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Ein gemeiner Biswind zieht durch den Laufstall. «Den haben wir hier oft», meint Koni Gisin (49). Er und Kollege Bänz Erb (48) scheinen jedoch daran gewöhnt zu sein. Auch dem bald elfjährigen Tim Erb, der seinen Vater bei der Arbeit begleitet, und den Kühen scheint die Kälte nichts anzuhaben.
Gleiche Ansichten teilen
Seit 21 Jahren bewirtschaften die Familien Gisin und Erb in Rickenbach BL eine Betriebsgemeinschaft. Zu Beginn waren die beiden Väter noch mit an Bord. 2006 übernahmen Bänz Erb und Koni Gisin das Ruder. Auf die Frage, weshalb ihre Zusammenarbeit schon so lange gut gehe, antworten sie: «Wir sind fast gleich alt, haben die gleichen Ansichten, sind tolerant und mögen es, im Team zu arbeiten.»
Die Milchkühe stehen auf dem Betrieb Gisin. Im Stall Erb betreiben die beiden Ochsenmast. «Das war eine einfache Art, das leere Gebäude sinnvoll nutzen zu können», erklärt Bänz Erb. «Die Ochsen verkaufen wir allesamt an die Metzgerei im Nachbardorf Gelterkinden.» Die Familien wohnen in Sichtdistanz zueinander. Gisins etwas oberhalb des Dorfkerns auf einem Hügel, Erbs am Dorfausgang, Richtung Gelterkinden BL.
Betriebsspiegel
Name: Betriebsgemeinschaft Gisin und Erb
Ort: Rickenbach BL
LN: 64 ha
Viehbestand: 80 Holstein- und vor allem Red-Holstein-Kühe, Stalldurchschnitt zirka 9000 kg Milch, 20 Mastochsen, Aufzucht auf Nachbarbetrieb ausgelagert
Kulturen: 7 ha Gerste (Lohnmischgetreide), 9 ha Silomais, 20 ha Kunstwiese, Naturwiesen und Ökoflächen
Arbeitskräfte: Betriebsleiter-Familien, keine Angestellten, Arbeitserleichterung im Stall durch Smartbow und einen Entmistungsroboter
Besonderes: seit 1999 Betriebsgemeinschaft, Mitglied bei einer Maschinengemeinschaft zusammen mit fünf anderen Betrieben im Ort
Obwohl die Hauptverantwortung für die Kühe bei Koni Gisin liegt, sind die beiden zu den Melkzeiten im Normalfall gemeinsam im Stall. An einem Tag melkt Erb und Gisin füttert, am anderen Tag ist es umgekehrt. Zirka zwei Stunden benötigen sie für ihre 80 Kühe im 7er-Tandem-Melkstand. «Ausser an den Sonntagen und in den Ferien, da wird der, der Dienst hat von seiner Familie unterstützt», meint Bänz Erb. Weiter werden sie von einem Entmistungsroboter und durch Smartbow, ein Überwachungssystem für Rindvieh, bei den Stallarbeiten unterstützt. «Erst wenn eines der Systeme ausfällt, merkt man, dass sie eigentlich einen zusätzlichen Arbeiter ersetzten.»
Besseren Brunsterkennung
Für die Ausstattung ihres Stalls mit Smartbow haben Koni Gisin und Bänz Erb an die 15 000 Franken ausgegeben. «Unser langfristiges Ziel wäre eine Besamung pro Kuh. Aber wer will das nicht?» Die Brünstigkeit besser im Griff zu haben, das war der Hauptgrund, weshalb sie sich dafür entschieden haben. Vor allem die stillbrünstigen Kühe verpassen sie so weniger.
«Ich wollte zudem, dass Koni bei der Arbeit entlastet wird», meint Erb. Eine Entlastung sei es in der Tat: «Ich muss nicht ständig im Stall stehen und die Tiere beobachten», erklärt Gisin. Auf die automatische Kuhortung in Echtzeit verzichteten die beiden jedoch aus Kostengründen. «Obwohl es spannend wäre, zu wissen, ob unsere Kühe lieber in Hoch- oder Tiefstreu-Boxen liegen, wollten wir keine zusätzlichen 3000 Franken ausgeben», fährt er fort.
Wenig Zeit am Computer
Täglich fallen wegen Smartbow für Koni Gisin zirka fünf bis zehn Minuten Zeit am Computer an. Dafür brauche man kein Computer-Genie zu sein. Die Bedienung sei einfach, wenn etwas nicht läuft, schreibt er eine E-Mail an den Support in Österreich. Einzig die Darstellung auf dem Computerdisplay bemängelt der Landwirt. «Es wäre schön, in der Zeitachse die Brunst und Wiederkauzeit auf einen Blick zu haben und nicht ständig die Ansicht wechseln zu müssen.» Ab und zu müssen die Betriebsleiter auch eine der elektronischen Ohrmarken ersetzen. «Es kann vorkommen, dass die Kuh damit im Fressgitter einhängt und sie abreisst. Und nach drei Jahren steht ein Batteriewechsel an.»
Meldung per SMS
«Weichen Wiederkautätigkeit oder Bewegungsverhalten von der Norm ab, bekomme ich eine SMS», erklärt Koni Gisin und zückt sogleich sein Smartphone zur Demonstration. Anhand der Meldung geht er in den Stall, nimmt Augenschein vor Ort und entscheidet, was die weiteren Schritte sind. «Wenn ich nicht da bin, leite ich ganz einfach den Alarm auf Bänz um.»
Betreffend Wiederkautätigkeit ihrer Kühe sind die Fehlalarme zurzeit leider etwas häufig. «Das liegt daran, dass wir mit 700 Wiederkauminuten einen hohen Schnitt haben.» Der Fütterungsberater habe jedoch abgeraten, das Alarmperimeter anzupassen. Man arbeite nun daran, diese Zahl zu senken. «Im Sommer haben wir deshalb in Absprache mit unserem Berater die Ration umgestellt.» Das bedeutet konkret, dass die Kühe in der Anfütterungsphase, zikra drei Wochen vor dem Abkalben, eine Ration bestehend aus 14 kg Mais plus 4 kg Normal-Mischung bekommen. Der Rest ist Heu oder Emd. Um Bilanz zu ziehen, sei es jedoch noch zu früh. Ebenfalls zu früh sei es, detaillierte Zahlen über Einsparungen von Kosten wegen Smartbow zu nennen oder Jahresvergleiche über Gesundheit und Besamungsrate machen zu können.
Nicht nur das Geld zählt
Im Januar werden es zwei Jahre sein, dass Koni Gisin und Bänz Erb das Ohrmarken-System installiert haben. Bei den Besamungen sei man immer noch bei
2,3 pro Kuh. Das liege vor allem daran, dass vorher die Stillbrünstigen gar nicht in der Statistik aufgeführt waren «und wir trennen uns nicht gleich von jeder Kuh, die nicht sofort trächtig wird», meint Bänz Erb.
Es gehe ihnen nicht primär ums Geld, kommt es einstimmig. «Die Lebensqualität von uns und die Gesundheit der Kühe sind ebenfalls wichtige Faktoren für uns», erläutert Bänz Erb. Das glaubt man den beiden gerne. Denn trotz des momentanen kalten Stallklimas wirkt das Verhältnis, das die beiden untereinander haben, sehr herzlich und kollegial.
Smartbow im AgrarPodcast
Erfahren Sie mehr über das Überwachungssystem in der dritten Episode unseres AgrarPodcasts.