AboDie Kuh soll als Bestandteil eines natürlichen Kreislaufes betrachtet werden, nicht als Klimakillerin, hiess es am Nordwestschweizer Mutterkuhtag am LZ Liebegg. EmissionenMutterkuhhalter wollen den Klimaeffekten auf den Grund gehenDienstag, 7. März 2023 Drei verschiedene Tools hat Mutterkuh Schweiz getestet und verglichen, um die Klimabilanz von Landwirtschaftsbetrieben zu rechnen. «Damit wollte man herausfinden, welche Unterschiede es gibt und welches Tool am einfachsten im grossen Massstab zu verwenden ist», heisst es in einer Mitteilung. Die Testreihen mit «Cool Farm», «World Climate Farm» und «CAP’2ER» erfolgten demnach auf 11 Betrieben, 80 weitere seien nur mit dem letztgenannten Tool bilanziert worden.

Nicht gegeneinander ausspielen

Diese breite Klimabilanzierung auf Mutterkuh-Betrieben lieferte gemäss Verband folgende allgemeine Resultate:

Herkunft: Rund 80 Prozent der Treibhausgas-Emissionen würden aus dem natürlichen Kohlenstoffkreislauf stammen, also der Verdauung der Wiederkäuer oder eigenem Hofdünger.

Fossile Emissionen: Deren Anteil sei mit unter 20 Prozent gering, dies dank viel betriebseigenem Futter (92 Prozent Gras) und hohem Weideanteil. Verbleibende Quellen für Emissionen fossilen Ursprungs seien Futtermittel, Brenn- und Treibstoffe, Handelsdünger und Humusverlust.

Menge: Die Gesamtemissionen unterschieden sich je nach Bezugseinheit und Betrieb. So hätten extensive Betriebe zwar tiefere Werte je Hektare, dafür aber höhere pro Kilogramm Produkt. Bei intensiver Strategie sei es umgekehrt.

«Weidehaltung ist äusserst effizient und erlaubt die Produktion von hochwertigem Fleisch mit minimalen fossilen Emissionen», so das Fazit von Mutterkuh Schweiz. Zum letzten Punkt hält der Verband fest, es bringe nichts, unterschiedliche Betriebe gegeneinander auszuspielen – «Treibhausgasemissionen sollten überall eingespart werden, wo es wirtschaftlich möglich ist».

Unterschiede bei Speicherung und Umrechnung  

Insgesamt seien die Resultate der drei getesteten Bilanzierungstools  «in etwa» vergleichbar gewesen, die exakten Zahlen aber unterschiedlich. Auch seien Aufwand, Kosten, Dateninputs und der Umfang der Ergebnisse nicht überall gleich ausgefallen.

Einen grossen Einfluss auf das resultierende Gesamtbild habe die Abbildung der Kohlenstoffspeicherung im Boden, heisst es weiter. Hier unterschieden sich die Tools ebenfalls und die Anforderungen für die Anrechnung von im Boden gespeichertem Kohlenstoff für Klimaschutzprojekte seien bei den heutigen internationalen Standards sehr hoch.

«Je nach Umrechnung der unterschiedlichen Treibhausgase in CO2-Äquivalente verändert sich die Gesamtbewertung für die Mutterkuhhaltung stark», so eine weitere Erkenntnis. Im Vergleich zu den fossilen Emissionen würden jene aus dem natürlichen Kohlenstoffkreislauf mit den heute üblichen Standards «sehr stark» gewichtet, findet Mutterkuh Schweiz. Der Verband gibt aber zu bedenken, dass es auch die wissenschaftliche Meinung gebe, wonach Letztere die Erderwärmung weniger stark beeinflussten als momentan deklariert werde. «Für die geplante Klimabilanzierung bei Mutterkuh Schweiz soll jedoch mit den heute akzeptierten Standards gerechnet werden», so die Mitteilung.

Natura-Beef-Bio-Betriebe bilanzieren

Als nächsten Schritt für das Projekt «Weidefleisch und Klima» sollen von 2024 bis 2027 die Treibhausgasemissionen aller Natura-Beef-Bio-Betriebe berechnet werden. Diesen Beschluss hat Mutterkuh Schweiz im November 2023 getroffen und momentan seien die Vorbereitungen im Gange, um die Klimabilanzierung auf den rund 1000 angesprochenen Betrieben umzusetzen. Als Start der Umsetzung ist die zweite Jahreshälfte 2024 vorgesehen.

Neue Ergebnisse aus dem Projekt kündigt der Verband für voraussichtlich 2025 an. «Es handelt sich bezogen auf die Anzahl Betriebe um das bisher umfangreichste Klimabilanzierungsprojekt in der Schweizer Landwirtschaft», heisst es in der Mitteilung.