SonderausgabeSuisse Tier 2021Freitag, 19. November 2021 Schon zum 10. Mal verleihen die Schweizer Agrarmedien AG und die Messe Luzern dieses Jahr den Preis für bäuerliche und gewerbliche Innovationen an der Suisse-Tier. Grund genug für einen Blick zurück auf die Gewinnerliste. Einer sticht hier besonders heraus: Peter Studer aus dem luzernischen Flühli hat bereits dreimal mitgemacht und ebenso oft gewonnen.

Fünf Sieger im Jahr 2003

2003 bei der ersten Durchführung teilte er sich die Trophäe mit vier anderen Bauern. Hier die damaligen Preisträger:

  • Rochus Schmid aus Bonfol im Kanton Jura für eine Wasserstandsanzeige am Tränkefass.
  • Roland und Andrea Rüegsegger aus Aeschi b. Spiez für eine drehbare Warntafel.
  • Fritz Schönthal aus dem zürcherischen Bachs für seinen Maiswolf.
  • Ernst und Jasmin Brändli aus Wädenswil für ihre Tränkeeinrichtung.
  • Peter und Zita Studer-Zemp aus Flühli für ihren stationären Laufstall-Klauenstand.

«Die damalige Auszeichnung war für mich das Sprungbrett», sagt Peter Studer rückblickend. 17 Jahre später berichtet er über die Fortsetzung seiner Karriere als Konstrukteur und Erfinder.

Diese bescherte ihm 2009 mit dem Klauenpflege-, Behandlungs- und Transportstand (KBT) die nächste Trophäe am Innovationspreis, die er mit Patrick Egli aus dem luzernischen Oberkirch teilte. Dieser erhielt die Erfinder-Auszeichnung für einen mit Nebenprodukten aus der Lebensmittelindustrie angreicherten Maiswürfel.

Neue Werkstatt gebaut

[IMG 2] Den KBT stellt Peter Studer heute in 12er-Serien her. Durch stetige Verbesserungen entstand der Typ KBT modular, so entwickelte er etwa für behornte Kühe spezielle Fangtüren. Gebaut wird in einer vor einigen Jahren neu erstellten Werkstatt auf dem Betrieb, angeschrieben mit Studer Innovation. Damit hat er ideale Voraussetzungen für den serienmässigen Bau der Geräte. Er erfüllt aber auch Sonderwünsche, wie denjenigen der Vetsuisse-Klinik in Zürich für einen transportablen Operationsstand.

Export nach Indien

Die nächste erfolgreiche Kreation mit Preisauszeichnung folgte dann 2013, als Peter Studer mit seinem zerlegbaren Kuhlift ein weiteres Marktbedürfnis abdecken konnte. Heute gehört diese Erfindung zum Inventar in zahlreichen Tierarztpraxen. Der Kuhlift kann auf dem Beifahrersitz des Veterinärfahrzeugs verstaut und über der festliegende Kuh zusammengesetzt werden, alles mit Klickverschlüssen. Angetrieben wird der Hebemechanismus mit einer Akku-Bohrmaschine, die via ein Schneckengetriebe die nötige Hubkraft entwickelt.

Auch der Kuhlift entwickelte sich zu einem gefragten Artikel, bis nach Griechenland. So konnte Peter Studer einer Institution, die sich auf der Ferieninsel Santorini um alternde Esel kümmert, einen Kuhlift zum Heben der Grautiere liefern.

Momentan arbeitet er mit Sohn Ruedi an einem Spezialauftrag für Indien. Eine mit der Gesundheit der (heiligen) Kühe befasste Organisation hat bei Studer einen fahrbaren Kuhlift für therapeutische Zwecke bestellt. Dieser wird mit einer Lenkung und bremsbaren Rädern ausgestattet. Hier muss zudem für eine erhöhte Hebekraft für die indischen Bullen mit 1 Meter 80 Stockmass und bis 1,5 t Gewicht gesorgt werden.

Details liefern Kaufargument

[IMG 3] Dabei sind es oft die Details, welche den Innovationen des Praktikers im In- und Ausland die nötigen Verkaufsargumente liefern. Arbeitssicherheit und Bedienungsfreundlichkeit stehen bei Studer im Vordergrund. Denn schliesslich soll Arbeit auch Freude bereiten.

Technische Details sehe er jeweils vor dem Bau vor dem inneren Auge, berichtet Studer. Mit seiner Werkstatt hat er neben der Landwirtschaft eine Berufung gefunden, die voraussichtlich familienintern weitergeführt wird.

Der jüngste Sohn Ruedi ist gelernter Landmaschinenmechaniker in momentaner Ausbildung zum Landwirt. Er ist ebenso begeistert vom Entwickeln von Neuheiten. In seiner Freizeit arbeite er sehr viel in der Werkstatt mit, wo er seine fachlichen Fähigkeiten voll umsetzen könne, so Peter Studer. In absehbarer Zeit werde Ruedi den gesamten Betrieb übernehmen.

Klare Prioritäten

Zum Schluss fragen wir ihn, wie er als fünffacher Vater, Mutterkuhhalter, Berglandwirt und Konstrukteur alles unter einen Hut bringe. Die Antwort kommt ohne Umschweife: «Erste Priorität hat die Familie, dann kommt die Landwirtschaft und dann alles andere, inklusive Jodlerverein».