Ihren Frühjahrsanlass bestritten das Bernisch Bäuerliche Komitee Bern (BBK) und das Bäuerliche Zentrum Schweiz (BZS) mit viel Prominenz. So referierten vergangenen Freitag in Schönbühl im Kanton Bern Ständerat Werner Salzmann, der Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) Christian Hofer, der Direktor des Schweizer Bauernverbands (SBV) Martin Rufer sowie der Berner Grossrat und Meisterlandwirt Martin Schlup zum Thema «Wohin will die Agrarpolitik?».

Der Grenzschutz ist wichtig

Einigkeit herrschte darin, dass der administrative Aufwand gesenkt und die Ernährungssicherheit erhöht werden müssen. Diese liege unter 50 Prozent. Für Werner Salzmann ist klar, dass die AP 30+ unter dem Stichwort «Wirtschaftliche Nachhaltigkeit» auch den Markt in die Pflicht nehmen muss. Zusätzliche Auflagen zu Anbau, Düngung, Gewässerschutz etc. müssten via Produkt abgegolten werden. So könnten die Direktzahlungen gesenkt werden. Und er betonte: «Der Grenzschutz darf nicht abgebaut werden.»

Die Sicht des BLW

Für Christian Hofer ist klar: «Ernährungssicherheit muss die Wirbelsäule der nächsten AP sein.» Er erklärte, dass das BLW die Administration vereinfachen wolle. Dies etwa mit konsequenter Nutzung der Digitalisierung und Einmaleingabe von Daten. Er rechtfertigte sich zudem, dass sein Amt mehr Anliegen, etwa von Motionär(innen) ablehne, als es selbst Anliegen einbringe. Die Stabilität und die Vereinfachung des Direktzahlungssystems seien ein Ziel der AP.

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Der Dialog mit der Bevölkerung muss stattfinden

Martin Rufer erläuterte, dass ein Konsens gefunden werden müsse, bei dem der Fokus der AP auf Wertschöpfung, Einkommen und Lebensmittelproduktion liegen müsse. «Jetzt gilt es, das Fundament gut zu betonieren und noch nicht über die Farbe der Küche zu diskutieren», betonte er. Für Martin Schlup muss die neue AP praxisorientiert, mit weniger Bürokratie und wissenschaftlich fundiert daherkommen. Die noch zugelassenen, aber weniger wirksamen Pflanzenschutzmittel, etwa gegen die Rapsglanzkäfer, würden die Viecher «nicht mal richtig sturm machen», monierte er. Es seien mehr Spritzdurchgänge nötig. Das könne nicht angehen und verstehe der Konsument auch nicht. Dass angesichts herrschender Kriege die hiesige Ernährungssicherheit einen höheren Stellenwert haben sollte, müsse der Bevölkerung immer wieder erklärt und der Dialog gesucht werden.

Die Kuh ist kein Klimakiller

Der Freiburger Landwirt Christian Hofmann aus Avry-sur Matran beschäftigt sich seit 2016 mit der Thematik Landwirtschaft und CO2. Er erklärte, warum die Landwirtschaft CO2-neutral unterwegs sei. Es stimme zwar, dass Kühe Methan (CH4) ausstossen. Dieses sei nichts anderes als umgewandeltes CO2. Die Gesamtmenge an Atomen Kohlenstoff (C) könne jedoch nicht variieren. Das Methan werde nach zwölf Jahren in der Luft wieder zu CO2, welches dem Pflanzenwachstum zur Verfügung steht. Der Kreislauf hat sich geschlossen. Je mehr bepflanzte Flächen es gebe, desto mehr CO2 werde aufgenommen.

Intensiver produzieren, um CO2 zu binden

Die Landwirtschaft könne aber noch mehr beitragen. Werde intensiver produziert, indem die Böden mit Direkt- und Untersaaten bewirtschaftet und eine stete Bodenabdeckung erreicht werde, könne noch mehr CO2 gebunden werden. Mit der Bodenbewirtschaftung erweise die Landwirtschaft der Gesellschaft einen Gratisdienst. Und wenn schon die Produkte nicht kostendeckend abgegolten würden, so solle die Gesellschaft diesen Gratisdienst der Landwirte abgelten, ist Christian Hofmann der Meinung und erntete damit einen Zwischenapplaus.