8000 Hektaren produktives Alpgebiet, verteilt auf 155 Alpeinheiten. Die Zahlen der Oberallmeindkorporation Schwyz (OAK) sind beeindruckend. Entsprechend hoch ist der Stellenwert der Alpwirtschaft in der Korporation. Immer bedeutender wird dabei die Wasserversorgung.

Nur im Notfall zuführen

Die länger anhaltenden Trockenperioden und Hitzesommer in den vergangenen 20 Jahren haben ihre Spuren hinterlassen. So musste 2018 auf vielen Alpen im Pragelgebiet Wasser zugeführt werden. «Wassertransporte sind aber sehr aufwendig und teuer und nur im Notfall sinnvoll», erklärt Karl Betschart von der OAK Schwyz. Auch wenn Investitionen in die Wasserversorgung kostspielig sind, seien diese nachhaltig. «Investitionen in die Wasserversorgungen sind Generationenprojekte und sichern die Bewirtschaftung der Alpgebiete langfristig», so Betschart weiter.

Bereits seit 36 Jahren ist Karl Betschart bei der OAK. In dieser Zeit habe sich die Wassersituation verändert. «Und noch immer haben wir auf vielen Alpen mangelhafte Wasserversorgungen, meist ohne Speichermöglichkeiten. Mit solch beschränkten Wasserinfrastrukturen kann bei länger anhaltender trockener Witterung die Versorgung nicht gewährleistet werden», so Karl Betschart weiter. Auch bei den Alpbewirtschaftern habe ein Umdenken stattgefunden. «Heute wird anerkannt, dass die Wasserversorgung meist nur gemeinsam sinnvoll gelöst werden kann.»

«In die Wasserversorgung zu investieren, sichert die Bewirtschaftung der Alpen.»

Karl Betschart, Oberallmeindkorporation Schwyz.

Mehrere Alpen zusammen

Die Oberallmeindkorporation hat in den vergangenen 15 Jahren rund vier Millionen Franken in Wasserversorgungsprojekte investiert. So wurde 2019 die Wasserversorgung im Muotathaler Alpgebiet Bergen-Schinboden, welche drei Alpeinheiten umfasst, saniert.

Von den bestehenden Quellen wurde dabei die konstanteste frisch gefasst und in ein grosszügiges neues Reservoir geleitet. Dank eines neuen Leitungssystems konnte zudem ein zusätzliches kleines Wasserkraftwerk in Betrieb genommen werden. Neben der optimierten Wasserspeicherung und Verteilung wurden auch vier Flösche und diverse Tränkestellen saniert. Durch das Auszäunen der Flösche und dank dem Anbringen von Brunnen, welche direkt aus diesen natürlichen Wasserspeichern gespiesen werden, konnte die Wasserqualität für das Vieh und der Verbrauch optimiert werden.

 

Die Toralp auf 1700 m ü. M.

  • Fläche: etwa 100 ha, inkl. Unterstafel Vordere Brust (1423 m ü. M.)
  • Besitzverhältnisse: Gebäude im Familienbesitz, Alpweiden in Pacht der Oberallmeindkorporation Schwyz
  • Tierbestand: 30 Kühe und 35 Stück Jungvieh, davon 15 von anderen Bauern
  • Milchverwertung: Pro Sommer werden rund 5 Tonnen Alpkäse hergestellt, teilweise mit Milch von Nachbaralpen, in der zweiten Sommerhälfte wird die Milch an die Pragelkäserei geliefert.
  • Heimbetrieb: Heimet Steinweid auf 770 m ü. M. im Bisisthal mit 20 ha LN
  • Arbeitskräfte: das Betriebsleiterpaar Erika und Frowin Schelbert, die Eltern Rosmarie und Simon Schelbert im Angestelltenverhältnis, ein Lernender. 

«Die Versorgung kann meist nur gemeinsam sinnvoll gelöst werden.»

Karl Betschart spürt Einsicht bei den Alpbewirtschaftern.

Grossprojekt gestartet

Aktuell läuft das grösste Wasserversorgungsprojekt der OAK an. 15 Alpen mit 34 Alpgebäuden sollen eine ausreichende Wasserversorgung erhalten. Fast 2 Millionen Franken werden auf dem Pragel im Alpgebiet Mittenwald-Bödmeren-Brust-Tor-Butzen-Biet investiert, über 15 Kilometer neue Wasserleitungsrohre sollen erstellt werden. Die privaten Alpgebäude- und Landbesitzer sowie die Genossame Muotathal beteiligen sich ebenfalls am Projekt.

Karl Betschart rühmt die Zusammenarbeit. «Auch bei den kantonalen Ämtern spürt man viel Verständnis für die Wichtigkeit dieser Projekte. Die Sicherstellung der Wasserversorgung ist bei den Fachstellen völlig unbestritten», so der Illgauer Alpexperte. Für ihn ist klar: Ohne ausreichende Wasserversorgung gibt es auch keine Alpwirtschaft.

 

«Die Situation rund um das Wasser hat sich stark verändert»

«Seit meiner Geburt», antwortet Simon Schelbert auf die Frage, wie lange er schon auf Tor z Alp sei. Und das sei jetzt doch schon bereits 58 Jahre her. Die Wassersituation auf der Toralp, welche östlich vom berühmten Bödmerenurwald liegt, habe sich in der Vergangenheit stark verändert.

Der Schnee fehlt

«Früher war die Toralp dafür bekannt, trotz ihrer Lage mitten in einem Karstgebiet immer genug Wasser zu haben», erinnert sich Schelbert. Das habe sich in der Vergangenheit geändert. Den Hauptgrund für diese Veränderungen sieht Simon Schelbert, neben den heissen und trockenen Sommern, vor allem bei den schneearmen Wintern. «Im Extremsommer 2018 hatten wir zwar auch Probleme mit der Wasserversorgung. Noch prekärer war die Situation aber im Jahr 2019.» Infolge der geringen Schneemengen des Winters 2018/19 seien die Wassermengen der Quellen und Bäche schon früh im Sommer stark zurückgegangen. Vor allem für die Rinder, welche über 1800 m ü. M. weiden, seien mehrere Flösche die Hauptwasserquelle. «Ich kann mich erinnern, dass diese früher bis weit in den August hinein von Schneeschmelzwasser gespiesen wurden», so der Muotathaler Älpler.

Verbrauch ist gestiegen

Infolge des ausbleibenden Schmelzwassers sei man heute viel stärker von sommerlichen Niederschlägen abhängig. Aber nicht nur die Wasserverfügbarkeit habe sich in der Vergangenheit verändert. Auch der Verbrauch sei angestiegen. Auf der Toralp benötigten allein die Reinigungsarbeiten in der Käserei grosse Mengen an Wasser. Früher, in der alten Käserei mit Erdböden und Holzwänden, sei die verbrauchte Wassermenge bedeutend tiefer gewesen. «Und auch für sanitäre Anlagen benötigten wir früher auf der Alp natürlich einen Bruchteil der Wassermenge von heute», stellt der erfahrene Älpler fest.

Dass nun die Wasserversorgung im Gebiet Mittenwald-Bödmeren-Tor verbessert werden soll, freut natürlich auch Älplerfamilie Schelbert. Die Quelle, welche zukünftig das Wasser für die Toralp liefern soll, sei genügend ergiebig. «Es wäre spannend zu wissen, woher das nur 5 Grad kalte Wasser ursprünglich kommt», findet Schelbert.