Ziegen waren laut Agroscope und ETH über viele Jahrhunderte die wichtigsten Weidetiere in den Alpen und verhinderten zuverlässig die Verbuschung der Flächen. «Doch in der modernen Landwirtschaft sind Ziegen kaum noch attraktiv. Stattdessen werden fast ausschliesslich Rinder und Schafe gehalten», so die Forschenden. Sie konnten aber zeigen, dass nicht nur Ziegen wuchernde Grünerlen zurückdrängen können.

Drei Tierarten beobachtet

Auf einer von Grünerlen überwachsenen Alp auf 2'000 Metern über Meer beobachtete das Forscherteam Dexter-Rinder, Engadinerschafe und Pfauenziegen. Diese Tiere kommen gut im steilen Gelände und mit rauem Wetter in den Bergen zurecht. Gesammelt wurden Standortdaten via GPS-Halsband und Angaben zum Ausmass des Schadens an den Sträuchern.

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Rinder sind wenig effektiv

Im Experiment schädigten die Dexter-Rinder die Grünerlensträucher nur wenig. Zwar würden sie deren Blätter fressen und junge Pflanzen zertrampeln, können allerdings die Rinde nicht abschälen. Das wäre aber laut Agroscope und ETH die Voraussetzung dafür, dass die Sträucher absterben und damit die Verbuschung langfristig eingedämmt wird.

Schafe sorgen für Überraschung

Bisher nahm man an, dass auch Schafe kaum Schaden an Grünerlen anrichten. Die Engadinerschafe zeigten aber tatsächlich eine «ausserordentliche Vorliebe» für die Rinde der Grünerle – ihr Appetit darauf sei sogar grösser als bei Ziegen gewesen. Ausserdem wagten sich die wolligen Tiere tief ins Gebüsch. Engadinerschafe sind somit als alpine Landschaftspfleger genauso empfehlenswert wie Ziegen, so das Fazit der Forschenden.

 

Alte Rassen trotz geringer Produktivität nutzen
In den letzten 30 Jahren sind durch die Verbuschung rund 7 Prozent der Schweizer Alpfläche und Sträuchern verschwunden, was der Fläche des Kantons Schaffhausen entspricht. Dem können alte, robuste Rassen entgegenwirken, weshalb sie – trotz einer geringeren Produktivität – wieder vermehrt genutzt werden sollten, empfehlen Agroscope und ETH. Sie halten die Verbuschung auf nicht befahrbaren Flächen auf und erhalten dadurch die Schönheit und Artenvielfalt im Alpenraum.