Ein Kalb ist müde und lustlos, seine Sauggeschwindigkeit ist reduziert, die Ohrstellung wirkt asymmetrisch. Diese Symptome stünden oft im Zusammenhang mit einer Mycoplasmen-Infektion, ist im Sommer-Rundschreiben des Kälbermästerverbands zu lesen.

Krankmachende Vermehrung

Mycoplasmen sind sehr kleine Bakterien, die auch auf Schleimhäuten von gesunden Tieren leben. Häufig besiedeln sie den Rachenraum und können von dort das Mittelohr und/oder die Lunge besiedeln. Vermehren sie sich im Übermass, können sie hartnäckige und schwerwiegende Ohren- und Lungenentzündungen verursachen.

Eine solche massive Vermehrung kann durch ein schwaches Immunsystem und Stressfaktoren begünstigt werden. Solche Stressfaktoren können sein:

  • Unterversorgung mit Kolostrum
  • zu wenig Energie über die Milch
  • zu wenig Vitamine und Mineralstoffe
  • langer Transport
  • viele Kälber auf engem Raum
  • Befall mit Läusen oder Haarlingen
  • feucht-warmes oder feucht-kaltes Wetter
  • hohe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht

Laut Artikel des Kälbergesundheitsdiensts (KGD)  besteht auch der Verdacht, dass Mycoplasmen von den Kühen über die Milch auf die Kälber übertragen werden kann. In einem Pilotprojekt untersucht der KGD auf zehn Geburtsbetrieben das Erstgemelk von Kühen auf Mycoplasmen. Ausserdem arbeiten sie auf einigen Betrieben mit einem stallspezifischen Impfstoff, die Resultate seien noch ausstehend.

Stecken sich gegenseitig an

Auf den Mastbetrieben besteht dann die Gefahr, dass sich die Tiere gegenseitig anstecken und die Mycoplasmen-Infektionen immer wieder auftreten. Ohrenentzündungen im Frühstadium können sich durch folgende Symptome zeigen:

  • Müdigkeit
  • angestrengter Gesichtsausdruck durch starke Kopfschmerzen
  • zeitweise asymmetrische Ohrstellung
  • vermehrtes Kratzen hinter den Ohren
  • Körpertemperatur nicht oder nur leicht bis 39,5°C erhöht.

AboBetriebsporträtNatura-Veal-Produzent Matthias Käslin: «Gesunde Kälber sind eine wichtige Basis»Mittwoch, 29. September 2021

Schwierig nachzuweisen

Mycoplasmen sind im Labor kulturell nicht einfach nachzuweisen, weil sie sich ausserhalb des Körpers sehr langsam vermehren und schnell absterben. Die Alternative ist die Entnahme einer Probe tief in der Nase bzw. im Rachenraum mit einem Trockentupfer und die Untersuchung mittels PCR. Wenn ein Ohr permanent hängt, ist die Mittelohrentzündung so weit fortgeschritten, dass sie kaum mehr vollständig ausheilt. Der KGD empfiehlt im Kampf gegen Ohrenentzündungen ein Strategiekonzept in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt oder der Tierärztin.