Die Nabelschnur verbindet während der Entwicklung des Kalbes in der Gebärmutter den Fötus bis zur Geburt mit der Plazenta (Mutterkuchen) – eine zentrale Voraussetzung für die Versorgung des ungeborenen Kalbes mit Sauerstoff und Nährstoffen. Im Nabelstrang verlaufen Blutgefässe sowie die Verbindung zwischen der Harnblase des Fötus und der Wasserblase (Urachus).

Sauber und viel Kolostrum

Bei der Geburt reisst die Nabelschnur meist etwa 10 cm von der Bauchdecke entfernt und die Blutgefässe und der Urachus schnurren bis in die Bauchhöhle zusammen. Der verbleibende Strang (Amnionscheide) ist noch wenige Tag feucht, trocknet dann und schrumpft zusammen, um nach ungefähr zwei Wochen abzufallen. Wird das Kalb in eine saubere Umgebung geboren und erhält es viel hochwertiges Kolostrum, ist eine besondere Versorgung des Nabels eigentlich nicht erforderlich.

Andererseits müssen wir berücksichtigen, dass der Nabelschlauch eine direkte Verbindung zwischen der Umwelt und der Bauchhöhle bildet. Bei einer Verschmutzung der Nabelregion ist das Risiko einer aufsteigenden Infektion mit Bakterien hoch. Es kann dann eine lokale Entzündung des äusseren Nabels oder der inneren Nabelstrukturen entstehen und schlimmstenfalls eine generalisierte Blutvergiftung und Bauchfellentzündung. Eine langwierige Erkrankung und eventuell das Verenden des Kalbes drohen. Deshalb ist es sinnvoll, nach der Geburt des Kalbes den Nabel zunächst anzuschauen (mit den Augen, nicht mit den Händen!): Ist dieser besonders kurz direkt auf Höhe der Bauchdecke abgerissen und blutet, so ist eine tierärztliche Versorgung erforderlich – eine sogenannte Tabaksbeutelnaht kann Schlimmeres verhindern. Auch wenn noch lange Blutgefässe aus dem Nabelschlauch ragen oder sehr viel geronnenes Blut im Nabel auffällt, ist es sinnvoll, das Kalb dem Tierarzt zeitnah vorzustellen.

Den Nabel nicht spreizen

Ist der Nabel «richtig» abgerissen, kann man durchaus mit Handschuhen den Nabelschlauch und dessen Umgebung von aussen mit einem desinfizierenden Wundspray oder alkoholischer Jodlösung besprühen. Vermeiden sollte man es hingegen, den Nabelschlauch (mit unreinen Fingern!) zu spreizen und zu versuchen, desinfizierende Lösungen hinein zu spritzen – das Risiko ist hoch, dass man dadurch mehr Probleme schafft als löst.

Viel wichtiger zur Vermeidung von gehäuften Problemen mit Nabelentzündungen sind frühe und ausreichende Versorgung des Kalbes mit hochwertigem Kolostrum und eine saubere Umgebung mit möglichst viel und trockenem Stroh.