«Jetzt fliegt die Armee Wasser auf die Alp», «Zu wenig Wasser: Erste Älpler treiben das Vieh zurück ins Tal» oder «Wegen anhaltender Trockenheit: von der Alp direkt zum Schlachthof»: Solche oder ähnliche Schlagzeilen waren diesen Sommer in allen Medien zu lesen. Tatsächlich bringt der Klimawandel vermehrt lange Trockenperioden und Hitze, was sich auch auf den Alpen bemerkbar macht, besonders wenn zugleich wenig Schmelzwasser vorhanden ist. In Zukunft braucht es also Lösungen, um die Wasserverfügbarkeit in den Sömmerungsgebieten zu verbessern.

Fünf unterschiedliche Wasserprojekte 

Die Agridea und die Schweizer Berghilfe veranschaulichen anhand von fünf Porträts über zukunftsgerichtete Projekte zur Wasserversorgung im Schweizer Sömmerungsgebiet, wie die Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel zielführend angepackt werden können. Folgende Projekte wurden verfolgt:

AboDie Agridea und die Schweizer Berghilfe untersuchten fünf Projekte für ein besseres Wassermanagement auf den Alpen. Hier ein neuer Tränkeplatz auf den Untervazer Alpen.TrockenheitMehr Wasser für die AlpenMontag, 17. Oktober 2022 Die Projekte zeigen auf, welche unterschiedlichen Massnahmen je nach Ausgangslage eingesetzt werden können. Die Palette reicht dabei von der Erschlies­sung neuer Quellen über den Bau von Wasserreservoirs oder die Installation einer Solarpumpe bis hin zum Aushub eines Speichersees. Die folgend vorgestellten Massnahmen wurden in den verschiedenen Projekten eingesetzt.

Wasseraufbereitung mit UV

Eine UV-Anlage (UV = ultra-violett) ist eine bewährte und umweltfreundliche Methode zur Wasseraufbereitung. Mit UV-Strahlung können 99,95 % aller Krankheitserreger wie Bakte­rien, Viren oder Parasiten innerhalb von wenigen Sekunden abgetötet werden. Bei richtiger Auslegung ist ein solches System wartungsarm und bringt einwandfreies Trinkwasser. Für die UV-Anlage mit Bestrahlungskammer, Trübungsmessung und Verwurfsteuerung ist eine Stromversorgung notwendig (Leistung zirka 10 kW), wobei eine solche Anlage auch mit Strom aus einer Solaranlage betrieben werden könnte. Eine UV-Anlage muss sehr gut an die Gegebenheiten vor Ort angepasst sein. Für die Auswahl des richtigen Systems ist es daher wichtig, zentrale Eckdaten wie zum Beispiel die Schüttmenge der Quelle, die Wasserqualität usw. genau zu kennen. Auch die Positionierung der Anlage muss bei der Auswahl des Systems berücksichtigt werden. Während bei einer Installation direkt an der Quelle noch kein Wasserdruck vorhanden ist, muss ein weiter unten installiertes System mit Wasserdruck umgehen können. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Hersteller ist für eine gute Auswahl ratsam. Die Kosten für eine Anlage liegen bei zirka 10 000 Franken. [IMG 4]

Solarpumpen

[IMG 2]Für die Wasserverteilung auf Weiden mit eher geringen Höhenunterschieden und ohne alternative Stromquellen sind Solarpumpen für die Versorgung von Tränkestellen geeignet. Der Einsatz photovoltaischer Anlagen bietet sich hier besonders an, da Sonneneinstrahlung und Wasserbedarf oftmals zeitgleich auftreten. Bei vielen solaren Pumpsystemen wird die Wasserpumpe direkt, das heisst ohne Speicherung des elektrischen Stromes, vom Solargenerator versorgt, da die Speicherung des geförderten Wassers in der Regel einfacher und kostengünstiger ist als ein elektrischer Speicher. Je nach Modell eignen sich Solarpumpen zur Überwindung von Höhendifferenzen zwischen 50 und 100 Metern. Die üblichen Modelle für Alpweiden haben eine Leistung von 5 bis 10 Litern pro Minute. Die Leistung muss optimal auf den Wasserverbrauch abgestimmt werden. Wasserquelle, Pumpe und Solarpanel sind vor dem Vieh zu schützen.

Flösche im Karstgebiet

Durch die Auswaschung des kalkigen Gesteins im Karstgebiet gibt es allgemein wenig Oberflächenabfluss. Natürliche Senken und Mulden mit wasserundurchlässigen Bodenschichten führen jedoch häufig zu durchnässten Stellen sowie zu Ried- und Moorgebieten. Diese Stellen bieten Gelegenheit, das Wasser als Tränkewasser zu sammeln und zu nutzen. Dazu muss an geeignetem Standort das Wasser gespeichert werden. Eine kostengünstige Lösung sind dabei die sogenannten Flösche. Eine Senke wird als natürlicher Speicher genutzt, so dass das Wasser kontrolliert via Abflussleitung in eine Tränkestelle geleitet werden kann. Flösche müssen eingezäunt und regelmässig kontrolliert werden.[IMG 3]

Schwimmer

Auf vielen Alpen in eher regenreichen Gebieten sind laufende Tränkestellen immer noch häufig anzutreffen, obwohl dadurch viel Wasser verloren geht. Wird das Wasser in Reservoirs gefasst, können dank dem Einsatz von Schwimmern grosse Wassermengen eingespart werden, weil das Wasser nur so lange fliesst, bis der Trog voll ist. Schwimmer in offenen Trögen und Tränkestellen sollten abgedeckt werden, um sie vor Vieh und Mensch zu schützen. Nur dichte Schwimmer können einen sorgsamen Umgang mit dem Wasser gewährleisten. Eine regelmässige Kontrolle ist deshalb sehr wichtig, damit das Verschlussventil einwandfrei funktioniert.

Hydraulik-/Kompaktwidder

AboAuf vielen Alpen – hier das Alpgebiet Bergen-Schinboden – stammt das Wasser für das Vieh aus natürlichen Wasserspeichern, sogenannten Flöschen.(Bild OAK)WasserWasserversorgung auf Schwyzer Alpen: «Das sind Projekte für Generationen»Donnerstag, 10. September 2020 Ein hydraulischer Widder ist eine althergebrachte, wassergetriebene Pumpe. Er arbeitet ohne Fremdenergie, weil er einen Teil des Wassers als Antriebsenergie nutzt. Das Prinzip ist sehr einfach, der energetische Wirkungsgrad ist hoch. Das System besitzt mit einem Stoss- und einem Druckventil nur zwei bewegliche Teile und ist damit sehr langlebig und wartungsarm. Hydraulische Widder funktionieren für Förderhöhen bis zu 150 m gut. Für grössere Förderhöhen werden in der klassischen Bauart aber lange Triebleitungen benötigt. Die Umsetzung kann in schwierigem Gelände aufwendig sein, zudem belasten die kontinuierlichen Druckstösse die Leitungen, was zu Schäden und höheren Reparaturkosten führen kann. Daher ist bei grösseren Förderhöhen (ab etwa 120 Metern) der Einsatz eines Kompaktwidders empfehlenswert. Bei einem Kompaktwidder ist die Triebleitung zu einer Spirale aufgewickelt in einem Betonklotz integriert. Der Unterhalt ist einfach und es besteht kein Risiko für Leitungsdefekte. Der Kompaktwidder ist nur eine gute Lösung, wenn genügend Wasser vorhanden ist.

Unterstützung der Schweizer Berghilfe beantragen

Die Schweizer Berghilfe hilft bei der Finanzierung von Projekten mit A-fonds-perdu-Beiträgen. Gesuche können direkt eingereicht werden unter: www.berghilfe.ch