Letzte Woche gaben gleich mehrere deutsche Detailhändler bekannt, dass sie künftig keine Milch aus ganzjähriger Anbindehaltung mehr verkaufen wollen. Auch die Bundesregierung Deutschlands äusserte sich dazu und gibt bekannt, dass die Anbindehaltung aus tierschutzfachlicher Sicht auslaufen müsse.

Aldi geht weiter als andere Ladenketten

HaltungssystemAuch in einem Anbindestall fühlen sich die Kühe «sauwohl»Freitag, 14. Januar 2022 Die deutschen Händler Edeka und Netto gaben bekannt, bei der Trinkmilch künftig nur noch Milch von Kühen zu verkaufen, die nicht das ganze Jahre angebunden im Stall stehen, dies meldet die Neue Osnabrücker Zeitung (NOS). Wenige Tage danach vermeldete auch Aldi einen Ausstieg aus der Anbindehaltung und geht dabei laut NOS noch weiter als Edeka und Netto: Aldi wolle künftig nicht nur keine Milch mehr von Kühen aus sogenannter ganzjähriger Anbindehaltung, auch soll bis 2030 solche Milch aus den Regalen fliegen, bei der die Tiere nur im Winter im Stall angebunden sind und die Sommermonate auf der Weide verbringen dürfen.

Die Änderungen würden sich sowohl bei Aldi als auch bei Edeka und Netto allein auf Trinkmilch der Eigenmarken beziehen, jedoch nicht für beispielsweise Käse oder Joghurt und andere verarbeitete Produkte. Bereits letztes Jahr gab Aldi Deutschland bekannt, schrittweise bis 2030 das gesamte Frischfleisch-Sortiment aus Haltungen mit Zugang zu Aussenklimabereichen oder biologischen Ställen zu beziehen

Deutscher Bauernpräsident sieht keine Zukunftsperspektive für den Anbindestall

Auch die Bundesregierung wolle keine angebundenen Kühe mehr im Stall, zumindest wenn die Tiere nicht wenigstens im Sommer auf die Weide dürften, so die NOZ. Eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums bestätigte gegenüber der NOZ, dass die «wesentlichen arteigenen Verhaltensweisen von Rindern» erheblich eingeschränkt seien, deswegen müsse die Anbindehaltung «aus tierschutzfachlicher Sicht auslaufen».

Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte gegenüber der NOZ, dass langfristig gesehen eine ganzjährige Anbindehaltung weder für das Tier noch für den Bauern eine Zukunftsperspektive habe. Einen Ausstieg binnen zehn Jahren, wie dies gemäss NOZ von der Regierung geplant ist, nannte er ein realistisches Zeitfenster. Er rief aber laut NOZ dazu auf, solche Betriebe zu erhalten, die ihre Tiere nur in den Wintermonaten anbinden und im Sommer auf die Alm schicken. Dafür brauche es eine gesonderte Lösung, so der Bauernpräsident gegenüber der NOZ.

In der Schweiz ist ein Mindestauslauf Pflicht

Wie viele Kühe in Deutschland in ganzjähriger Anbindehaltung gehalten werden, sei unklar, so die NOZ. Die Landwirtschaftszählung 2020 habe 1,1 Millionen entsprechende Haltungsplätze ergeben. Dies bedeute aber nicht zwangsläufig, dass die Kühe ganzjährig angebunden sind.

In der Schweiz gilt die Regelung, dass Rinder, die angebunden gehalten werden, regelmässig Auslauf erhalten müssen; während der Vegetationsperiode an mindestens 60 Tagen und während der Winterfütterungsperiode an 30 Tagen. Ausserdem dürfen sie höchstens zwei Wochen ohne Auslauf bleiben. Für Raus-Betriebe gelten strengere Regelungen.