Für wissenschaftliche Studien werden mal nur weibliche, mal ausschliesslich männliche Mäuse gebraucht – hundert Tausende, wie James Turner vom Francis Crick Institute in London in einem Artikel des Newsportals «BBC-News» zitiert wird. Gentechnik könnte hier eine Lösung für die Tiere mit dem «falschen Geschlecht» bieten – genauso wie für das Problem der nicht wirtschaftlichen männlichen Küken von Legelinien, so die Hoffnung.

Eier werden gelegt, aber es schlüpft nichts

Im Vergleich zur Geschlechtsbestimmung im Ei setzt das gentechnische Verfahren früher an. Das System kann laut BBC so eingerichtet werden, dass entweder männliche oder weibliche Embryonen in einem frühen Entwicklungsstadium aufhören zu wachsen. Die Rede ist vom 16- bis 32-Zellen-Stadium, womit man lediglich einen Zellhaufen zum Absterben bringen würde. Aus dem betreffenden Ei würde nie etwas schlüpfen.  

Falls das Prinzip nicht nur im Labor funktioniert, könnte das weitreichende Konsequenzen für das Tierwohl haben, sagt Peter Ellis von der Universität Kent gemäss BBC. Bereits laufen Gespräche, um wissenschaftliche Pilotprojekte mit dem Roslin Institut durchzuführen, das beim Genom-Editing von Nutztieren führend sei.

Öffentliche Diskussionen und Gesetzesanpassungen nötig

Ein unabhängiger Bericht des Nuffield Council of Bioethics in London betont, bei gentechnisch veränderten Tieren müsse deren Wohlergehen im Zentrum stehen. Einer der Autoren befürwortet zwar laut BCC-Artikel den Einsatz der Gentechnik in Sachen Kükentöten, generell dürfe der Ansatz aber nicht zur Unterstützung einer fabrikähnlichen Tierhaltung genutzt werden.

Andere Stimmen fordern eine klare gesetzliche Regulierung der Gentechnik für Nutztiere. Vor allem wenn es darum gehe, menschgemachte Tierwohl- oder Umweltprobleme zu lösen, sei Vorsicht geboten. In jedem Fall brauche es eine breite öffentliche Diskussion.

Grossbritannien ist an der Spitze

Laut BBC ist Grossbritannien unter den weltweit führenden Nationen, wenn es um gentechnisch veränderte Nutztiere geht. Forschende am Roslin Institut in Edinburgh haben demnach bereits Schweine gezüchtet, die gegen das porkine reproduktive und respiratorisches Syndrom (PRRS) immun sind. Ausserdem laufen Versuche, die Milchleistung einer afrikanischen Kuhrasse zu steigern. Eine US-Firma arbeite derweil an Kühen, die besser mit Hitze umgehen können.

Was Genom-Editing gegen das Kükentöten angeht, brauche es aber noch einige Jahre wissenschaftliche Arbeit.   

So funktioniert's

Um nur weibliche oder nur männliche Nachkommen zu bekommen, fügten die englischen Forschenden die beiden Teile der Genschere Crispr-Cas ins Erbgut von Mäusen ein. Das Vatertier trägt danach die eine Hälfte auf seinem Y-Chromosom, die Mutter die andere in ihrem Erbgut. Wo beide Teile zusammenkommen – sprich bei der Kombination XY, also männlichen Nachkommen – wird per Gen-Deaktivierung durch Crispr-Cas die Entwicklung des Embryos gestoppt. Stattet man das X-Chromosom des Vaters mit einer Genscheren-Hälfte aus, geschieht dasselbe mit dem weiblichen Nachwuchs.


Zwar haben Vögel ein anderes System der genetischen Geschlechtsbestimmung (Hähne tragen ZZ, Hennen ZW), das Prinzip könnte aber auch hier funktionieren.