«Landwirte im Vereinigten Königreich suchen neue Wege, um ihr Vieh vor der Hitze zu schützen», titelt der britische «Guardian». Aus Schweizer Perspektive sind die Wege nicht ganz so neu: Es geht darum, die Tiere aus der prallen Sonne und während der heissesten Stunden am Tag in den Stall zu bringen – eine «Siesta für cows».

Seit über 140 Tagen kaum Regen

In diesem Jahr gab es in England zum ersten Mal überhaupt eine Hitzewarnung. Mittlerweile sind laut dem «Guardian» 144 Tage mit wenig oder keinem Regen verstrichen. Es seien die trockensten acht Monate von November bis Juni seit 1976. Für die laufende Wochen erwarten britische Wetterdienste wiederum Temperaturen um 35 Grad.

Draussen zu sein, ist nicht immer optimal

Man hat in England in der Vergangenheit das Ideal verfolgt, möglichst viele Nutztiere draussen weiden zu lassen. Nun wache die Industrie langsam auf und stelle fest, dass das nicht immer nur gut sei, berichtet der «Guardian». Tierärztliche Berater arbeiten mit Landwirt(innen) zusammen und probieren aus, ob es Kühen an heissen Tagen im Stall besser geht. Auch schattenspende Unterstände auf der Weide oder Baumgruppen sind im Gespräch.

In der Schweiz üblich

Obwohl die Schweiz im europäischen Vergleich nicht die heissesten Sommer hat, so ist die Nachtweide hierzulande doch weitverbreitete Praxis. In den kühlen Nachtstunden können die Kühe auf der Weide fressen, während sie tagsüber im Stall von Kühlsystemen und Schatten profitieren. Ventilatoren oder Sprinkler sind allerdings dem Vernehmen nach in britischen Ställen noch nicht besonders verbreitet.

Dass nun auch englische Landwirt(innen) auf das System der Nachtweide kommen, dürfte für die rund 1,9 Millionen Milchkühe auf der Insel positiv sein. Denn ein Ende der Hitzewelle ist weder für diese nächsten Tage noch für die vom Klimawandel geprägte Zukunft in Sicht.

 

Über 15 Milliarden Liter pro Jahr
Im Vereinigten Königreich (UK) leben nicht nur viele Schafe, auch die Milchproduktion spielt in dem Land eine wichtige Rolle. Laut offiziellen Statistiken ist es die Nummer 13 der grössten Milchproduzenten weltweit, 2020 wurden 15,3 Milliarden Liter produziert (in der Schweiz sind es gemäss Swissmilk jährlich rund 3,43 Millionen Tonnen, also 3,43 Milliarden kg). Von 1996 bis 2020 fiel der Milchkuhbestand um 28 Prozent auf rund 1,9 Millionen Tiere, trotzdem war die produzierte Milchmenge 2020 so hoch wie zuletzt 1990.