AboGastbeitragKlimaschutzgesetz – teuer und gefährlich für die LandwirtschaftDonnerstag, 20. April 2023Der Sommer 2018 trieb vielen den Schweiss auf die Stirn. Nicht nur, weil es wochenlang heiss war. Vielmehr warteten alle Schweizer Bauernbetriebe bange auf Regen. Die Kulturen liessen die Köpfe hängen und das Gras verdorrte. Wer konnte, bewässerte. Letztes Jahr waren es insbesondere die Westschweiz und der Jurabogen, wo sich das Grasland gelb verfärbte und die Kühe mitten im Sommer das für den Winter gedachte Futter fras­sen.

Landwirtschaft leidet zuerst und am meisten

Weltweit ist die Landwirtschaft jene Branche, die zuerst und besonders stark unter dem Klimawandel leidet. Nun hat das Schweizer Parlament ein Gesetz ausgearbeitet, das Gegensteuer geben will. Das Klimaschutzgesetz ist eine Antwort auf die Gletscherinitiative. Am 18. Juni stimmen wir darüber ab. Wenn das Gesetz abgelehnt wird, dann kommt die Initiative zur Abstimmung.

Im Gegensatz zum CO2-Gesetz, über das wir vor zwei Jahren entschieden, beinhaltet das Klimaschutzgesetz keine Verbote. Es geht um finanzielle Anreizprogramme, um aus den fossilen Energieträgern auszusteigen und das bereits beschlossene Nettonull-Ziel bis 2050 zu erreichen. Das Gesetz nimmt wichtige Anliegen der Landwirtschaft auf.

Es sieht Anpassungsmassnahmen an den Klimawandel vor, wie z.B. die ausreichende Wasserversorgung oder der Schutz vor Wetterextremen. Zudem soll die Senkenleistung der Landwirtschaft (CO2-Bindung in den Böden) stärker gewichtet werden. Für die Landwirtschaft ist kein konkretes Reduktionsziel vorgesehen, da die biologischen – damit nur schlecht beinflussbaren – Prozesse bei den Emissionen anerkannt sind.

Landwirtschaft als Teil der Lösung

Kleinbauern-VereinigungKlimaschutz: «Im Gegensatz zur Politik übernehmen viele Betriebe bereits Verantwortung»Donnerstag, 20. April 2023 Es ist unbestritten: Die Entwicklung läuft in Richtung mehr Strom, weniger fossile Energieträger. Und Strom, das wissen wir mittlerweile, ist schon heute ein kritischer Faktor. Doch auch hier kann die Landwirtschaft Lösungen bieten: Mit unseren grossen Dachflächen für Solarpanels und Biogasanlagen. Ich bin zudem überzeugt, dass in den nächsten 28 Jahren noch viel Innovation in diesem Bereich auf uns wartet. Denn niemand möchte einen Stromnotstand erleben.

Ich sehe keinen Vorteil, wenn das Klimaschutzgesetz abgelehnt wird. Die Entwicklung wird sowieso in die skizzierte Richtung gehen, dann ohne ­Entschädigung für Anpassungsmassnahmen oder die Stromproduktion auf den Bauernhöfen. Und ganz wichtig: Wer wird uns Bauernfamilien noch ernst nehmen, wenn wir im nächsten trockenen Sommer klagen und nach Unterstützung verlangen, um die Tiere auf den Alpen mit Wasser zu versorgen, die Futterversorgung zu sichern, Versicherungen für Ausfälle zu vergünstigen oder generell die Wasserverfügbarkeit für die Bewässerung zu gewährleisten?

Ein Nein verspielt unsere Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung. Auf diese sind wir angewiesen, wenn die nächste Volksabstimmung gegen die Interessen der Landwirtschaft an die Urne kommt. Es wäre schade, dieses wertvolle Gut zu verspielen!