Ob ein Laufstall oder ein Anbindestall - was nützt der grösste, hellste und luftigste Stall dem Tier, wenn der Landwirt oder die Landwirtin die Krankheiten nicht rechtzeitig erkennt oder einen groben Umgang mit den Tieren pflegt. Trotzdem hat der Anbindestall in den letzten Jahren einen schlechten Ruf erhalten und werde gegenüber dem Laufstall benachteiligt. Zu Unrecht findet die IG Anbindestall (IGA). Denn: Im Laufstall sei das Leben der Kühe viel stärker von Ängsten, Stress oder Auseinandersetzungen vorhanden als in einem Anbindestall.

Ein Vorzeigebetrieb

Das auch ein Anbindestall einen hohen Tierschutzkomfort bieten kann, zeigte sich auf dem Betrieb von Peter und Marianne Steffen in Ortschwaben BE. Vor zwei Jahren haben sie in einen neuen Anbindestall mit 52 Kuhplätzen investiert. Die Kühe von Steffens sind von März bis Dezember draussen auf der Weide. Im Winter sind sie mindestens jeden zweiten Tag im Laufhof. Dass es  den Tieren gut geht, zeigt ihre Gesundheit: Die Tierarztkosten sind  tief, die Trächtigkeitesrate könnte mit 1,2 Besamungen pro Kuh nicht besser sein und auch mit der Milchleistung ist der Landwirt zufrieden.

Dazu eingeladen

Die IGA hat am Freitag dazu eingeladen, um die Vorzüge eines Anbindestalls aufzuzeigen. Eingeladen war auch Stefan Flückiger, Geschäftsführer vom Schweizer Tierschutz STS. Die IGA erhofft sich, dass der Schweizer Tierschutz ihre Anliegen ernst nimmt und diese auch in politische Diskussionen einbringen wird.

Die Kühe fühlen sich «sauwohl»

Nach Edeka, Netto und Aldi jetzt auch die RegierungDeutschland verabschiedet sich von der ganzjährigen AnbindehaltungDienstag, 18. Januar 2022So nutzte der IGA-Präsident Konrad Kötzli mehrmals die Gunst der Stunde und machte die Anwesenden immer wieder aufmerksam wie schön es die Kühe bei Steffens haben. «Herr Flückiger, das müssen sie doch eingestehen, dass hier ein hohes Tierwohl herrscht», sagt er. «Schauen Sie doch wie sie friedlich im Stroh liegen und widerkäuen». Stefan Flückiger weiss, dass er sich auf einem Vorzeigebetrieb befindet. «Das will ich gar nicht abstreiten», entgegnete er. Er habe schliesslich auch Landwirt gelernt und wenn er eine Frau gefunden hätte, wo er hätte einheiraten können, würde er sicher heute Bauern. Nein, Flückiger hatte nur grosses Lob über die Haltung der Tiere in Steffens Anbindstall übrig. «Obwohl wir vom Schweizer Tierschutz nichts gegen Anbindeställe haben, befürworten wir diese auch nicht», hält er fest. Den die arttypische Haltung vom Tier verlange eine Bewegungsfreiheit, und dies sei in einem Anbindestall gegenüber einem Laufstall nicht gewährleistet.

85% machen beim RAUS mit

Diesen Vorwurf lässt Beat Haldimann, Vize-Präsident der IGA nicht gelten: «85 Prozent die einen Anbindestall haben machen beim RAUS-Programm mit», hält er fest. Viel mehr als bei den Laufstallbetrieben. «Hier werden wir noch zulegen», verspricht Konrad Klötzli. Die IGA sei weiterhin bestrebt, sich in Sachen Tierschutz weiterzuentwickeln aber die Forderung vom Tierschutz, dass man in Zukunft die Tiere im Winter an 26 Tagen im Monat draussen haben muss, könne man nicht nachvollziehen. 

«Es tut mir weh»

«Mir tut es im Herzen weh, es tut mir weh für meine Kinder und meine Arbeit. Wo sollen es die Tiere noch besser haben als hier in der Schweiz», sagt die Landwirtin Adelheid Graf, welche im Vorstand der IGA ist. «Wir haben hierzulande das strengste Tierschutzgesetz und es wird immer noch mehr gefordert», hält sie fest. Flückiger sagt nur, dass das Ausland diesbezüglich nicht schlafe und Dänemark habe zum Beispiel die Anbindehaltung verboten. «Ich will diese in der Schweiz nicht verbieten, aber ich will sich auch nicht mehr salonfähig machen», sagt er zum Abschluss.