenden Gesuchen.»

Es zeigt sich also, dass vor dem Jahreswechsel noch einiges an Licht in den dunklen Wald kommen muss. Die BauernZeitung verfolgt die laufenden Entwicklungen vor allem im Bereich der Ausbildung und wird darüber berichten, sobald die verantwortlichen Stellen sich äussern.

Inwiefern sind Sie vom Holzerkurs-Obligatorium betroffen? 

[IMG 2] Ich bin Waldbesitzer und holze manchmal auch für Dritte, daher betrifft mich das kommende Obligatorium. Ich sehe den Kurs grundsätzlich als eine Weiterbildung für mich an und werde ihn gemeinsam mit einem Kollegen absolvieren. Natürlich scheint das Ganze nicht ganz billig, aber wenn man den Kurs hat, ist man künftig versicherungstechnisch auf der sicheren Seite. Zudem habe ich einen Lehrling; auch aus dieser Sicht ist es sicherlich sinnvoll, die erforderlichen Kenntnisse zu haben.

 

[IMG 3] Neben der Arbeit zu Hause auf unserem Milchbetrieb holze ich seit längerem auch auswärts. Ich habe inzwischen beide Kurse absolviert und an diesen zehn Tagen doch einiges lernen können. Aufgrund meiner Erfahrung habe ich im Grundkurs sicher etwas weniger profitiert, aber auch da gab es gewisse Kniffe, die ich nützlich finde. Aus dem zweiten Kurs habe ich viel mitnehmen können. Wer viel holzt, ist sicher gut beraten, die Kurse zu machen, weil man dadurch die Risiken besser sieht.
 

[IMG 4] Ich besitze selber 9 ha Wald und holze auch auswärts. Neben der Milchviehhaltung ist das Holzen also ein Betriebszweig von uns. Ich holze von klein auf und habe deshalb die beiden Kurse bereits vor einiger Zeit gemacht. Sie sind sinnvoll, weil man da die richtigen Fälltechniken von Grund auf richtig lernt und erkennt, wo die Gefahren sind. Ich führe mit meiner Seilwinde auch Rückearbeiten aus und habe dafür einen weiteren Kurs absolviert. Mit der Winde unterstütze ich heute solche Holzerkurse und kann jedes Mal aufs neue etwas dazulernen.